Die Silly Season der MotoGP kommt so langsam richtig in Fahrt. Mit Alex Rins' Wechsel von LCR zu Yamaha ist der erste Dominostein bereits gefallen. Die nächsten Schritte könnten bei Ducati erfolgen. Gresini sucht den Nachfolger von Fabio di Giannantonio, doch auch bei den beiden anderen Ducati-Kundenteams könnte es heiß hergehen.

Franco Morbidelli drängt nach seinem Yamaha-Aus auf einen Platz bei VR46. Er scheint gute Karten zu haben, so ist er doch auch Teil der VR46-Academy. Dafür müsste beim Team von Valentino Rossi aber ein Platz frei werden. Diese Lücke würde durch die Beförderung Marco Bezzecchis entstehen. Der Italiener hat sich mit einer starken Saison 2023 längst für höhere Aufgaben empfohlen und Ducati spielt mit dem Gedanken, ihn auf eine der werksunterstützten Pramacs zu setzen. Der Leidtragende wäre Johann Zarco, dessen Vertrag dann nicht über 2023 hinaus verlängert werden würde.

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Der Franzose würde gerne bleiben: "Wenn man an den Sieg denkt, an der Spitze zu stehen und zu kämpfen, wie ich es jetzt seit ein paar Jahren tue, dann ist der richtige Platz eindeutig bei Ducati, denn es ist das beste Motorrad." Außerdem rechtfertige seine Leistung eine Verlängerung: "Mein Ziel ist Ducati, ein Sieger-Bike und ein Sieger-Team. Wir führen die Meisterschaft mit Pramac an. Jorge [Martin] und ich arbeiten gut zusammen, warum also nicht weitermachen?"

LCR-Boss bestätigt Kontakt zu Zarco

Tatsächlich fährt der zweimalige Moto2-Weltmeister mit WM-Rang fünf, 122 Punkten und bisher vier Podestplätzen in neun Rennen alles andere als eine schlechte Saison. Dennoch scheint er sich auf einen möglichen Abgang vorzubereiten. Die Gerüchte, dass er die Nachfolge von Rins bei LCR-Honda übernehmen könnte, wurden zuletzt mehr als nur befeuert. LCR-Boss Lucio Checchinello bestätigte die Kontakte gegenüber Canal+: "Wir wurden von verschiedenen Agenten angesprochen, auch von dem von Zarco. Wir waren ein wenig überrascht, denn Zarco hat derzeit ein sehr konkurrenzfähiges Motorrad. Er bietet uns auch die Möglichkeit, in einem mehrjährigen Projekt zusammenzuarbeiten, und das ist eine Option, die auf dem Tisch liegt."

Bei LCR wäre Zarco Nachfolger von Alex Rins, Foto: LAT Images
Bei LCR wäre Zarco Nachfolger von Alex Rins, Foto: LAT Images

Auch Zarco spricht mittlerweile offen vom Honda-Flirt. "Ich wäre stolz darauf", kommentiert er die Aussicht, für Honda zu fahren. Doch die Wahrheit lautet auch, dass Honda aktuell meilenweit von Ducatis Leistungsniveau entfernt ist. Genau hier könnte Zarco aber helfen. Der Franzose gilt im MotoGP-Paddock als eine Art rennfahrender Testfahrer. Sein Anteil an Ducatis Entwicklung wird hoch eingeschätzt. Könnte er auch Honda weiterhelfen? "Es würde keine schlechte Herausforderung sein", gibt er sich kämpferisch.

Honda-Interesse sichert Zarcos MotoGP-Verbleib ab

Der 33-Jährige kann Ducatis Zögern bei der Vertragsverlängerung nicht nachvollziehen: "Wir sind es gewohnt zu sagen, dass man, wenn man gute Ergebnisse erzielt, seinen Platz in der MotoGP für das nächste Jahr haben kann. Ich tue es und habe immer noch keinen Platz für das nächste Jahr. Das macht das Gefühl ein bisschen seltsam." Ein Wechsel in die Superbike-WM kommt für ihn nicht in Frage und so ist ihm die Option Honda willkommen: "Es ist gut, das Interesse von Honda zu haben. Es ist natürlich schön, dass diese Marke Interesse hat, auch wenn sie sich abmühen. Wir müssen darüber nachdenken."

Die Kontakte zu Honda liefen bisher aber wohl ausschließlich über LCR. Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig wurde noch nicht angefragt: "Ich kann im Moment keine wirkliche Aussage machen, weil wir nicht einmal miteinander reden." Doch der Spanier ließ klar durchblicken, dass er einer Verpflichtung Zarcos nicht im Wege stehen würde: "Ich kann meine persönliche Meinung sagen: Johann ist ein schneller Fahrer mit viel Erfahrung. Er ist mit vielen Teams gefahren. Er ist immer ein gern gesehener Fahrer." Der Ball liegt also bei Ducati.