Marc Marquez und Enea Bastianini erlebten am Sonntag in Silverstone ein weiteres, lange Zeit sehr unauffälliges MotoGP-Rennen. Die beiden Top-Piloten kämpften im Großen Preis von Großbritannien nach einem Start aus der fünften Reihe nur am hinteren Ende der Top Ten um einige wenige WM-Punkte. Im Duell um den zehnten Platz kam es fünfeinhalb Runden vor Schluss aber zur Kollision zwischen Marquez und Bastianini, die das Rennen für beide Piloten vorzeitig beendete.

Die Frage nach dem Schuldigen stellte sich dabei eigentlich nicht: Marquez war zu Beginn der S-Kurven dicht hinter Bastianini und in T11 schließlich auf das Heck von der Ducati Desmosedici GP23 aufgelaufen. Er berührte das Hinterrad seines Kontrahenten und stürzte, sein Rennen war auf der Stelle beendet. Bastianini blieb sitzen, ging aber wenige Kurven später auch noch zu Boden. Auch hieran hatte Marquez wohl seinen Anteil.

"Marc hat mich in Turn 11 im Kurveneingang berührt", beschreibt Bastianini, für den klar war, dass sein Rivale schuld an der Kollision war. "In Kurve 15 wollte ich dann bremsen, aber es war unmöglich, das Motorrad zu stoppen. Ich bin dann gerade ausgefahren." Der Ducati-Pilot erreichte das Kiesbett mit hoher Geschwindigkeit und schaffte es nicht mehr, im Sattel zu bleiben. Er stürzte: "Nach dem Kontakt mit Marc hat das Bike nicht mehr funktioniert. Außerdem war der Reifen ohnehin am Ende. Wahrscheinlich bin ich deswegen gecrasht."

Marquez spricht von Rennunfall: Beide Fahrer mit Fehler

Marquez selbst hatte die Situation jedoch etwas anders wahrgenommen. Er sprach am Sonntagabend von einem Rennunfall, an dem auch die schwierigen Bedingungen ihren Anteil gehabt hätten. Nur zwei Runden zuvor hatte es in Silverstone leicht zu tröpfeln begonnen, weiße Flaggen wurden geschwenkt. "Da wollte ich nichts riskieren, deswegen hat Bastianini mich überholt. Eigentlich riskiere ich im Regen mehr, aber heute habe ich das nicht getan", lässt der Honda-Star wissen.

"Wenn ich einen Fehler mache, sage ich das. Aber in genau diesem Bereich begann es, etwas stärker zu regnen. Da bin ich ins Rutschen gekommen." Um einen Sturz zu vermeiden, sei er deshalb etwas von der Linie nach links abgefahren, beschreibt Marquez weiter. "Genau in dieser Runde hat Bastianini aber auch einen kleinen Fehler gemacht. Er ging auch weit, meine Vorderbremse traf sein Hinterrad und ich stürzte. Das war eine äußerst unglückliche Situation, die im Rennsport so passieren kann", meint der achtfache Weltmeister.

Marc Marquez kämpfte in Silverstone erneut im Mittelfeld, Foto: LAT Images
Marc Marquez kämpfte in Silverstone erneut im Mittelfeld, Foto: LAT Images

Marquez zieht trotz Crash positives Silverstone-Fazit

Eine Meinung, die die MotoGP-Stewards wohl teilten, denn sie leiteten keine Untersuchung des Vorfalls ein. Somit muss Marquez keine nachträgliche Strafe fürchten. Dafür erreichte er das Ziel in einem Grand Prix aber auch zum fünften Mal in Folge nicht, auf WM-Punkte wartet der Honda-Pilot seit dem Mugello-Sprint Anfang Juni. Anders als in den vergangenen Rennen zog Marquez diesmal aber ein positives Fazit: "Wir waren viel besser unterwegs als erwartet. Wir sind gut gefahren, vor allem, weil mir in der ersten Runde ein Flügel gebrochen ist und es dadurch ziemlich schwierig wurde, zu beschleunigen. Das ist ohnehin unser Schwachpunkt, heute habe ich also noch ein bisschen mehr verloren."

Erfreulich sei außerdem, dass sich der Honda-Pilot seinen Sturz diesmal erklären konnte. In Le Mans, Mugello oder am Sachsenring war das nicht der Fall, oftmals flog Marquez ohne Vorwarnung ab. "Ich bin zufrieden mit unserer Arbeit", sagt er. "Ja, jetzt wird jeder wieder sagen, dass ich gestürzt bin, aber ich habe den Sturz diesmal perfekt verstanden. Außerdem war das einer dieser Stürze, die dir nicht das Selbstvertrauen nehmen, weil viel Pech zusammenkam. In zwei Wochen geht es in Österreich weiter, dort müssen wir auf dieser Basis aufbauen."