Seit seinem MotoGP-Debüt im Jahr 2013 gewann Marc Marquez jedes Rennen am Sachsenring, an dem er teilnahm. Acht Siege in ebenso vielen Grand Prix - das war die beeindruckende Bilanz des 'King of the Ring'. Mit dem MotoGP-Sprint von Deutschland ist diese Serie im Jahr 2023 nun zu Ende gegangen. Statt einem erneuten Kampf um den Sieg entwickelte sich das 15-Runden-Rennen für Marquez zum absoluten Debakel.

Seinen Anfang nahm das Desaster schon im Qualifying am Samstagvormittag. In schwierigen Bedingungen auf auftrocknender Strecke stürzte der achtfache Weltmeister gleich dreifach: Zweimal in der Schlusskurve, davon einmal per Highsider und ein weiteres Mal in Turn 1 nach einem Vorderrad-Rutscher. Trotzdem schaffte es Marquez, sich mit Platz sieben eine - in Anbetracht dreier Stürze - verhältnismäßig gute Ausgangsposition zu verschaffen.

Diese nutzte der Spanier auch, um in der Startphase gleich zwei Positionen gutzumachen. Statt weiter anzugreifen, ging es danach jedoch nur rückwärts. Schon in der ersten Runde konnte sich die Top Vier leicht von Marquez lösen, der zu Beginn des zweiten Umlaufs Brad Binder in Turn 1 passieren lassen musste. Eine weitere Runde später verbremste sich der MotoGP-Superstar an gleicher Stelle und ging etwas weit, wodurch Marco Bezzecchi und Johann Zarco durchschlüpften. Gegen Letzteren konnte Marquez kurzzeitig kontern, hielt sich aber nicht mehr lange vorne. Im weiteren Rennverlauf gingen dann auch Bruder Alex, Enea Bastianini und schließlich Aleix Espargaro vorbei. Das bittere Endresultat: P11 mit 10,828 Sekunden Rückstand auf Sieger Jorge Martin.

Marc Marquez klagt: So viel Risiko und dann nur Platz 7!

"Wir haben heute eine Veränderung am Bike vorgenommen, weil ich gestern stark mit dem Grip am Heck zu kämpfen hatte. Dadurch habe ich aber noch mehr Grip und Drehmoment verloren. Das Rennen war dadurch ein einziges Desaster", fand ein sichtlich frustrierter Marquez nach Sprintende in seiner Medienrunde deutliche Worte. Gleichzeitig gestand er, dass er nach den drei Stürzen im Qualifying kein unnötiges Risiko gehen und das Rennen einfach nur beenden wollte.

"Als ich heute aufgewacht bin, hatte ich ein positives Gefühl. Gestern hatten wir Probleme, aber ich wollte es versuchen. Im Nassen waren wir schnell, auf trockener Strecke hatten wir dann aber wieder zu kämpfen. Ich bin gestürzt, hatte gepusht und bin wieder gestürzt. Zwischen Qualifying und Sprint saß ich dann in meinem Büro. Mir wurde klar, dass die Balance einfach nicht gut genug ist. Ich musste so viel Risiko eingehen - für einen siebten Platz", beschreibt der Honda-Star. "Auf der ersten Runde habe ich attackiert, in Turn 11 dann aber schon die erste Warnung vom Bike bekommen. In Turn 1 erneut. Da habe ich Tempo rausgenommen und bin das Rennen einfach zu Ende gefahren."

Marc Marquez konnte im MotoGP-Sprint nicht gegenhalten, Foto: LAT Images
Marc Marquez konnte im MotoGP-Sprint nicht gegenhalten, Foto: LAT Images

Sinneswandel bei Marc Marquez: Müssen Realität akzeptieren!

Damit offenbarte der achtfache Weltmeister einen gewaltigen Sinneswandel, ist doch nur 'Nur ins Ziel kommen' eigentlich sogar nicht Marquez-Style. "Ich bin nah an den Topfahrern dran, muss aber zu viel Risiko eingehen. Das Resultat sind diese Stürze. Wir wollen pushen, können aber nicht. Das müssen wir akzeptieren", beschreibt er und ergänzt: "Wenn du um P8 fährst, ist es einfacher, Gas rauszunehmen. Wenn du, wie in Le Mans, um ein Podium kämpfst, fällt das schwerer. Hier sind wir nicht bereit, um das Podium zu kämpfen."

Damit scheinen Marquez und Honda endgültig in der mauen Realität angekommen: Selbst auf der einstigen Paradestrecke reicht es nicht zu mehr als Mittelmaß. "Mit der alten Honda waren wir sehr schnell in langsamen Kurven und beim Einlenken. Mit der neuen Honda sind wir schnell in schnellen Kurven, verlieren aber beim Einlenken Zeit. Das zeigt sich hier besonders", erklärt der MotoGP-Superstar. Für den Grand Prix am Sonntag rechnet er kaum mit Besserung: "Hoffentlich können wir morgen etwas besser abschneiden und müssen nicht so viel leiden."