Marc Marquez schrieb am Freitag ausgerechnet auf seiner absoluten Paradestrecke Sachsenring Negativschlagzeilen. Bei einem Horror-Unfall ausgangs der Boxenausfahrt kamen er und Johann Zarco glücklich davon und lieferten sich danach ein deftiges Wortgefecht. Das Ergebnis: Marquez konnte keine schnelle Runde mehr fahren und muss durch Q1. Doch auch vor dem Schock-Moment lief es für den Honda-Star alles andere als rosig. Obwohl er im ersten Training auf Platz Zwei fuhr, musste er mehrmals seine berühmten Saves auspacken, um einen Sturz zu vermeiden.

Bei einem dieser Momente in Kurve 11 überkamen ihm dann die Emotionen und er gestikulierte wutentbrannt in die Onboard-Kamera. Hatte Marc Marquez da wirklich den Stinkefinger gezeigt? Der Spanier gab es offen zu: "Ja, das hat die Kamera gut aufgenommen. Das war situativ, da war der Adrenalinspiegel sehr hoch." Die Vorgeschichte des Tages hatte das Fass zum Überlaufen gebracht: "Ich habe einen Sturz in einer sehr schnellen Kurve abgefangen. Das war meine körperliche Reaktion darauf, denn ich hatte dieses Wochenende schon viele Warnschüsse."

Marquez verzweifelt: Honda am Pace-Limit und mit ständiger Sturzgefahr

Die Honda scheint eine eingebaute Sturzgefahr zu haben. Auch Takaaki Nakagami kam am Freitag zu Fall, Alex Rins und Joan Mir sind bekanntermaßen wegen Sturzverletzungen gar nicht erst am Start. Letztendlich erwischte es eben auch Marquez. Der Spanier hat ohnehin eine Sturzserie von vier nicht beendeten Rennen in Serie zu vermelden. Das Problem muss angegangen werden: "Wir müssen verstehen, wie wir ruhiger oder vielleicht ein bisschen langsamer fahren können, damit diese Momente nicht passieren."

Selbst auf seiner Lieblingsstrecke, auf der er seine letzten 11(!) Auftritte allesamt gewonnen hat, scheint für Marquez in der Honda-Krise nichts mehr zusammenlaufen. Auch in Sachen Pace steht er an: "Heute morgen hat man gesehen, dass ich diese Strecke mag. Ich ging raus und war sofort am Limit. Es fällt mir leicht hier zu fahren. Dann kommst du aber an dem Limit an und bleibst dort stecken. Da kannst du nicht mehr machen." Stattdessen kam es zu den vielen heiklen Momenten.

Sachsenring-Reset bei Marquez: Großer Setup-Umbau für Samstag steht bevor

Marquez experimentiert viel herum, um eine Lösung zu finden. Dazu fuhr er zwei unterschiedliche Bikes mit kurzem und längerem Schwingarm. Beide Varianten gefallen ihm nicht: "Der Moment war mit dem längeren Bike. Wir müssen morgen einen Kompromiss finden. Was die Situationen angeht, hatte ich schon viele Warnungen heute. Es ist sehr merkwürdig, ich hätte heute viele Highsider haben können. Das müssen wir verstehen lernen."

Das Chassis der Wahl ist dafür mittlerweile die Variante von Kalex. Der sechsfache Weltmeister begründete, warum: "Ich hatte heute zwei Kalex, weil ich damit Rennen fahre. Mit dem neuen Zeitplan ist es unmöglich Vergleichstests [mit dem HRC-Chassis, Anm. d. Red.] zu fahren." Aber auch mit dem schwäbischen Produkt hilft wohl nur ein kompletter Setup-Neuanfang: "Vermutlich müssen wir für morgen eine radikale Entscheidung treffen und überall etwas ändern. Heute hat auch Nakagami das neue Chassis ausprobiert und leider ist er damit gestürzt. Ich bin damit auch gestürzt, also haben wir weniger Teile. So oder so müssen wir arbeiten und unsere Situation verbessern." Marquez und seinen Ingenieuren muss dringend etwas einfallen, wenn er seinen Sachsenring-Zauber erneut zeigen will.