Marc Marquez jubelte in Misano, als hätte er soeben einen weiteren WM-Titel gewonnen. Im Parc ferme riss er sich den Helm vom Kopf, schrie seine Freude aus voller Kraft heraus und ließ sich von seiner Crew gen Himmel heben.

Nachdem er zweimal in Folge in der letzten Kurve von Konkurrenten ausgestochen worden war, schlug er diesmal zurück und feierte seinen vielleicht emotionalsten Sieg der laufenden Saison.

"Ich wusste, dass ich eine Chance hatte, zu gewinnen, denn Rins ist gestürzt und Dovi war weit hinter mir. Aber die größte Motivation war die Aktion von gestern", gab Marquez unmittelbar nach seinem Sieg zu Protokoll.

Damit kam Marquez auf eine Szene aus dem MotoGP-Qualifying vom Samstag zu sprechen, als er mit Valentino Rossi aneinander geriet. Die Aktion hatte nicht nur für Aufregung im Paddock gesorgt, sondern hatte auch ein Vorsprechen der beiden Streithähne bei den FIM-Stewards zur Folge gehabt.

Marquez vs. Quartararo

Während Rossi damit am Samstag sein Revier noch markieren konnte, gehörte die volle Aufmerksamkeit am Sonntag dem Duell zwischen Rookie Fabio Quartararo und Champion Marquez.

Früh konnte sich das Duo vom Rest des Feldes absetzen und bis zur letzten Runde überließ Marquez Quartararo die Führungsarbeit. Er zeigte damit, dass er aus dem Rennen in Silverstone gelernt hat, als Alex Rins ihn mit dieser Taktik in die Knie zwang.

Diesmal war es Marquez, der seinen Gegner als Jäger belauern konnte, um ihn in der letzten Runde zu schlagen. Dafür benötigte Marquez allerdings zwei Versuche, denn eine erste Attacke in die erste Kurve hinein konnte Quartararo noch kontern. Im zweiten Versuch klappte es aber und in der drittletzten Kurve warf der Franzose alles in die Waagschale und wäre beinahe noch gestürzt.

"Ich habe mich dafür entschieden, es in der letzten Runde zu versuchen. Ich wusste, dass Fabio in Turn 3 sehr stark sein würde. Deshalb habe ich versucht, ihn vorher zu überholen und ihn dann hinter mir zu halten", analysierte Marquez seine siegbringende Taktik. Wie emotional das Duell ablief, zeigte auch die Reaktion von Quartararo, der in der Auslaufrunde den verlorenen Sieg mit bitteren Tränen betrauerte.

Für Marquez dürfte nun schon bald die Zeit der Ernte anbrechen, denn auf seinen ersten WM-Verfolger Andrea Dovizioso hat er bereits 93 Punkte Vorsprung. Sollte er in den kommenden beiden Rennen in Aragon und Thailand insgesamt sieben Zähler mehr holen als der Italiener, wäre er bereits vor den letzten vier Saisonläufen erneut Weltmeister.