Es klingt unglaublich, aber unmöglich ist im Sport ja bekanntlich nichts. Valentino Rossi könnte nach seinem Beinbruch am vergangenen Donnerstag tatsächlich bereits beim Grand Prix von Aragon in zwei Wochen in die MotoGP zurückkehren. Exakt drei Wochen wären dann also seit der Verletzung vergangen. Zum Vergleich: Bei seinem letzten Beinbruch brauchte Rossi 40 Tage für sein Comeback.

"Die Ärzte haben gesagt, dass seine Genesung länger dauern wird, aber wir wissen wie extrem Sportler sein können", gab Yamaha-Motorsportchef Lin Jarvis am Samstag in Misano einer kleinen Medienrunde, der auch Motorsport-Magazin.com angehörte, zu verstehen. "Wir hatten mit Jorge Lorenzo ja selbst das krasseste Beispiel im eigenen Team." Lorenzo brach sich 2013 in Assen am ersten Trainingstag das Schlüsselbein, ließ sich in Barcelona operieren und fuhr im Rennen unter großen Schmerzen zu Rang fünf.

Yamaha schließt Rossi Comeback in Aragon nicht aus

Jarvis und Yamaha rüsten sich für den Fall der Fälle: "Man darf niemals nie sagen. Valentino hat genug Erfahrung, um einschätzen zu können, wann er zurückkommt. Das hängt von seinen Schmerzen ab und wie die Physiotherapie verläuft." Wie Jarvis erklärt, plant man bei Yamaha, Rossi vor einem möglichen Aragon-Comeback einen Test zu ermöglichen, bei dem er mit einer R1 wieder auf Touren kommen kann. Das hatte man bereits beim letzten Beinbruch 2010 so gemacht.

Get well soon, Valentino Rossi! (00:55 Min.)

Klar ist für Jarvis, dass Rossi nicht nur zum Spaß nach Aragon kommen wird. "Ich denke, dass Valentino nur zum Grand Prix kommen wird, wenn er überzeugt ist, dass er fahren kann. Vor allem, dass er rennfahren kann. Nur irgendwie herumzufahren ist für ihn nicht interessant. Wenn er das Gefühl hat, nicht in die Top-Fünf oder Top-Sechs fahren zu können, wird er es wohl nicht versuchen."

Wer ersetzt Rossi? Vier Yamaha-Kandidaten

Für den Fall, dass Rossi auch in Aragon ausfällt, muss sich Yamaha nach einem Ersatz umsehen. In Misano durfte man den Platz leer lassen, zehn Tage nachdem ein Fahrer zurückgezogen wird muss aber Ersatz gefunden werden. Das ist vertraglich zwischen den Herstellern und der MotoGP so vereinbart. "Das ist auch richtig so. The Show must go on", stellt Jarvis klar. Auf die Frage, ob er schon eine Idee habe, wer den der Rossi-Ersatz sein könnte, meinte er nur schelmisch: "Ich habe sogar eine sehr gute Idee." Teilen wollte er diese vorerst aber nicht, die Bekanntgabe soll kommende Woche folgen.

Katsuyuki Nakasuga fuhr 2012 als Lorenzo-Ersatz in Valencia auf das Podium, Foto: Yamaha Factory Racing
Katsuyuki Nakasuga fuhr 2012 als Lorenzo-Ersatz in Valencia auf das Podium, Foto: Yamaha Factory Racing

Vier Fahrer befinden sich in der Auswahl, so viel verriet Jarvis. Es handelt sich dabei um die beiden japanischen Testfahrer Katsuyuki Nakasuga und Kohta Nozane sowie die WSBK-Piloten Alex Lowes und Michael van der Mark. Die endgültige Entscheidung dürfte aber wohl zwischen Nakasuga, Lowes und van der Mark fallen. "Für Nozane wäre es schon eine sehr große Aufgabe, Valentino zu ersetzen", will der Yamaha-Boss dem 21-jährigen Nozane ein MotoGP-Debüt zu einem anderen Zeitpunkt ermöglichen. "Wir werden eher mal mit einer Wildcard beginnen. Ihn als Ersatzpiloten zu verwenden würde wohl zu großen Druck auf den armen, jungen Kerl laden."