Die MotoGP bricht mit einer jahrelangen Tradition. Seit dem ersten Nachtrennen in Katar im Jahre 2008 vermied man es wie der Teufel das Weihwasser, die Piloten im Regen oder auf nasser Piste rauszuschicken. Die Begründung: Die Lichtreflexionen im Nassen, die die Flutlichtanlage des Losail International Circuit hervorruft, wären zu stark und damit ein Sicherheitsrisiko für die Piloten. Doch nun findet ein Umdenken statt.

Wie die Gazzetta dello Sport in ihrer Sonntagsausgabe berichtet, sind Loris Capirossi und Franco Uncini von der Safety Commission nach den dreitägigen Testfahrten in Sepang weiter gereist in die Wüste von Katar. Dort schickte man die beiden Ex-Weltmeister nachts auf die künstlich bewässerte Strecke, um sich ein Bild von den Verhältnissen vor Ort im Falle eines Regengusses zu machen. Das Fazit von Capirossi und Uncini: Alles gut, die Sicht ist nicht eingeschränkt, die Sicherheit der Strecke damit auch im Regen gegeben.

MotoGP verlangt erstmals nach Regenreifen für Katar

Michelin verfrachtet nun auch Regenreifen nach Katar, Foto: Motorsport-Magazin.com
Michelin verfrachtet nun auch Regenreifen nach Katar, Foto: Motorsport-Magazin.com

Dieser Beschluss hat schon für die anstehenden Testfahrten in Katar direkte Auswirkungen. MotoGP-Promoter Dorna Sports hat Reifenausrüster Michelin beauftragt, zum Test vom 10. bis 12. März Regenreifen mitzubringen. Bisher war es seit Beginn der Nachtrennen 2008 nicht notwendig, überhaupt Regenreifen nach Katar zu transportieren, da im Falle eines Regenschauers ohnehin nicht gefahren wurde. Damit erhalten die Fahrer die Möglichkeit, auch bei nasser Piste ihre Runden zu drehen.

Einen Haken hat die Sache noch: Der Beschluss, in Katar auch im Nassen zu fahren, muss erst noch beim nächsten Meeting der Safety Commission zusammen mit den Fahrern absegnet werden. Wird dort die Änderung endgültig fixiert, steht einem Regenrennen in Katar schon für 2017 nichts mehr im Weg. Sollten die MotoGP-Fahrer am GP-Wochenende allerdings erst im Rennen eine nasse Piste vorfinden, wird der Start zugunsten eines zusätzlichen Regen-Trainings nach hinten verlegt.

Keine Regenverschiebung wie beim Katar-GP 2009 mehr möglich

2009 standen wegen dem Regen alle Räder still, Foto: Rizla Suzuki
2009 standen wegen dem Regen alle Räder still, Foto: Rizla Suzuki

Damit ist eine Wetterlotterie wie beim Katar-GP 2009 nicht mehr möglich. Schon bei den Wintertests wurde der MotoGP-Tross damals von Wetter-Kapriolen heimgesucht, und auch beim Auftakt-Wochenende sollten die Launen von Petrus wieder eine gewichtige Rolle spielen. Das Rennen der 125ccm-Klasse musste bereits wegen einsetzenden Regens nach vier Runden abgebrochen werden, es siegte Andrea Iannone vor Julian Simon und Sandro Cortese. Für Cortese war es übrigens der erste Podiumsplatz in seiner WM-Karriere.

Auch der 250er-Lauf konnte nicht über die volle Distanz abgehalten werden. Nach 13 Runden war auch in der mittleren Klasse Feierabend. Doch noch schlimmer traf es die MotoGP-Cracks. Vor ihrem Start nahm der Regen immer weiter zu, an Rennfahren war so nicht mehr zu denken. Die Organisatoren mussten eine historische, wenn auch unangenehme Entscheidung fällen: Erstmals in der Geschichte der Motorrad-WM fand ein Lauf der Königsklasse an einem Montag statt.