Marc Marquez hat in Barcelona mit Valentino Rossi offiziell Frieden geschlossen und in Motegi seinen dritten WM-Titel dingfest gemacht. Glückwünsche aus dem gelben Lager sollte der Honda-Pilot trotzdem nicht erwarten. Rossis engster Freund und rechte Hand Alessio 'Uccio' Salucci sprach mit der spanischen 'Marca' über das Jahr 2015 und Nemesis Marquez. Eines ist klar, die Abneigung gegen den Kontrahenten ist nach wie vor groß. Sehr groß.

Uccio: Marquez war nie ehrlich

Nicht nur Rossi trägt den Ärger auf Marquez aus der Saison 2015 weiter mit sicher herum. Auch Uccio ist nachtragend und dabei weniger diplomatisch in seinen Aussagen. "Ich habe viele Fahrer gesehen und weiß, wer ehrlich ist. Marc war es nicht", stellt der Italiener deutlich klar. Was klingt, als hätte Uccio bereits vor 2015 Bedenken bezüglich Marquez gehabt, entspricht der Wahrheit. "Vale und Marc haben sich gut verstanden, aber ich fand die Freundschaft oder Sympathie zwischen den beiden nie gut. Ich mochte nie, dass dieses Kind ein Poster von Vale in seinem Zimmer hatte", tritt er nach.

Vor dem Sepang-Clash versuchte Rossi noch, seinen besten Freund vom Gegenteil zu überzeugen. "Er wollte mich umstimmen, aber am Ende hatte ich Recht", ist sich Uccio sicher. "Manchmal sehen Dinge von außen besser aus als von innen. Ich habe Marc aber immer als Gegner gesehen, als einen vom Rest." Das Konstrukt "Rivalen als Freunde" sieht der Italiener ohnehin als unvernünftig an. "Im Paddock gibt es keine Freunde, die hat man zu Hause. Deshalb weiß ich auch nicht, ob es wichtig ist, das sich Vale und Marquez vorher gut verstanden haben", erklärt Uccio.

Dreamteam: Valentino Rossi und Uccio, Foto: Milagro
Dreamteam: Valentino Rossi und Uccio, Foto: Milagro

Aber nicht nur für Marquez gilt diese Faustregel des Italieners. Und während er sich mit Angriffen auf den Fünffach-Champ nicht zurückhält, ist er sich sicher, dass es für Rossi nicht mehr ganz so schlimm ist. "Valentino hasst ihn aber trotzdem nicht", so Uccio. "Er hasst andere. Und für mich sind alle mehr oder weniger dasselbe. Egal, ob Marquez, Jorge oder Pedrosa. Es sind alles Gegner", rudert er am Ende doch zurück.

Neuneinhalb statt neun

Ganz dasselbe sind Marquez und Rest der Konkurrenz dann aber doch nicht. "Wir können nicht vergessen, was letztes Jahr passiert ist. Wir werden es bis zu unserem Tod nicht vergessen, weil wir nicht können", droht Uccio und fügt an: "Wenn man verliert, ist man psychologisch fertig. Wenn man wie letztes Jahr verliert, sogar noch mehr. So etwas bleibt für immer in dir, zumindest ist das bei mir so. Wie es bei Valentino ist, weiß ich nicht, aber ich vermute mal, dass er es ähnlich sieht."

Fest steht für Uccio jedenfalls, dass sein bester Freund sowohl den Titel 2015, als auch den zehnten Titel generell verdient hätte. "Vor allem nach dem, was passiert ist", so der Italiener. Aber gerade dieser Vorfall bewegt Uccio zu einer interessanten Ansicht: "Für mich hat Valentino neuneinhalb Titel gewonnen", erklärt der Italiener. "Ich finde, der Titel aus dem letzten Jahr ist ein Stück unserer und auch ein bisschen meiner. Auch, wenn das nicht stimmt."

Phillip Island 2015: Habe Marquez' Verhalten zuerst gesehen

#SepangClash: Das Rennen veränderte die MotoGP, Foto: Milagro
#SepangClash: Das Rennen veränderte die MotoGP, Foto: Milagro

Das Rossi den Titel offiziell nicht gewonnen hat, ist eine Tatsache. Was genau im Jahr 2015 in Australien vorgefallen ist, scheint noch immer im Auge des Betrachters zu liegen. Allerdings nicht für Rossis rechte Hand. "In Australien hat man Marquez' Verhalten sehr deutlich gesehen. Ich war der Erste, dem es aufgefallen ist", gibt Uccio Preis. Sein erster Weg führte direkt zu Rossi. "Ich habe gesagt 'Schau mal, Marquez hat hier etwas sehr Merkwürdiges gemacht'", so Uccio. "Wenn man das Rennen live sieht, denkt man eigentlich immer, dass das mal passieren kann. Wenn man es sich aber noch mal in Ruhe anschaut, fällt einem so etwas auf."

So soll es laut seinem besten Freund auch Rossi gegangen sein, nachdem er sich das Rennen auf Phillip Island noch einmal anschaute. "Als Vale es dann gesehen hat, hat er nur 'Was zur Hölle?' gesagt. Es war eine hässliche, unsportliche Sache", pocht Uccio weiter auf die Richtigkeit seiner Aussage.

Uccio ist überzeugt davon, dass Marquez Rossi in Australien behindert hat, Foto: Repsol
Uccio ist überzeugt davon, dass Marquez Rossi in Australien behindert hat, Foto: Repsol

Zweifel, dass er mit seiner Meinung alleine dasteht, hat der Italiener nicht. Für ihn liegt die Sache glasklar. "Vor allem in Spanien haben sie es erst bestritten", erinnert sich Uccio. "Aber die Leute sind nicht dumm. Sie denken nach und analysieren." Laut dem Italiener hat das Nachdenken bei einigen zu einem Umdenken geführt - zu Gunsten Rossis. "Viele Leute haben gesehen, was dort passiert ist." Nach Aussagen wie diesen aus dem direkten Umfeld Rossis ist es schwer zu glauben, dass der Waffenstillstand zwischen ihm und Marquez noch lange vorhalten wird oder gar Glückwünsche ausgetauscht werden.