Normalerweise kann ein Fahrer nicht zufrieden sein, wenn er nach einem solch dominanten Freitag, wie ihn Jorge Lorenzo erlebt hatte, von Startplatz zwei starten muss. Doch Lorenzo war genau dies: Wohlwissend, dass Honda am Freitag einiges zurückgehalten hatte, konnte er nun die Bestätigung verbuchen, dass Yamaha auf der Strecke, auf der es bislang immer am schlechtesten lief, den Anschluss hergestellt hat. "Ich bin wirklich stolz auf dieses Wochenende", sagte der 28-Jährige, der wirklich alles gegeben hat, wie er versicherte.

In 1:46.743 Minuten war der Mallorquiner eine Zehntel langsamer als Marquez, setzte die Zeit aber in eine Relation. "Eine solche Zeit hinlegen zu können ist unglaublich. Wir haben unseren alten Rekord hier um über eine Sekunde verbessert, deshalb bin ich stolz und glücklich über die Arbeit, die wir über das Wochenende und auf dieser einen Runde geleistet haben." Die Strecke sei immer schwieriges Terrain gewesen, fügte er hinzu. Dass er gegen die explosive Honda nicht bestehen konnte, sei da zu verschmerzen. "Diese Strecke kommt unseren Rivalen halt mehr entgegen."

Verglichen mit seinem Teamkollegen, der bekanntermaßen erst zu den Rennen wach wird, hatte Jorge Lorenzo deutlich die Oberhand. Abschreiben will er ihn zwar nicht, die Nadelstiche sind aber spürbar: "Wenn man sich die Morgensession ansieht, war er über eine Runde schneller als ich. Ich hatte da ein Problem mit der Elektronik und er konnte die schnelle Runde nicht wiederholen und blieb bei 48er-Zeiten. Ich bin mir sicher, er arbeitet hart daran, um das Problem zu lösen. Es wird morgen nicht einfach: Dani und Marc werden eine gute Pace haben, Vale vielleicht auch..." Ein weiterer kleiner Stich, nachdem es im Qualifying schon eine Art Revanche für San Marino gegeben hat.

Sanft ist nicht gefordert: Gegen den Punch der Honda kommt Yamaha in Aragon nicht an, Foto: Yamaha
Sanft ist nicht gefordert: Gegen den Punch der Honda kommt Yamaha in Aragon nicht an, Foto: Yamaha

Setup gut, Wetter unberechenbar

Das Ziel seien am Sonntag maximale Punkte, so Lorenzo, doch eine große Unsicherheit bleibt: Das Wetter könnte zum dritten Mal in Folge die gesamte Arbeit über alle Trainingssessions hinweg zunichtemachen. Lorenzo bleibt nur die Hoffnung: "Ich hoffe, morgen aufzuwachen und einen sonnigen Himmel zu sehen. Ich kann das nicht kontrollieren, im Falle von Regen muss ich die Resultate der Vergangenheit verbessern." Ein bisschen hadert er schon mit dem abermals unsicheren Wetter: "Die Meisterschaft scheint dieses Jahr den Regen wirklich zu mögen. Wir müssen gut vorbereitet sein."

Er hat zu diesem Zweck extra noch einmal den Motorradwechsel geübt. "Gestern hatte ich ihn vergessen, während Vale wie viele andere auch ihn hart trainiert haben. Heute hat mir mein Mechaniker ein Zeichen gegeben. Der Wechsel ist gut gelaufen." Sollte es trocken bleiben, würden kühlere Bedingungen in jedem Fall helfen: "Das würde dem Hinterreifen gut tun, weil der auf diesem Typ Asphalt stark verschleißt, speziell auf der linken Seite. Wenn die Temperatur sinkt, könnte sogar der weichere Reifen eine Option darstellen."

In jedem Fall sieht sich der vierfache Weltmeister gut vorbereitet: "Wir haben gut am Setup gearbeitet und haben noch viele Details verbessert. Im FP4 war ich mit dem letzten Stint sehr zufrieden, das Motorrad war wirklich dicht an der Perfektion. Für morgen haben wir ein gutes Setup. Zwar müssen wir noch die allerletzten Details optimieren, aber generell mag ich sehr, wie sich das Bike auf der Strecke verhält. Das Team hat da wirklich einen tollen Job gemacht."