Damit hatte keiner gerechnet, nicht einmal er selbst: Jorge Lorenzo ist der Mann des Samstags, indem er eine absolute Rekordrunde fuhr. Schon im dritten freien Training beeindruckte der Mallorquiner mit einer Rundenzeit nahe am Streckenrekord, dann die Bestzeit in FP4 und schließlich die Pole Position mit der ersten 54er-Rundenzeit, die jemals mit einem Motorrad auf dem Masaryk Ring gefahren worden ist. Schon im ersten Anlauf knallte er eine beeindruckende 55er-Zeit hin, doch die hätte nicht ausgereicht, da Marc Marquez bis auf sieben Hundertstel an seine Endzeit herankam.

"Ich bin wirklich stolz auf meine Runden", sagte der 28-Jährige nach dem Qualifying. "Ich habe meine Zeit nicht erwartet, aber auch nicht die Zeiten von Marc und Valentino. Alle haben so hart gepusht und sich enorm gesteigert. Schon meine erste Runde war beeindruckend, aber hätte nicht einmal für die Pole gereicht!" Doch Lorenzo hatte volles Vertrauen in seine Fähigkeiten: "Heute Morgen bin ich schon sehr schnell mit dem weichen Hinterreifen gewesen, aber da war der vordere nicht neu. Im Qualifying waren dann beide frisch, das hat einen großen Schritt nach vorne bedeutet."

Und so zauberte er letztlich eine 1:54.989 in den Asphalt und ist damit der einzige Mensch, der die 5,403 Kilometer lange Strecke in unter 115 Sekunden auf einem Zweirad absolviert hat. Dabei war dies ein Schuss ins Blaue, denn: "So heiß wie es gestern gewesen ist, hatten wir keine Chance, das zu trainieren. Heute war es kühler und das war gut; ich habe auf beiden Runden gepusht, mit dem zweitem Satz sogar noch härter, was mir die zwei bis drei Zehntel eingebracht hat." Diese waren auch dringend nötig, denn seine direkten Gegner ließen ebenfalls nicht locker: "Marc und Vale sind beide dicht dran, das Niveau ist der Wahnsinn!"

Foto: Milagro
Foto: Milagro

Dabei war seine Super-Runde noch nicht einmal 100 Prozent optimal: "Sie war fast perfekt, bis auf die letzte Kurve, wo ich etwas viel Wheelspin hatte. Aber eine perfekte Runde ist nicht möglich, deshalb sollten wir zufrieden sein." Gerne wies er auch darauf hin, dass er nach seiner Topzeit noch zwei Runden dranhängen konnte, die beide im niedrigen 55er-Bereich anzusiedeln waren. "Das ist ein gutes Zeichen", kündigte er an.

Hoffnung auf trockenes Rennen

Im Rennen wird er sich nicht nur mit Dauerrivalen Marc Marquez, sondern auch mit Valentino Rossi auseinandersetzen müssen, dem der Sprung in die erste Reihe gelang." Wir erwarten ein sonniges Rennen, vielleicht ein paar Wolken", sagte der Yamaha-Pilot im Hinblick aufs Rennen. "Wir hoffen, dass es nicht nass wird, aber für alle Fälle haben wir ein gutes Basissetup; falls es regnet, sollte es auch kein großes Problem für uns sein."

Für den Fall eines trockenen Rennens haben sich weder Lorenzo noch Rossi bislang für einen Reifen entschieden. "Das werden wir morgen im Warm Up entscheiden, wenn wir auch noch nach einigen letzten Verbesserungen am Motorrad suchen", sagte Massimo Meregalli, der Teamdirektor des Werksteams. Er erwarte aber ein Hitzerennen, fügte er hinzu. Lorenzo fühlt sich für alle Temperatur-Eventualitäten gerüstet: "Wir haben alle Reifenmischungen probiert und waren mit beiden Typen vorne wie hinten stark."