Nach knapp vier Wochen Sommerpause kehrte der MotoGP-Zirkus endlich wieder auf die große Bühne zurück, um die 'ausgehungerten' Motorrad-Fans von ihrem Leid zu befreien. Und keine der drei Serien sollte auf dem Indianapolis Motor Speedway enttäuschen! Während die Spitzengruppe in der Moto3 bis wenige Runden vor dem Ende aus nicht weniger als zehn (!) Piloten bestand, sorgte die Moto2 mit einem Restart nach Roter Flagge für ein zusätzliches Spannungselement. Ach ja, die MotoGP fuhr natürlich auch noch. In der ersten Rennhälfte brannten Marc Marquez und co. dann auch ein Feuerwerk ab, das für die etwas ereignisarme Schlussphase mehr als nur entschädigte. Auch abseits des Sportlichen gab es jedoch allerhand zu erzählen...

Good bye, Texas Tornado

Das letzte Heimspiel des Colin Edwards wurde entgegen der Erwartungen letztlich doch der Triumphzug, den diese Ikone des Zweiradsports ohne Wenn und Aber verdient. Nach Wochen und Monaten der Flaute fuhr der zweifache Superbike-Weltmeister ausgerechnet auf der amerikanischen Kultstrecke in Indy als Dreizehnter noch einmal gut in die Punkte, und verabschiedete sich so würdig von seinen zahlreichen Anhängern vor Ort und an den Bildschirmen. Nach 196 Rennen in der Zweirad-Königsklasse macht der 40-jährige nun endgültig Schluss, und widmet sich künftig der Ausbildung von Nachwuchspiloten. Wir sagen: Thank you and well done, Texas Tornado.

Zehn? Eher: Nur noch acht!

Aller guten Dinge sind manchmal eben auch zehn, Foto: Honda
Aller guten Dinge sind manchmal eben auch zehn, Foto: Honda

Ich habe das ständige Understatement und die Konjunktive für den Moment einfach satt! Ohne ein Ereignis der Sensationskraft einer Sonnenfinsternis wird Marc Marquez in dieser Saison alle Rennen gewinnen. Jeder der drei Hauptkonkurrenten Dani Pedrosa, Valentino Rossi und Jorge Lorenzo hatte bereits an mindestens einem persönlichen Sahnetag die Chance, den Dominator im direkten Duell zu schlagen. Marquez versuchte es mit Starts aus der Boxengasse, Ausritten neben die Strecke, Stürzen im Qualifying, Rückstand in der letzten Runde des Rennens...

Er probierte es mit Fast-Stürzen in der letzten Kurve eines Grand Prix, schwamm im strömenden Regen im Freestyle über die Ziellinie - und doch siegte er stets ohne den kleinsten Hauch eines Zweifels. Wir sollten uns jedoch keinesfalls über 'Langeweile' beschweren! Was wir hier erleben, ist ein Jahrtausendtalent, das den Höhepunkt des Schaffens noch lange nicht erreicht haben sollte...

Style, oder Griff in die Disko-Klamottenkiste?

Zuletzt machte Motorsport-Magazin.com-Kolumnist Dominique Aegerter mit sensationellen sportlichen Leistungen von sich reden. Die Aufmerksamkeit schien dem Schweizer jedoch nicht genug, weswegen er mit einem optischen Auftritt der Extraklasse zum Rennen auf dem Indianapolis Motor Speedway antrat! Mit knallig neongelbem Bike hatte er sein 'Baby' entsprechend seines Rennanzugs eingefärbt. So mancher Raver hätte wohl auch unter Einfluss von 'Aufputschmitteln' Bedenken, in dieser Farbkombination vor die Haustür zu treten. Auch sportlich brachte Aegerter jedoch wieder Farbe ins Rennen, und krönte ein sensationelles Wochenende mit Rang drei.

Foto: Technomag
Foto: Technomag

Nicht alle Finnen sind ein 'Iceman'...

Cool, stoisch, stets gelassen und von allem unberührt? Dank Formel-1-Star Kimi Räikkönen ist das Bild der Finnen im Motorsport von so einigen Stereotypen geprägt. Dass es auch anders geht, bewies Mika Kallio beim Rennen der Moto2 in Indy. Nach einem Traumstart fegte der WM-Zweite von der Pole Position auf und davon, ließ für die Konkurrenz um Dominique Aegerter und Tito Rabat nicht mehr als aufgewirbelten Staub und sanfte Luftverwirbelungen zurück.

Als nach einem schweren Unfall das Rennen nach nur wenigen Runden per Roter Flagge abgebrochen wurde, was klar: Der schöne Vorsprung ist mit einem Mal wieder komplett dahin. Zwar befand sich Kallio gefühlt am anderen Ende der Welt, jedoch sorgte wohl nur die laute Straße neben unserem Büro dafür, dass uns der akustische Genuss seiner Flüche unter dem Helm vorenthalten blieb. Dass Kallio bei seinem Wutausbruch nicht noch vom Bike purzelte, kam einer Überraschung gleich. Das verkürzte Rennen gewann er ja später trotzdem noch...

Vazquez wie auf dem Debütantenball...

Evren Vazquez durfte im 41. Moto3-Rennen seiner Karriere endlich den ersten Sieg bejubeln, Foto: Milagro
Evren Vazquez durfte im 41. Moto3-Rennen seiner Karriere endlich den ersten Sieg bejubeln, Foto: Milagro

Auch mit 28 gibt es noch ein 'erstes Mal'! Moto3-Pilot Evren Vazquez vom Racing Team Germany holte sich in Indy den langersehnten und hochverdienten ersten Sieg seiner Karriere! Der spanische Floh, der in dieser Saison bereits fünf Mal auf dem Podest landete, nutzte seine unglaubliche Fähigkeit bei Topspeed und Windschattenduellen perfekt aus und raste mit nicht einmal 0,1 Sekunden Vorsprung auf Romano Fenati über die Ziellinie. Erwartungsgemäß kannte die Freude bei Vazquez und seinem Team danach keine Grenzen. Diese schönen Bilder sind es, die den Sport zu dem machen, was er ist: Die schönste Nebensache der Welt!