Wie geht's dir und deiner Familie?
Alex Hofmann: Ich habe ein genauso breites Grinsen im Gesicht wie Marc Marquez. Ich bin auf einer Naturdroge. Ich bin einfach nur glücklich. Sachsenring ist zwar immer stressig, aber dank des Ereignisses zu Hause, freue ich mich natürlich schon, wieder bei meiner Familie zu sein. Also mir geht's super, alles bestens.

Was ist für dich das Besondere am Sachsenring?
Alex Hofmann: Ich glaube, man muss für den Sachsenring geschaffen sein. Es ist schwierig, wenn einer herkommt und sich nur denkt 'Ich geh mal zur MotoGP in Deutschland.' Wenn er dann da ist, wird er sich sicher seltsam fühlen. Du musst in die Vergangenheit schauen und ausnahmsweise auch etwas Geschichtskunde betreiben. Du musst dich einlesen und dann wirst du herausfinden, dass der Sachsenring eine generationsübergreifende Tradition ist. Das ist keine Rennstrecke, die einfach irgendwo aufs Land gezimmert wurde. Da kam kein teuerster Star-Architekt und stampfte eine Formel-1- oder MotoGP-Rennstrecke aus dem Boden und wartete, wer dahin kommt. Wir sind zu den Fans, zu der Tradition gekommen, um Rennen zu fahren. Das ist einfach der Wahnsinn. Wenn du als deutscher Fahrer oder jetzt auch als Journalist hierher kommst, erlebst du einen unglaublichen Zuspruch. Irgendwann ist das natürlich auch anstrengend, weil man leider einfach nicht für jeden Fan stehenbleiben und ein Foto machen kann. Wir haben auch gewisse Sendeverpflichtungen bei SPORT1, die ich einhalten muss. Aber es ist toll. Das ist etwas ganz Einzigartiges und das obwohl der Sport in Deutschland ja noch immer eine Randsportart ist. Als ich noch selbst gefahren bin, haben alle anderen Fahrer immer gemeint: 'Du musst in Deutschland doch der absolute Rockstar sein.' Den müsste man dann aber erklären, dass mich rund um den Sachsenring jeder Bäcker, jeder Tankwart, jeder Kassiere kennt, aber ich dort, wo ich eigentlich wohne unbekannt bin. Das verstehen sie aber nicht wirklich. Ich finde, das erklärt ein bisschen dieses Phänomen Sachsenring. Wenn wir mehr Messgeräte in Sachsen hätten, wäre die MotoGP-Quote bei SPORT1 garantiert um Einiges besser.

Alex Hofmann hofft, dass Stefan Bradl bleibt, Foto: Giorga Maselli
Alex Hofmann hofft, dass Stefan Bradl bleibt, Foto: Giorga Maselli

Wie wird das MotoGP-Feld 2015 deiner Meinung nach aussehen?
Alex Hofmann: Ich glaube, dass sich bei Honda und Yamaha nicht allzu viel ändern wird. Jorge Lorenzo muss noch unterschreiben. Ich kann mir nicht vorstellen - auch wenn er Gigi Dall'Igna mag und schätzt - dass er für viel Geld zu Rot geht und das Risiko auf sich nimmt. Er hat ja immer betont, dass er seine Karriere gern bei Yamaha beenden würde. Er war zwar jetzt bei Ferrari zu Besuch, aber vielleicht wollte er sich auch einfach nur einen kaufen. Da wird ja immer gleich hineininterpretiert, dass er Vertrag kommt, wenn er in Bologna war. Das glaube ich aber nicht. Es sei denn, er hat mir der Performance abgeschlossen und würde nur noch aufs Geld schauen, aber das brauch er auch nicht mehr. Somit glaube ich, dass es jetzt nur eine Frage der Zeit ist, bis er für zumindest ein Jahr bei Yamaha unterschreibt. Dann gibt es noch die Satelliten-Hondas. Ich denke, Honda wird warten und Stefan noch mindestens noch in Indianapolis und Brünn auf die Probe stellen. Ich habe mit Livio Suppo geredet und der meinte auch, dass man nicht an einem Tag entscheiden kann. Das heißt, du kannst nicht in Assen sagen, er hat es nicht mehr verdient. Nach einem guten Rennen kann man aber genauso wenig sagen, dass er es verdient hat. Man muss das ganze Jahr sehen. Wenn er in Indy und Brünn stark ist, könnte ich mir vorstellen, dass er bleibt. Aber dann ist auch nicht mehr viel offen. Eine gute Honda ist noch zu haben, wo Alvaro Bautista Probleme bekommen wird. Die müssen jetzt auch einmal junge Talente ausprobieren. Hauptsächlich wird sich alles rund um Ducati ändern. Wenn Cal Crutchlow sagt, er hat die Nase voll, dann kann das ganze Fahrer-Karussell schon noch einmal durchgemischt werden.

Kommt Aprilia?
Alex Hofmann: Der CEO der Dorna sieht das recht optimistisch. Wenn, dann kommt Aprilia, weil der Veranstalter das gerne so hätte. Ich kann aber getrost sagen: Wenn sie als Werk kommen, wäre das mindestens ein Jahr zu früh. Dann muss sich Aprilia trotz MotoGP-Werbung überlegen, ob sie sich das antun wollen. Technisch wüsste ich jetzt nicht, wo in diesen fünf oder sechs Monaten noch das perfekte MotoGP-Bike aus dem Hause Aprilia kommen sollte. Die Möglichkeit besteht, aber das Werk ist nicht wirklich vorbereitet. Das ist nicht die Suzuki-Variante sondern eher ein: 'Ok, wir müssen jetzt einsteigen, weil jetzt gerade der Platz da ist.'