Viele Piloten aus allen drei Klassen bestritten am Wochenende in Valencia ihren letzten Grand Prix für ihre Teams, für den überraschendsten Abschied der letzten Tag sorgte aber ein Mann, der seine Arbeit in der Box und nicht auf der Strecke verrichtet. Jeremy Burgess ist nicht mehr länger Crewchief von Valentino Rossi, nach 14 Jahren endet die Zusammenarbeit zwischen den Beiden. Sieben Weltmeistertitel holten der italienische Superstar und sein Ingenieur zusammen und avancierten so zum erfolgreichsten Gespann dieser Art in der Geschichte der MotoGP. Die Entscheidung ging jedoch nicht von Burgess selbst aus sondern wurde von Rossi vor etwa einer Woche getroffen. Der Yamaha-Pilot stellte klar, dass er mit der Arbeit des Australiers nicht unzufrieden gewesen sei, aber einfach eine Veränderung brauche, um weiter motiviert zu bleiben.

Burgess zeigte dafür Verständnis: "Ich habe genug Sportlerbiographien gelesen um zu wissen, dass es für Athleten die bereits lange im Spitzensport sind, nicht ungewöhnlich ist, ein Verlangen nach neuen Persönlichkeiten in ihrem Umfeld zu spüren." Rossi hat mit Silvano Galbusera, bisher Cheftechniker von Marco Melandri in der Superbike-Weltmeisterschaft, bereits einen Nachfolger gefunden. Wo der Weg für den 60-Jährigen Burgess hinführt steht noch in den Sternen.

Den emotionalsten Abgang am Fahrermarkt legte Cal Crutchlow hin. In drei Jahren beim Team von Tech 3 entwickelte sich zwischen ihm und seinem Teamchef Herve Poncharal nicht nur ein Dienstverhältnis, es entstand eine enge Freundschaft zwischen den Beiden. Auch wenn die zwei weiterhin auf amikaler Ebene in Kontakt bleiben werden, geht ihr professionelles Verhältnis zu Ende. Crutchlow sah nach drei Jahren im Yamaha-Kundenrennstall die Zeit für den nächsten Schritt in seiner Karriere gekommen und entschloss sich deshalb für den Wechsel in das Werksteam von Ducati. Ein mutiger Schritt, mit dem sich der Brite aber im Falle eines erfolgreichen Ausgangs in Bologna ein Denkmal setzen kann.

Um den Wechsel Crutchlows zu Ducati zu ermöglichen mussten die Italiener natürlich erst ein Bike freikriegen, Nicky Hayden musste schließlich Platz machen. Für ihn geht nach fünf Jahren bei den Roten ebenfalls eine Ära zu Ende. Die Erfolge blieben in dieser aber praktisch vollkommen aus, gerade einmal eine Podiumsplatzierung in 87 Rennen kann nicht der Anspruch eines ehemaligen Weltmeisters sein. Auf Besserung hofft Hayden nun beim Team von Jorge Martinez, wo er erstmals seit 2008 wieder eine Honda pilotieren wird, wenn auch nur den neuen Production Racer. Der US-Amerikaner stellt sich damit im Alter von 32 Jahren noch einmal einer völlig neuen Herausforderung.

Ebenfalls zu neuen Ufern brechen 2014 Pol Espargaro und Scott Redding auf. Nachdem sich die Zwei in dieser Saison um den Moto2-Titel duelliert haben, wechseln sie nun gemeinsam in die MotoGP-Klasse. Espargaro an Bord der Tech-3-Yamaha und Redding auf dem neuen Honda-Production-Racer im Rennstall von Fausto Gresini. Quasi als Ersatz für das Duo rücken Moto3-Weltmeister und sein Konkurrent bis zum Saisonfinale, Luis Salom, in die Moto2 nach. Begleiten wird sie auch Jonas Folger, der sich auf der für seine Körpergröße besser geeigneten Moto2-Maschine Chancen ausrechnet.

Szenen wie diese wird es 2014 nicht zu sehen geben, Foto: Repsol Honda
Szenen wie diese wird es 2014 nicht zu sehen geben, Foto: Repsol Honda

Abgesehen von personellen Abschieden jeglicher Art sagt das MotoGP-Paddock in zwei weiteren Bereichen "Auf Wiedersehen" – dem Kalender und dem Reglement. Während im Regelwerk lediglich die von Anfang an künstlich und unlogisch wirkende und schließlich auch nie genutzte Claiming Rule und mit ihr die CRT-Klasse zu Grabe getragen wird, gibt es im Kalender einen Verlust zu beklagen, der Fahrern, Teams, Journalisten und Fans schmerzen wird. Laguna Seca, und somit auch die legendäre Corkscrew-Schikane sind im nächsten Jahr nicht mehr Teil der MotoGP. Die Motorrad-Weltmeisterschaft verliert damit eine der abwechslungsreichsten und spektakulärsten Strecken der Welt, einen Kurs mit Ecken und Kanten – eine Charakterisierung, die bei Leibe nicht auf jeden Kurs im Kalender zutrifft.

Viele Trennungen und Abschiede gibt es also zu verdauen, doch bekanntlich ist jedes Ende auch ein Neuanfang. So dürfen wir alle einem spannenden Jahr 2014 entgegenblicken, mit neuen Fahrern, Verantwortlichen, Strecken und einem neuen Regelwerk. Die MotoGP startet am vierten März-Wochenende in die neue Saison, bis dahin verabschiedet sich die Auslaufrunde in die wohlverdiente Winterpause.