Valentino Rossi gibt sein Projekt Ducati zum Saisonende auf und verlässt den italienischen Hersteller ohne das Ziel Spitzenposition erreicht zu haben. Das wirft einen Schatten auf seine glanzvolle Karriere und bringt seine Position als GOAT (Greatest of all Time) zumindest ins Wanken. Gemessen an Giacomo Agostini, der mit 15 Weltmeister-Titeln und 122 Grand-Prix-Siegen an der Spitze der Statistik steht, ist er klar im Hintertreffen. Das weiß auch Rossi, der selbstverständlich auch nicht jünger wird.

Deshalb hat er danach gestrebt, ein anderes Novum zu erreichen und Titel mit drei verschiedenen Herstellern zu feiern. Damit ist er gescheitert - und das, obwohl die Tests zu Saisonbeginn positive Erkenntnisse mit sich brachten. Die Probleme mit dem fehlenden Gefühl an der Front schienen ausgeräumt und durch die Verlegung des Motors nach hinten und oben sowie das Verschieben des Tanks unter den Sitz schien Ducati eine Maschine zu haben, die auch einigermaßen nachvollziehbar auf Setup-Änderungen reagiert. Was fehlte, war das Feintuning, um fehlenden Grip am Heck und einen aggressiven Motor in den Griff zu bekommen. Bei Ducati stapelte man dennoch tief und auch Rossi wollte nicht von Siegen sprechen.

Man könnte meinen, dass ein Profirennfahrer nie das Motorradfahren verlernen kann. Gleich gar nicht ein Valentino Rossi, der auf seine langjährige Erfahrung zurückgreifen kann und sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Doch während Casey Stoner scheinbar auf jeder Maschine schnell sein kann, muss Rossi der Fahrstil des Bikes entgegen kommen. Daran kann auch der Fakt nichts ändern, dass Fachleute wie Jeremy Burgess wissen, wie sie mit der Technik umgehen müssen und was Rossi braucht, um Optimales aus der Maschine rauszuholen. Doch die Ducati erwies sich streckenweise als verbesserungsresistent. Hinzu kam, dass 2011 Tests nur stark eingeschränkt möglich waren. Zwar konnte in der Saison 2012 Boden gutgemacht werden, aber die letzten Prozente für die Spitze sind bis heute nicht erreichbar. Bei allen Bemühungen bei Ducati hat man scheinbar schlichtweg vergessen, dass auch die Konkurrenz nicht schläft. Und ein Valentino Rossi allein kein Heilsbringer ist.