Was gab es für eine Aufregung als Valentino Rossi und Ducati sich endlich aufmachten, die ersten gemeinsamen Testkilometer zurück zu legen. Endlich würde die Diva aus Italien gezähmt und fahrbar gemacht werden. Rossi und Jeremy Burgess sollten es richten - und Nicky Hayden auch ein wenig assistieren. Vorwärts zur Senkung der Stillstandzeiten!

Doch ganz so 'leicht' wie man sich das vorgestellt hatte, war es dann doch nicht. Hieß es am Anfang noch die Front ist nicht weiter wild, es braucht nur ein wenig Feinjustierung, erwies sich diese Einschätzung als schlicht falsch. Die Front war wild, genau so, wie es in den Jahren zuvor bereits beklagt wurde. Daher wandelte sich das Bild von 'ein paar Anpassungen, Umstellungen und Rossi-Magic' zu Testerei auf allen Ebenen.

Your ambition outweighed your talent?

Anders als in den Jahren zuvor ließ Ducati jeden Stein umdrehen, den man nur finden konnte, gab beiden Fahrern an fast jedem Wochenende neue Variationen zum Testen und berief Rossi auf die Strecke, wann immer es die Regeln zuließen. 2011 wurde im wahrsten Sinne des Wortes ein Testjahr - nicht nur auf technischer Ebene, sondern auch was die Nerven aller Beteiligten im Team betraf.

Der vermaledeite Abschluss einer schwierigen Saison, Foto: Milagro
Der vermaledeite Abschluss einer schwierigen Saison, Foto: Milagro

Die erste Saisonhälfte verstrich und hinterließ dabei einige blaue Flecken bei Rossi und Hayden, ohne dass man eine stetige Verbesserung ausmachen konnte. Lediglich der Wechsel der Strecken brachte eine Variation von milden bis schwierigen Umständen für das Team. Eine Richtung aber wurde nie gefunden. Denn nach dem Austesten und der Datenanalyse erfolgte sogleich ein erneuter Richtungswechsel. Wieder wurde etwas anderes geändert, die Ursachen für die Schwierigkeiten gesucht - und nicht gefunden. Schließlich ging man sogar so weit, sich auf Alurahmen einzulassen, um Vergleiche anzustellen, zu sehen, ob und wie man das Blatt wenden könnte, aber auch hier erfolgte kein entscheidender Schritt.

Natürlich kann man dem Team keine Vorwürfe machen, dass es zu viel probiert habe, nachdem in den vergangenen Jahren bemängelt wurde, dass keine Änderungen herbeigeführt wurden. Aber vielleicht hat man sich von den hohen Erwartungen, die man vor der Saison hatte, verleiten lassen, zu viel auf einmal zu wollen. So sehr das Team versuchte, nach außen hin Ruhe auszustrahlen und zu projizieren, man habe alles im Griff und sei darauf vorbereitet gewesen, dass es schwierig werden könnte - die vielen Versuche, Wechsel, Änderungen und das hektische Treiben während der Grands Prix zwischen Rennvorbereitung und Zukunftsarbeit, zeichneten ein anderes Bild: Ratlosigkeit, Linienverlust, Hoffnungen, die sich nicht erfüllten und auf mancher Ebene auch Unsicherheit.

Unter dem Strich bleibt für Ducati 2011 also: Platz drei in der Gesamtwertung mit 271 Punkten (175 hinter Rang zwei). Zwei Podestplätze, einmal durch Nicky Hayden in Jerez, der andere von Valentino Rossi in Le Mans, sowie einige vierte bis achte Plätze, die keinen wirklich zufrieden stellten und die Erkenntnis, dass die Ambitionen in der Tat ein wenig zu hoch waren.