Meist ist es nur ein kurzer Augenblick, der alles verändert, der für manche die Welt aus den Angeln hebt. So war es auch nur ein kurzer Augenblick bald nach dem Start des Rennens in Malaysia, der für die GP-Welt, das Gresini-Team und vor allem die Familie Simoncelli alles verändert hat. Marco Simoncelli war weggerutscht, doch statt von der Strecke zu rutschen, bewegte er sich wieder quer darüber hinweg, weswegen ihm Colin Edwards und Valentino Rossi nicht ausweichen konnten. Es war wieder einmal das Schlimmste geschehen und nichts sollte mehr so sein, wie es vorher war.

Keine Zeit für Feindschaften

Vergessen waren die Diskussionen um Simoncellis teilweise sehr aggressive Fahrweise. Vergessen waren die Wortgefechte, die er sich mit anderen Fahrern, besonders Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo, geliefert hatte. Die beiden Spanier waren selbst tief getroffen, in Pedrosa keimte die Feststellung, das Leben sei zu kurz, um Feinde zu haben. Lorenzo tat es derweil leid, jemals mit Simoncelli gestritten zu haben. So brutal es im Nachhinein klingt, damals bei der Pressekonferenz in Estoril hatte der Spanier dem Italiener gesagt, dass es um die Sicherheit und das Leben der Fahrer ginge, nur deswegen kritisiere er Simoncelli.

In Portugal wurde ausgiebig diskutiert, Foto: Milagro
In Portugal wurde ausgiebig diskutiert, Foto: Milagro

Und der Italiener hatte die Worte des Spaniers ja auch bestätigt, als im Duell zwischen ihm und Dani Pedrosa in Le Mans das Schlüsselbein des Repsol Honda Fahrers auf der Strecke blieb. Doch Simoncelli war eben ein Kämpfer und genau deswegen war er auch so beliebt. So harmlos er neben der Maschine auch wirkte, sobald er drauf saß, war er fest entschlossen, allen seinen Speed zu beweisen. Und das gelang ihm wieder und wieder, nachdem er in der ersten Saisonhälfte sein erstes MotoGP-Podest mehrmals knapp verpasst hatte, durfte er in Brünn endlich feiern. In Australien kam dann mit Platz zwei sein bestes Ergebnis in der Königsklasse dazu, doch dann kam Malaysia.

Pirro sorgte in Valencia für Tränen

Die Anteilnahme an Simoncellis Ableben war enorm, die emotionalen Geschichten darum herum zahlreich. Besonders aufwühlend war dabei Michele Pirros Moto2-Sieg in Valencia. Der Italiener war auch für das Gresini-Team unterwegs und als er die Ziellinie überquerte, brachen bei Teamchef Fausto Gresini alle Dämme und er weinte an der Boxenmauer los. Für Gresini war es nicht der erste Todesfall in seinem Team, 2003 war Daijiro Kato nach einem Sturz in Suzuka zu Tode gekommen, damals hatte dann sein Teamkollege Sete Gibernau das nächste Rennen gewonnen.

Hiroshi Aoyama konnte seinen Teamkollegen nicht so ehren, wie er das wollte, Foto: Milagro
Hiroshi Aoyama konnte seinen Teamkollegen nicht so ehren, wie er das wollte, Foto: Milagro

Dementsprechend überraschte es nicht, dass Gresini daran dachte, nach Simoncellis Tod alles an den Nagel zu hängen. Doch das tat er nicht, er kam entgegen seiner ersten Ankündigung sogar nach Valencia, um seine Fahrer dort fahren zu lassen und gleichzeitig Simoncelli zu ehren. Lediglich dessen Teamkollege Hiroshi Aoyama gelang das nicht so gut. Nach einer durchwachsenen Saison, die mit Platz vier in Jerez früh ihr größtes Highlight hatte, verabschiedete er sich mit Platz zwölf aus der MotoGP. Der Japaner wird 2012 in der Superbike-WM an den Start gehen, aber das war angesichts der Geschehnisse von Malaysia Nebensache.