Valentino Rossis Crewchief Jeremy Burgess ist normal kein Mann großer Worte. Er macht lieber seine Arbeit und das meist gut. Dennoch ließ er sich nun dazu hinreißen, eine recht positive Prognose für den Saisonauftakt in Katar zu stellen, denn er wollte einen Sieg des neunfachen Weltmeisters dort durchaus für möglich halten. Ganz so weit wie im Jahr 2004, als er einen Sieg bei Rossis Yamaha-Premiere in Welkom ankündigte, ging er aber nicht.

"Ich würde gerne träumen, aber ich denke, in der Realität ist es so, dass die Mediziner gesagt haben, die Genesung wird gut verlaufen, aber bis Katar nicht zu 100 Prozent abgeschlossen sein. Wir sahen aber, wie Valentino hier [in Sepang] voriges Jahr mit 80 Prozent gewann, also ist bei Valentino nichts unmöglich", erklärte Burgess laut GPOne.

Irgendwas in der Mitte

Bei den Tests in Malaysia konnte der Australier schon positiv feststellen, dass Rossi am Morgen ohne größere Schulterprobleme aus dem Bett kam, was angesichts der Belastung positiv war. Bei der Ducati gab es auch gute Fortschritte. "Wir haben zwei Maschinen, die wir für gut halten und irgendetwas zwischen diesen beiden Abstimmungen wird das Motorrad sein, das wir in den Rennen einsetzen. Wir wollten eine Maschine erschaffen, die zu Valentinos Stil passt. In Valencia probierten wir Maschinen anderer Ducati-Fahrer und das war sehr anders als wir es von Yamaha gewohnt waren. Aber nach zwei Monaten Pause brachten wir etwas mit, das für uns normaler war und wir kamen am ersten Morgen schnell vorwärts. Seitdem haben wir an der Aufhängung nur wenig gemacht", meinte Burgess.

Jeremy Burgess sucht das Gesamtbild, Foto: Milagro
Jeremy Burgess sucht das Gesamtbild, Foto: Milagro

Dem Crewchief ist es vorerst einmal wichtig, ein Gesamtbild davon zu bekommen, welche Auswirkungen Änderungen an der Ducati haben. So gibt es einige Maschinen, die mehr auf Änderungen reagieren als andere und sobald ein Verständnis dafür da ist, welche Umbauten die gewünschte Wirkung erzielen, soll die Arbeit viel einfacher werden.

Kein Problem

Das "rahmenlose" Chassis der Maschine macht den Prozess aber nicht unbedingt schwieriger. "Man könnte sagen, es gibt zwei Chassis, also hat man sogar mehr Glück. Für mich war das bislang kein Problem. Prinzipiell haben wir mit den Felgen, den Reifen, der Aufhängung und den Bremsen, also allem, das unter dem Chassis ist, schon viele Jahre gearbeitet. Nur der Motor und der Chassis-Teil der Maschine sind anders und damit gibt es überhaupt keine Probleme."

Um die Arbeit möglichst einfach zu halten, verzichten Burgess und seine Crew momentan auch darauf, neue Teile einzubeziehen. Deswegen sind die 42er-Radgabeln auch noch nie ausprobiert worden, laut Burgess gibt es auch keine Notwendigkeit dazu, da man mit den 48ern viel Erfahrung hat und es bei der Aufhängung keine Probleme gibt. "Wir wissen genau, dass es kein Problem mit den Komponenten geben kann, die wir kennen und verstehen, denn es gab früher nie Schwierigkeiten damit. Wenn es Probleme gibt, dann kommen sie nicht von diesen Teilen."

Chattering macht keine Sorgen

Ein viel diskutiertes Problem bleibt derweil weiter Rossis Schulter, doch Burgess rechnete damit, dass schon beim nächsten Sepang-Test Ende Februar alles besser sein wird und weitere Fortschritte erzielt werden. "Der erste Test war für Valentino wichtig, um die Leistung seiner Schulter zu verstehen", merkte er an. Kaum Sorgen machte er sich wegen der Vibrationen, die bei den Testfahrten an der Maschine auftraten. Es habe sich nicht um das Chattering gehandelt, das bei Yamaha durch ein Design-Problem aufgetreten war, sondern vielmehr um ein fundamentales Chattering, das in Sepang jeder erlebe.

"Die Rennstrecke ist etwas alt und müsste vielleicht neu asphaltiert werden. Es [das Chattering] trat genau an den Orten auf, wo wir das früher mit Yamaha hatten. Wir sind deswegen nicht sehr besorgt", sagte Burgess. Was die allgemeine Arbeit bei Ducati betrifft, so erlebt sie der Australier nicht anders als bei den japanischen Herstellern. "Es geht nur darum, die Maschine zu bauen und sie machen tolle Arbeit. Wenn man durchs Werk geht, sieht es nicht anders aus als in einem japanischen Werk. Wir haben nur Italiener im Büro statt Japanern... das ist es auch schon."