Irgendwie war die Saison 2010 kein wirklicher Fortschritt für das Repsol Honda Team, die offizielle Werksmannschaft des größten japanischen Motorradherstellers. Dani Pedrosa schaffte es einmal mehr nicht, ein Jahr ohne Verletzung über die Bühne zu bekommen und der Italiener Andrea Dovizioso fährt weiterhin seinem ersten Sieg im Trockenen hinterher.

In der Teamwertung holte das Repsol Honda-Team den zweiten Platz, was prinzipiell ja nicht so schlecht ist. Doch die Ansprüche der Fahrer, Teamleitung und der Geschäftsführung in Japan sind höher, als 16 Podestplätze mit beiden Piloten, darunter vier Siege von Pedrosa. Dovizioso blieb einmal mehr ohne Sieg, konnte nach seinem bislang einzigen MotoGP-Triumph im leicht nassen Donington aus 2009 wieder keinen im Trockenen hinzufügen.

Das Ende der Titelträume. In Japan stürzte Pedrosa und brach sich das Schlüsselbein., Foto: Milagro
Das Ende der Titelträume. In Japan stürzte Pedrosa und brach sich das Schlüsselbein., Foto: Milagro

Doch das Hauptproblem war ein technischer Defekt bei Pedrosa, der ihn in Japan aus dem Titelkampf warf. Insgesamt war 2010 bis zum ersten freien Training beim Großen Preis von Japan die beste MotoGP-Saison, die der Spanier bislang fuhr. Zum ersten Mal überhaupt konnte er mehr als zwei Rennen in einem Jahr gewinnen, stand in Mugello, auf dem Sachsenring, Indianapolis und in Misano ganz oben auf dem Podest. In den ersten 13 Rennen stand er nur vier Mal nicht auf dem Podest.

Ein Tiefpunkt der ersten Saisonhälfte war Laguna Seca. Dort war Pedrosa schon zum mehr oder minder einzigen Konkurrenten Jorge Lorenzos auf den WM-Titel avanciert, als der ihn unter Druck setzen konnte und Pedrosa stürzte. Doch anschließend stand der dreifache Weltmeister wieder vier Mal auf dem Podest.

In Laguna Seca war Pedrosa schnell wie immer, doch im Rennen stürzte er unter dem Druck Lorenzos., Foto: Milagro
In Laguna Seca war Pedrosa schnell wie immer, doch im Rennen stürzte er unter dem Druck Lorenzos., Foto: Milagro

Der Sturz in Japan war dahin gehend besonders ärgerlich, da Pedrosa nichts dafür konnte. Ein technischer Defekt hatte sich eingeschlichen, das Gas schloss beim Anbremsen nicht. Der nicht einmal besonders spektakulär aussehende Sturz sollte in einem doppelt gebrochenen Schlüsselbein münden, zu dessen Operation Pedrosa um die halbe Welt zurück nach Spanien flog, um sich operieren zu lassen. Die Rennen in Japan, Malaysia und Australien musste er auslassen, auch wenn der 25-jährige auf Phillip Island bereits wieder angreifen wollte.

Doch die Schmerzen waren zu groß, den Anforderungen eines MotoGP-Rennens war die Verletzung noch nicht gewachsen. Und das zog sich auch bei den finalen beiden Läufen in Estoril und Valencia so weiter hin. Pedrosas Saison endete damit fünf Rennen vor Schluss, der letzte Widersacher Lorenzos war durch einen technischen Defekt an der Honda RC212V aus dem Titelrennen.

Starke Verhandlungsposition ohne Sieg

Andrea Dovizioso war im diesjährigen Fahrerkarussell prinzipiell derjenige, der für etwas Aufschub und viele Fragezeichen sorgte. Casey Stoner entschied sich früh für einen Wechsel von Ducati zu Honda, Valentino Rossis Wechsel von Yamaha zu Ducati blieb auch nicht lange im Geheimen. Damit sah sich Honda nun vor dem Problem eines möglichen Dreimannteams, für welches zunächst kein Sponsor gefunden werden konnte.

Die Verpflichtung Stoners hätte Dovizioso fast aus dem Werksteam gekegelt., Foto: Milagro
Die Verpflichtung Stoners hätte Dovizioso fast aus dem Werksteam gekegelt., Foto: Milagro

Denn Dovizioso hatte sich mit einem starken ersten Saisondrittel vorne in der Gesamtwertung etabliert und damit die Vertragsklausel erfüllt, die ihm ein weiteres Jahr im Werksteam einbringen sollte. Honda versuchte zwar, ihn zu Gresini abzuschieben, kam aber doch nicht drum herum, Dovizioso in der Werkstruppe selbst zu behalten. Daher wird das Repsol Honda-Team nächstes Jahr aus dem Trio Pedrosa-Stoner-Dovizioso bestehen.

Insgesamt beschloss der Italiener die Saison als Fünfter. Er stand sieben Mal auf dem Podest, drei Mal als Zweiter und vier Mal als Dritter. Doch das letzte Quäntchen nach ganz vorn fehlte dem 24-jährigen weiterhin. Eine Steigerung legte er nur dahin gehend an den Tag, dass er so viele Podestplätze und auch Punkte in der MotoGP-Klasse holte, wie nie zuvor. In seinem Debütjahr 2008 konnte er ein Mal als Dritter auf dem Podium stehen und Gesamtfünfter werden, in 2009 holte er den Sieg im Niesel-Rennen von Donington und wurde Sechster der Gesamtwertung.

Podeste ja, Siege nein. Dovizioso fehlt weiter das letzte Quäntchen., Foto: Ronny Lekl
Podeste ja, Siege nein. Dovizioso fehlt weiter das letzte Quäntchen., Foto: Ronny Lekl

Dovizioso zeigte sich in 2010 insgesamt zwar stark, doch der Sprung unter das "Alien-Volk" erfolgte noch nicht. Noch immer hofft der Honda-Mann auf seinen ersten MotoGP-Sieg im Trockenen. Eines aber hat er gelernt: Er ist konstanter geworden. Drei Ausfälle, ein Sturz und eine Weiterfahrt zu immerhin zwei Punkten in Catalunya, ansonsten immer in den Top Sechs, das ist schon eine gute Quote. Aber eben bei den Siegen fehlt es. Und Teamkollege Pedrosa konnte davon vier holen - und dazu noch Vizeweltmeister werden.

Alles in allem war die Saison 2010 für Honda nicht schlecht. Man stellt eben den Vizemeister in der Fahrer-, der Hersteller- und der Team-Wertung, doch das ist für den weltgrößten Motorradhersteller eben zu wenig. Man will nicht die Nummer zwei sein, hat klaren Anspruch auf die Eins am Motorrad - und das hatte man seit Nicky Haydens Titel im Jahre 2006 nicht mehr. Eine lange Durststrecke könnte aber nächstes Jahr zu Ende gehen, wenn man mit Stoner einen der unbestritten schnellsten Fahrer der 800ccm-Ära in den eigenen Reihen weiß und auch Pedrosa gehört weiter zu den Top-Favoriten, vorausgesetzt, er bliebe einmal unverletzt und das ein ganzes Jahr lang.