Das Jahr 2010 brachte Teamchef Herve Poncharal Einiges zum Jubeln. Schon im Vorfeld hatte man sich vom US-Amerikaner Ben Spies, der als Rookie gerade Weltmeister der Superbike-Klasse geworden war und in die MotoGP aufstieg, viel erwartet. Doch der Texas Terror stapelte immer tief, wollte Top Fünf-Platzierungen wie Siege feiern.

Doch darüber sollte es weit hinaus gehen. Zwei Mal stand Spies auf dem Podest, noch dazu holte er sein bestes Saisonresultat als Zweiter bei seinem Heimrennen in den USA in Indianapolis. Spies hat eingeschlagen wie eine Bombe, doch ganz überraschend war das nicht.

Hohe Erwartungen waren mit seinem Wechsel einher gegangen. Noch nie zuvor hatte es in der Geschichte jemand geschafft, als Rookie Weltmeister der Superbike-Klasse zu werden, noch dazu einhergehend mit etlichen Rekorden. Spies hatte einfach überzeugt. Doch die MotoGP-Klasse sollte ihn vor eine neue Aufgabe stellen, wenngleich sie nicht ganz neu war.

Team Texas sorgte für Spannung im Rennen und gute Stimmung, Foto: Milagro
Team Texas sorgte für Spannung im Rennen und gute Stimmung, Foto: Milagro

Nur drei Mal sah Spies in der abgelaufenen Saison das Ziel nicht. Nur drei Mal kam er außerhalb der Top-Sechs ins Ziel und sammelte auf seinem Weg von Katar nach Valencia 176 Punkte. Das brachte ihm den sechsten Gesamtrang sowie den Titel des besten Rookies und des besten Satelliten-Piloten ein. Vor ihm sammelten sich nur die Werksfahrer Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa, Valentino Rossi, Casey Stoner und Andrea Dovizioso. Landsmann Nicky Hayden auf der Werks-Ducati konnte Spies nieder ringen.

Besondere Herangehensweise

Spies' Herangehensweise an die MotoGP-Aufgabe war einzigartig und neu. Doch das war es bei seinem Vorgänger James Toseland auch schon. Teamchef Poncharal hatte den Briten bei seinem MotoGP-Einstieg Anfang 2008 gelobt, dass er sich bewusst war, eine neue Aufgabe zu haben und von Grund auf das Motorradfahren neu lernen muss. Auch Spies wusste das, doch der ging noch einen Schritt weiter.

Anstatt, wie die meisten Neulinge, sofort mit dem Setup zu experimentieren, vertrat Spies eine andere Meinung. "Lasst das Motorrad, wie es ist, bis ich auf 1,5 Sekunden an der Spitze dran bin. Bis da hin liegt es an mir", lautete seine Ansage an die Mechaniker der Tech 3 Truppe.

Beim Saisonauftakt sorgte Spies gleich für einen Paukenschlag. Der Texaner holte sich beim Debüt einen fünften Rang und hielt auch streckenweise gut mit den Top-Piloten mit. Nur vier Rennen später stand er in Silverstone, einer für alle neuen Strecke, auf dem Treppchen. Nach den zwei Nullern von Jerez und Le Mans punktete er bis zum Saisonfinale regelmäßig, hatte nur in Portugal noch einen Ausfall zu beklagen.

Und was noch hinzukommt: Spies war zum richtigen Moment am richtigen Ort, was die Saison 2011 angeht. Denn wäre man sich im Yamaha-Werksteam neuerlich mit Lorenzo und Rossi einig geworden, dann wäre kein Platz für Spies in dieser Equipe gewesen. Doch da Rossi zu Ducati wechselt, kann der US-Amerikaner aufsteigen und wird daher nächstes Jahr an der Seite von Lorenzo auf weitere Podeste Jagd machen.

Edwards mit schlechtem Jahr

Colin Edwards überzeugte Herve Poncharal für ein weiteres Jahr. Zum Glück!, Foto: Milagro
Colin Edwards überzeugte Herve Poncharal für ein weiteres Jahr. Zum Glück!, Foto: Milagro

Für Colin Edwards war die Saison 2010 eher ein Rückschlag. Er kam mit seinen 103 Punkten nicht über den elften Gesamtrang hinaus, womit dieses Jahr zu seiner zweitschlechtesten Saison wurde, nachdem er bei seinem MotoGP-Debüt 2003 auf der unterlegenen Aprilia nur 62 Zähler sammelte und 13. wurde.

Edwards betonte zwar mehrfach, dass die 2010er Yamaha M1 besser als alle Vorgängermodelle sei und er ließ mehrfach anklingen, dass der große Schritt nach vorn gefunden worden sei, doch auf der Strecke sah man nicht die gewohnten Leistungen von ihm. Insgesamt 58 Zähler weniger als in der vorangegangenen Saison hatte er am Ende auf dem Konto - und war eben Elfter, anstatt Fünfter.

Untypisch für den sonst konstanten Edwards war, dass er bei drei Rennen nicht in die Wertung kam, auch wenn er dafür teilweise nichts konnte. So stellte sich zum Beispiel ein Reifenschaden ein, ein anderes Mal stürzte er - wie eben in Malaysia, als er zu Boden ging, das Rennen wieder aufnahm, an die Box fuhr und den Schaden beheben ließ und schließlich weiter fuhr. Doch mit sechs Runden Rückstand auf den dortigen Sieger Valentino Rossi schaffte er es nicht mehr in die Wertung.

Das beste Ergebnis der Saison sollte der fünfte Platz in Japan werden. Eigentlich ist das nicht gerade eine Empfehlung für eine weitere Saison, doch Edwards wird bleiben. Zum einen ist er eine unabdingbare Stimmungskanone im Fahrerlager, nie um einen coolen Spruch verlegen und zum anderen kann er sich in 2011 bei Cal Crutchlow einmal mehr als gütiger Lehrer erweisen, der er schon bei Spies gewesen ist. Dort aber hatte der Schüler den Lehrer bald überflügelt, bleibt abzuwarten, was Ex-Supersport-Weltmeister Crutchlow wird zeigen können.