Casey Stoners Saison 2010 lässt sich mit der Phrase "up-and-down" recht gut beschreiben. Beim Australier ging es meist um Sieg oder Kiesbett, oft musste er alles auf eine Karte setzen oder stürzte beim Versuch ruhig zu bleiben.

War gewinnen oder wegwerfen die Devise in der gestern in Valencia zu Ende gegangenen Saison? Stoner würde das bejahen. "Dieses Jahr habe ich das so gewählt, um ehrlich zu sein", sagte er der GPweek. "Malaysia war ein Anfänger-Fehler auf einem kalten Reifen. Das letzte mal in Portugal, da habe ich nicht zu hart gepusht, aber zur gleichen Zeit gehe ich ja nicht da raus, um Dritter zu werden. Die Saison war schon vor langer Zeit für mich vorbei."

Casey Stoner setzte dieses Jahr oft alles auf eine Karte., Foto: Milagro
Casey Stoner setzte dieses Jahr oft alles auf eine Karte., Foto: Milagro

"Darum wollte ich so viele Siege wie ich nur konnte holen", erklärte er seine Ziele. "Egal, ob das Motorrad dazu in der Lage war oder nicht. Solange du noch im Meisterschaftsrennen bist, musst du die Positionen nehmen. Man hat mich früher im Jahr, bis wir dieses Setup zum Funktionieren gebracht hatten, auch auf zweiten und dritten Plätzen gesehen. Aber zu sagen, dass ich Dritter in der Meisterschaft geworden bin, das ist für mich kein großes Ding."

Angst macht langsam

Angst dürfe man im MotoGP-Rennsport nicht haben. "In der Minute, wo du in dem Spiel Angst bekommst, hast du die paar Zehntel bereits verloren und es gibt keine Möglichkeit an die Spitze zu kommen", so Stoner. "Das erste, was du zu tun hast, ist, keine Angst zu haben. Ich denke, dass mich das an manchen Tagen unterscheidet, warum ich schneller als die Anderen fahren kann."

Stoner weiß, dass viele seiner Kollegen nach einem Sturz Probleme haben, ihr Tempo wieder zu finden. "Gerade in der gleichen Session noch", fand er noch eine größere Schwierigkeit am Wieder-Schnell-Werden nach einem Sturz heraus. "Ich habe das Problem nicht." James Toseland hatte das im letzten Jahr zum Beispiel, brauchte nach seinem Teststurz von Sepang extrem lange, ehe er wieder Vertrauen fand. Als er es hatte, flog er in Jerez wieder heftig aus dem Sattel.

2006 gab es den Spitznamen Rolling-Stoner, aber auch ein paar Achtungserfolge., Foto: Honda
2006 gab es den Spitznamen Rolling-Stoner, aber auch ein paar Achtungserfolge., Foto: Honda

Honda und Ducati fragten schon Ende 2009

Für Stoner geht der Weg zurück zu Honda. 2006 debütierte er im LCR-Team in der MotoGP, schloss diese als Achter ab, holte sich mit Rang zwei in der Türkei auch gleich sein erstes Podest, erarbeitete sich aber auch den Spitznamen "Rolling-Stoner", da er sehr oft in den Kiesbetten dieser Welt zu finden war. Sechs von 17 Rennen beendete er durch Sturz, am Sachsenring durfte er aufgrund seines Crashs aus dem Warmup nicht am Rennen teilnehmen.

Für die Saison 2007 wechselte Stoner zu Ducati, mehr oder minder sogar als Notnagel und er wollte in ein Werksteam. Die Belohnung für das Vertrauen der Roten: Er holte auf Anhieb den Weltmeistertitel und ist bis heute der erfolgreichste Pilot der 800er-Ära, hat mehr Siege als Rossi, Lorenzo und Pedrosa geholt. Nun geht es von Ducati zurück zu Honda. Der Kontakt dazu bestand schon nach dem Finale im letzten Jahr.

"Gleich nach dem letzten Rennen sprachen beide (Ducati und Honda) mit mir, darum gab es lange Zeit Gespräche, ehe es passierte", erinnerte sich Stoner an den Ablauf des Deals. "Um ehrlich zu sein, neigte es sich lange Zeit in Richtung Ducati, doch da waren gewisse Punkte, mit denen ich nicht zufrieden war und es machte nicht den Anschein, als würden die sich ändern. Um Jerez herum wurde es abgemacht."

Stoner strebt dabei aber nicht nach Rekorden, auf so vielen unterschiedlichen Marken wie möglich Weltmeister zu werden. "Nicht im Geringsten! Wenn die Dinge anders gelaufen wären, hätte ich meine Karriere gern bei Ducati beendet. Wenn ich bei Honda glücklich sein werde, dann gibt es für mich keinen Grund zu wechseln. Ich bin nicht da draußen und schaue auf Resultate für die Statistiken. Ich bin einfach draußen, um meine Rennen zu genießen."

Stoner über Ruhm und Berühmtheit

Stoner ist bekannt dafür, dass er das berühmt sein nicht sonderlich mag. Und das hat sich auch noch nicht geändert. "Ich mag es noch immer nicht", gibt der 25-jährige zu. "Aber ich habe irgendwie gelernt, es zu ignorieren, um ehrlich zu sein. Es schien, als würde sich abseits der Strecke immer mehr aufbauen. Darum habe ich die bewusste Entscheidung getroffen, das alles zu ignorieren."

"Ich wurde oft kritisiert für Dinge, die ich gesagt habe und jetzt werde ich mit denen zitiert. Die Leute bekommen also mit, dass ich nicht lüge. Ich bin einfach gerade aus und sage die Wahrheit. Und die Leute fangen an zu realisieren, dass ich nicht einfach nur voll mit Scheiße bin."

Wahlheimat Schweiz

Sein Heimatland Australien sieht Stoner während eines Jahres nur selten. "Vielleicht einen oder zwei Monate", schätzt er. "Die Familie besuchen, Weihnachten und Neujahr, solche Dinge." Sonst sei er hauptsächlich in Europa und die meiste Zeit in der Schweiz anzutreffen. "Ich wünschte, ich könnte die Sprache etwas besser sprechen. Aber ich hatte nie Probleme durch die Welt zu reisen und Kontakte zu machen. Ich bin ziemlich europäisiert. Ich fühle mich sehr, sehr wohl in der Schweiz, ich lebe da seit 2008."

Stoner entdeckte in der Schweiz Skifahren für sich., Foto: Ducati
Stoner entdeckte in der Schweiz Skifahren für sich., Foto: Ducati

Und seitdem er dort lebt ist Stoner auch mit einer anderen Sportart in Berührung gekommen - dem Skifahren. "Ich habe in 2008 mit dem Skifahren angefangen und seit letztem Jahr gehe ich Snowboarden. Ich habe vielleicht zweieinhalb Wochen von beidem zusammen gemacht, aber ich war eigentlich ganz gut. Ich muss nur meine Technik besser hinbekommen. Das hat eine neue Welt für mich geöffnet, jetzt ist da ganze Jahr was zu tun. Sehr viel Spaß."

Aber auf lange Sicht zieht es Stoner dann doch wieder in die Heimat. "Ich denke, ich werde zurück nach Australien gehen. Aber ich liebe die Schweiz und ich mag auch die USA, einige Teile davon. Ich mache mir da noch nicht wirklich Sorgen darüber, wo es hingehen wird."

Dabei wird das aber wohl keine Großstadt werden. "Ich bin kein Stadt-Mensch und ich mag keine großen Menschenmassen. Das macht mir bei meinem Grand Prix-Rennsport die größeren Schwierigkeiten. Ich mag es in Mitten der Natur zu sein, mit ein paar Freunden und der Familie und mit sonst niemanden um mich. So wäre das Leben für mich am besten."

Autorennen in der Zukunft?

Stoners Landsmann und dreifacher Superbike Weltmeister Troy Bayliss hat es vorgemacht und auch Stoner denkt darüber nach, nach seiner Motorrad-Karriere Autorennen zu fahren. "Ich würde gern die V8 in Australien ausprobieren. Das ist definitiv ein Plan. Ich hatte ein paar Tests in Karts und soweit ich das sagen kann, habe ich mich da nicht schlecht angestellt", meinte er dazu.

Landsmann Troy Bayliss fährt schon hin und wieder Autorennen., Foto: Race of Champions
Landsmann Troy Bayliss fährt schon hin und wieder Autorennen., Foto: Race of Champions

"Ich denke die Karts sind das Beste, um zu lernen. Wenn du in ein Auto umsteigst, musst du nur die Gänge lernen. Wir kennen die Leistung ja vom Motorrad", schilderte er seine Gedanken zu den Vierrädern. "In einer Art denke ich, dass es die Autofahrer einen leichteren Job haben, aber andersherum ist ihrer technischer. Wir können unsere Körperposition etwas verändern, um das Motorrad leichter umzulegen. In einem Auto hast du nur das Lenkrad, die Schaltung, Kupplung und Bremsen. Es ist für die Fahrer einfacher schnell zu sein, aber das letzte Bisschen ist die große Herausforderung."

Film und Musik

Der letzte Film, den Stoner im Kino gesehen hat, war "Inception. Ein wirklich guter Film und ich habe ihn komplett verstanden. Alle anderen sagten: 'Ich hab den nicht verstanden. Wir müssen den noch mal anschauen.' Ich mag alle Leonardo-Filme seit 'Blood Diamond'. Jeden davon."

Musikalisch aber steht der 25-jährige weiter auf die guten alten Sachen. "Alanis Morissette wäre das letzte Album, was ich mir gekauft habe - ich weiß den Namen davon nicht mehr. Und auch Status Quo. Ich mag das alte Zeug!"