69 Punkte Vorsprung hat Jorge Lorenzo momentan auf Dani Pedrosa, der in Sepang dank seines Schlüsselbeinbruchs von Motegi wohl noch nicht im Einsatz sein dürfte. Das heißt, sechs Punkte noch und der Yamaha-Pilot wäre Weltmeister - und damit erst der zweite Spanier, dem das nach Alex Criville 1999 in der Königsklasse gelingt. "Alles, woran ich denke, ist Sonntag und ob ich den Titel gewinnen kann... es war einer meiner Lebensträume und es wäre toll, es hier in Sepang zu schaffen", erklärt Lorenzo, der 2007 in Malaysia schon die 250cc-WM für sich entscheiden konnte.

Doch auch an eine zweite Sache denkt Lorenzo noch, denn der Zweikampf mit Valentino Rossi in Japan spukt ihm doch ein wenig durch den Kopf. "Er ritt keine Manöver, die man bestrafen hätte müssen, sonst wären die Stewards eingeschritten, aber er war wirklich am Limit", meinte Lorenzo laut Gazzetta dello Sport. "Wann? Jedes Mal, als er an mir vorbeiging. Er berührte mich und drückte mich raus. Das ist das Verhalten, das er schon früher mit Gibernau und Stoner gezeigt hat. Jetzt war ich dran, aber ich bin nicht wie sie. Sollten wir wieder Seite an Seite kämpfen, sobald der Titel gewonnen ist, werde ich es so machen wie er."

Das Leben steht auf dem Spiel

Lorenzo gab auch zu, sich bei der Yamaha-Teamleitung über Rossis Fahrweise beschwert zu haben, denn aus seiner Sicht war der Kampf in der aktuellen Situation einfach zu intensiv. "Ich kämpfe um den Fahrertitel und Yamaha um die Konstrukteurs-Krone. Ein Sturz von uns wäre ein Geschenk für Honda und Ducati gewesen und hätte meine WM gefährdet." Er sah ein nicht unerhebliches Risiko für seine Gesundheit. "Die Show ist toll, die Leute können das genießen und für das Renn-Business ist es toll, aber wenn du ein Fahrer bist, der auf einem MotoGP-Motorrad sitzt, welches dich auf den Geraden auf über 300 km/h bringt und mit dem du 180 bis 200 km/h durch die Kurven fährst, dann ist es kein tolles Gefühl, wenn dich ein anderer Fahrer berührt. Da weißt du, dass du dein Leben aufs Spiel setzt", meinte Lorenzo gegenüber der offiziellen Website der MotoGP.

Rossi selbst konnte Lorenzos Reaktion nur schwer verstehen, da der Spanier sich nach der Zieldurchfahrt erst ruhig gegeben hatte, dann aber anscheinend seine Meinung änderte. "Ich weiß nicht warum", sagte Rossi. "Lorenzo sagte, er wollte bis zur letzten Runde gegen mich fahren. So ist Racing bis zur letzten Runde gegen mich. Wir haben uns oft überholt und auch Kontakt gehabt. Es war schön, vor allem für mich, da ich vor ihm landete. Es war sehr eng mit Jorge und manchmal mussten wir uns aufeinander lehnen, da es keinen Platz für zwei Maschinen gab. Glückwunsch an ihn für seine Aggressivität und Entschlossenheit. Aber die besten Manöver in der letzten Kurve sind die um den Sieg, nicht um Platz drei."

Der Regen

Dennoch stellte Yamaha Managing Direktor Lin Jarvis klar, dass er so etwas nicht mehr sehen will und versprach, dass Masao Furusawa mit Rossi darüber reden wird. Ungeachtet dessen herrscht Vorfreude auf Malaysia, wobei Lorenzo das Wetter ein paar Sorgen macht. "Die Strecke ist lang und modern, aber das Wetter kann ein Problem sein, da es zu heiß werden kann und der Regen auch problematisch werden kann. Voriges Jahr war es mit dem Regen etwas verrückt und dann musste ich noch als Letzter starten. Mir wäre es sicher lieber, wenn es dieses Jahr trocken bliebe."

Rossi ist nach seiner guten Vorstellungen und den verminderten Schulterproblemen in Japan wieder selbstbewusster, allerdings ist ihm klar, dass Sepang wieder eine andere Strecke bietet. "Bis ich in Sepang zu fahren beginne, weiß ich nicht, wie es meiner Schulter gehen wird, aber das ist eine meiner zwei oder drei Lieblingsstrecken auf der Welt und ich freue mich immer, dorthin zu fahren. Wir waren bei den Wintertests stark, seitdem hat sich natürlich viel verändert, aber in Japan gab es gute Verbesserungen an der Maschine, also hoffe ich, dass wir dieses Wochenende wieder so stark sein können."