Irgendwie hatte der Wechsel von Valentino Rossi von Honda zu Yamaha 2003/2004 etwas besonderes. Damals trafen sich der Italiener und die Yamaha-Macher Mitten in der Nacht in einem Gebüsch in Brünn und legten den Grundstein für den Deal. Alles blieb weitestgehend Geheim, bis Rossi nach dem Saisonfinale und einem weiteren Titel für Honda in Valencia verkündete, dass er zu Yamaha abwandern würde.

Dieses Mal war es ein offenes Geheimnis, dass die nächste Station Ducati heißen würde. Da gab es hier Vermutungen und da kleine Sticheleien und Äußerungen, sodass es am gestrigen Sonntag keinen überraschte, als der Deal offiziell gemacht wurde.

"Das ist eine lange Geschichte", versuchte Ducati-Chef Gabriele del Torchip den Hergang der Vertragsunterzeichnung zu rekonstruieren. "Klarerweise hatten wir schon seit vielen Monaten Kontakt. Grundsätzlich entschieden wir im Juli, dass wir zusammen arbeiten werden, aber der Vertrag wurde erst in den letzten Tagen abgeschlossen. Es ist noch eine ganz frische Entscheidung und darum haben wir sie in Brünn bekannt gegeben."

Die Frage, ob Ducati erst an Rossi herangetreten sei, nachdem sie erfahren hatten, dass Casey Stoner sie verlassen würde, beantwortete del Torchio ausweichend. "Das ist die Geschichte mit der Henne und dem Ei", ließ dieses Thema offen. "Ich glaube, dass der Hauptgrund die Beziehung ist, die er [Rossi] mit Filippo Preziosi aufgebaut hat. Ich glaube, dass das der Hauptfaktor war."

Geld spielte keine Rolle

"Es ist keine Frage des Geldes", erstickte del Torchio solcherlei Vermutungen im Keim. "Offen gesagt ist es meine Meinung, dass Valentino sehr stolz sein wird, ein italienisches Motorrad zu fahren und zu racen. Aber inzwischen hat die Beziehung zu Filippo eine sehr wichtige Rolle gespielt."

Wer den ersten Schritt gemacht hat, kann man derweil nicht ausmachen. "Gleichzeitig", beschrieb es der Ducati-Boss. "Wir haben ein paar Nachrichten geschickt, er hat ein paar Nachrichten geschickt und weißt du, es war wie… die Stars haben sich gefunden."

Eine andere Variante, als Rossi im Werksteam unterzubringen, hat es derweil nie gegeben. "Wir hatten nur einen bevorzugten Weg und das ist, ihn im offiziellen Team zu haben. Wir haben nie eine andere Option in Erwägung gezogen", machte del Torchio klar. Rossi wird übrigens die Möglichkeit zu Sonderlackierungen und seine Aktionen mit der Startnummer 46 erhalten, doch von der Grundfarbe rot wird man sich bei Ducati definitiv nicht trennen.

Was nach Vertragsablauf passieren wird, ist derweil völlig offen. "Wir haben keine festen Pläne für nach den zwei Jahren", sagte del Torchio. "Logischerweise hängt das klar davon ab, was in den nächsten zwei Jahren passiert. Es ist in diesem Sport ziemlich normal, einen Vertrag auf zwei Jahre zu unterschreiben. Valentino hat bei uns für die nächsten zwei Jahre unterschrieben, was danach passiert… Zuvor wird er bei uns sein."

Eine der abschließenden Fragen an del Torchio lautete, ob Ducati Jorge Lorenzo genommen hätte, wenn Rossi bei Yamaha geblieben wäre. "Valentino bleibt nicht bei Yamaha, also nahmen wir Valentino", handelte er bei seiner Antwort getreu dem Motto: Hätte-Wäre-Wenn.