Seit dem Sachsenring sorgte auf technischer Seite mal wieder Ducati für Diskussionen, Spekulationen und viel mehr Fragezeichen als brauchbare Antworten. Nicky Hayden testete in Deutschland eine neue Verkleidung, an der vorn links und rechts kleine Flügelchen angebracht waren. In den USA setzte auch Casey Stoner eine solche Verkleidung ein.

Was diese Flügelchen bewirken sollen, war damals ziemlich einfach und klar dargestellt worden: Sie sollen Druck nach unten, sogenannten Abtrieb oder Downforce, erzeugen, um dem nach oben steigenden Vorderrad bei Wheelies entgegen zu wirken. Wheelies an sich sehen zwar spektakulär aus, kosten aber Zeit.

In Laguna Seca bekam auch Casey Stoner die Flügel - und das nicht, weil Red Bull Sponsor dieses GPs war., Foto: Ducati
In Laguna Seca bekam auch Casey Stoner die Flügel - und das nicht, weil Red Bull Sponsor dieses GPs war., Foto: Ducati

Wie MotoMatters.com aber jetzt in einer Technik-Analyse schreibt, sind diese Flügelchen viel zu klein, um einen Effekt zu haben. Im Fahrlager hatten Zahlen kursiert, wonach sie bei 300 km/h für eine Downforce von 10 Kilogramm sorgen würden. Diese Zahlen will niemand anzweifeln, doch weiß jeder auch, dass es bei 300 km/h auf einem Motorrad - egal ob MotoGP oder Superbike - keine Wheelie-Probleme gibt. Denn bei dieser Geschwindigkeit befindet man sich bereits auf Top-Speed, das Vorderrad lupft aber beim Beschleunigen.

Fakt aber ist auch, dass solcherlei aerodynamische Lösungen besser sein dürften, als die Anti-Wheelie-Programme, die mittels Software in die Bikes eingespeist werden. Dabei wird elektronisch Leistung gekappt, um das Vorderrad am Boden zu halten. Leistung wegnehmen, will aber eigentlich niemand.

Downforce-Erklärung nicht so plausibel

Wie MotoMatters.com weiter schreibt, halbiert sich die Downforce von 10 auf 5 Kg, wenn man eine Geschwindigkeit von 200 km/h anstatt der von 300 km/h annimmt. Und dort, auf vollem Durchzug, ist diese Kraft zu wenig, um das Vorderrad am Boden zu halten. Daraus ergibt sich, dass je langsamer man ist, desto uneffektiver die Flügelchen werden.

Doch so langsam kommt man nun dahinter, dass es eventuell nicht das Horizontale der Flügel war und ist, was den Piloten etwas bringen soll, sondern vielmehr die vertikalen Streben. Die scheinen an der Seite der Verkleidung für einen besseren Luftfluss zu sorgen und den Luftdruck hinter den Flügeln zu verringern. Und das ganze nur knapp vor dem Auslass, wo die heiße Luft aus dem Kühler des Desmosedici-Motors abgeleitet wird.

Gerade bei den heißen Rennen - wie noch in Malaysia - könnten die Flügel immense Vorteile bringen., Foto: Ducati
Gerade bei den heißen Rennen - wie noch in Malaysia - könnten die Flügel immense Vorteile bringen., Foto: Ducati

Die Flügelchen erzeugen also eine Art Unterdruck an denjenigen Löchern in der Verkleidung, wo die heiße Luft des Motors abgeleitet wird. Durch diesen Unterdruck wird die heiße Abluft des Motors und des davor liegenden Kühlers besser "herausgesaugt", die Hitze kommt schneller und besser von unter der Verkleidung heraus. Damit wird auch gleich mehr kühle Luft von vorn durch den Kühler gesaugt und der Motor kann somit insgesamt etwas luftiger arbeiten, wird nicht mehr ganz so extrem heiß.

Und dass Ducati an einer besseren Kühlung des Motors interessiert sein dürfte, ist klar. Denn seit diesem Jahr sind die Aggregate auf sechs Stück für die gesamte Saison limitiert. Ducati baut seit vielen Jahren aber auch die stärksten Motoren und hat schon immer Probleme mit Hitze gehabt. Daher klingt diese Kühlungs-Erklärung der Flügel doch plausibler, als die des Abtriebs zur Entgegenwirkung von Wheelies.