Anfang 2009 übernahmen die früheren Grand Prix-Stars Ralf Waldmann, Martin Wimmer und Wimmers Frau Martina Häger das MZ-Unternehmen, jetzt startet das nächste Renn-Comeback, diesmal in der brandneuen Moto2-Klasse mit individuell gebauten Prototypen-Chassis der einzelnen Teams und einem von Honda gebauten Einheitsmotor für alle Teilnehmer. "Manche Werke wie Aprilia haben ihre Teilnahme abgesagt, weil sie den Motor als Herzstück ihrer Rennmaschinen begreifen und in der Fahrwerksentwicklung nicht viel Spielraum sehen", erklärte Martin Wimmer, der zu seinen Glanzzeiten als Rennfahrer zwischen 1980 und 1991 drei Siege und acht Podestplätze in der 250 ccm-Klasse feierte. Jetzt als Unternehmer will er ein neues Kapitel in seiner Karriere eröffnet. "Für uns ist es genau umgekehrt. Wir wollen eine neue Fahrwerkstechnologie entwickeln. Wir wollen ein Gabel-System, das ich für mein Wimmer-Mountain Bike gebaut und patentiert habe, in den Motorrad-Rennsport bringen und am Ende auch die Straßenmotorräder von MZ damit ausrüsten."

"Moto2 ist die ideale Plattform für uns, auf der wie diese Entwicklung vorantreiben können. Die Klasse ist relativ kostengünstig, liefert unserem Unternehmen aber dennoch den nötigen Werbeeffekt. MZ hat eine großartige Erfolgshistorie im Rennsport, auf der Straße ebenso wie im Gelände, und jetzt wieder am Rennsport teilzunehmen, setzt ein Zeichen, dass wir wieder da sind, dass wir große Pläne haben und ehrgeizige Ziele verfolgen."

Der neue Moto2-Prototyp entstand komplett im MZ-Werk. Vor wenigen Jahren am Rande des sächsischen Hohndorfs neu gebaut, verfügt die Fabrik nicht nur über einen hochmodernen Park an Werkzeugmaschinen und Prüfständen, sondern auch über eine erfahrene Belegschaft mit dem nötigen Know-how für ein derart ehrgeiziges Projekt. "Wir werden weiter um diese Unterstützung kämpfen. Unser Moto 2-Engagement wird d abei Signalwirkung haben, denn es wird zeigen, dass wir sehr wohl dazu in der Lage sind, erfolgreich Motorräder zu produzieren. Die meisten unserer Techniker haben schon zu Zeiten des Sozialismus bei MZ gearbeitet, und sie wissen ganz einfach, wie man Motorräder baut. Ihr Wissen zusammen mit dem Input von Ralf Waldmann und mir ist eine überzeugende Kombination."

Anders, als die anderen

Augenfälligstes Merkmal der MZ Moto2-Maschine ist das ungewöhnliche Stahlgitterrohr-Chassis, der sich deutlich von den verbreiteten Aluminium-Brückenrahmen abhebt. "Die MZ-Motorräder hatten schon in der Vergangenheit Stahlrahmen, und mit Stahlgitterrohrrahmen für künftige MZ-Modelle knüpfen wir an diese Tradition an. Der Grund dafür ist einfach: Abgesehen von Kohlefaser, was in der Moto2-Klasse nicht erlaubt ist, ist Chrom-Molybdän-Stahl das einzige Material, das Aluminium beim Verhältnis von Steifigkeit zu Gewicht übertrifft. Wenn du einen Aluminium-Brückenrahmen mit der gleichen Steifigkeit eines Gitterrohrrahmens aus Chrom-Molybdän-Stahl herstellen wölltest, würdest du nie dessen geringes Gewicht erreichen. Umgekehrt haben wir im Vergleich zu Hondas Original-Aluminiumchassis der CBR 600 zwei Kilogramm eingespart - und trotzdem die höhere Rahmensteifigkeit erreicht, die wir für die Rennmaschine brauchen."

Als Fahrer für dieses spannende Projekt wurde der 28jährige Australier Anthony West verpflichtet, der nach seiner Jugend mit Dirt Track-Maschinen auf allen nur erdenklichen Straßen-Rennmotorrädern von den 125 ccm-, 250 ccm- und 500 ccm-Zweitaktklassen bis zu MotoGP- Supersport- und Superbike-Viertaktern Erfahrung gesammelt hat. "Die Moto2-Klasse ist besonders spannend", lächelt West selbst, weil er weiß, dass es in dieser neuen Meisterschaft mehr auf Fahrkönnen und das beste Set-Up als wie bisher in der 250er-Klasse aufs größte Budget für die besten Motoren ankommt. "Mit einer privaten 250er hattest du gegen die Werksmaschinen nie eine Chance. Doch jetzt in der Moto2-Klasse startet jeder von der gleichen Basis, und jeder hat die Chance auf Erfolg."

West ließ sein Talent bereits mit einer Bestzeit bei Wintertests auf der regennassen Piste von Valencia aufblitzen. Doch er will noch mehr erreichen und ist überzeugt, dass er und seine kleine, effiziente Crew mit Wimmer, Waldmann, dem Technischen Direktor Helmut Lichtenberg und einem weiteren Helfer das Zeug haben, gegen viele größere Teams zu bestehen - und hier und dort für eine Überraschung zu sorgen.