Marc Marquez gilt 2012 als einer der heißesten Kandidaten für den WM-Titel in der Moto2 und insgesamt kann der Spanier mit seiner ersten Saisonhälfte zufrieden sein. Besonders weil er in den letzten Rennen vor der Pause gute Leistungen zeigte, während die Konkurrenz Fehler machte. Wie aber sieht der 19-Jährige seine Chancen?

Du führst in der WM mit 34 Punkten, konntest vier Rennen gewinnen und drei weitere Podestplätze holen. Als Krönung hast du bereits den Platz bei Repsol Honda in der MotoGP sicher, sind da noch Wünsche offen?
Marc Marquez: "Nein eigentlich nicht. Die erste Saisonhälfte verlief wirklich gut, auch wenn einige Strecken für uns schwerer waren als andere. Die ersten haben uns am meisten Sorgen bereitet, weil ich die Wintertestfahrten auslassen musste, aber die Ergebnisse waren solide. Dann kamen ein paar schwere Rennen aber insgesamt ist alles gut gelaufen. Dann konnte ich in Mugello verkünden, dass ich nächstes Jahr in der MotoGP fahre. Damit wird nächstes Jahr ein Traum für mich wahr, ich möchte Nakamoto-san dafür herzlich danken."

Hast du dadurch jetzt mehr Druck?
Marc Marquez: Nein, ich weiß was ich zu tun habe und worauf ich mich konzentrieren muss - und das ist die Moto2. Natürlich muss man mit den Auswirkungen einer solchen Verkündung leben, die Leute fragen, sie sind interessiert, aber das ist doch auch gut so. Bei der Verkündung war die Presse natürlich überweltigend, ich hatte einiges zu tun, aber ich habe mich dennoch auf mein Moto2 Rennen konzentriert. Mein Ziel ist es den Titel zu gewinnen und dann aufzusteigen."

Welche Note würdest du deiner bisherigen Saison geben.
Marc Marquez: "Das ist sehr relativ und hängt von vielen einzelnen Dingen ab. Ich würde sagen 8 oder eine 8.5, denn es gab Zeiten da haben wir uns ein paar kleine Fehler erlaubt und das müssen wir noch verbessern. Wir konnten unsere Konstanz aber stark verbessern und das war wichtig."

Letztes Jahr warst du in einer anderen Situation, da warst du der Jäger und nicht der Gejagte. Was hat sich geändert?
Marc Marquez: "Ich habe jetzt mehr Erfahrung und kenne die Klasse besser. Letztes Jahr hatte ich um diese Zeit vier DNF, bislang ist mir das dieses Jahr nur einmal passiert und das war im Nassen. Wir sollten damit schon zufrieden sein, aber dennoch nicht nachlassen. Die anderen sind ebenfalls schnell, das haben wir in Mugello gesehen. Wenn ich mich nicht absolut wohl fühle, dann bin ich nicht so gut. Letztes Jahr wäre ich noch gestürzt, dieses Jahr weiß ich, dass es besser ist dann Fünfter zu werden und Punkte mit zu nehmen."

Was werden die entscheidenden Faktoren bei den kommenden Rennen sein?
Marc Marquez: "Es gibt viele Faktoren: wie viele Rennen werden wir im Nassen fahren, welche im Trockenen, wie sind unsere Rivalen drauf, wie sind die Strecken, wie fühle ich mich mit der Maschine... Wir können mit dem geleisteten und den 34 Punkten Vorsprung durchaus glücklich sein. Es wäre schlechter, wenn wir hinten liegen würden. So aber haben wir einen Vorteil, wir sind bereit um den Sieg zu kämpfen. Wir sollten aber auf dem Boden bleiben, denn unser Vorsprung kann auch schnell wieder verloren sein."

Wie schätzt du deine Rivalen ein? Wer scheint der Stärkste zu sein?
Marc Marquez: "Iannone und Espargaro sind die beiden Stärksten. Iannone ist ein Fahrer, der an einem guten Tag sehr schnell ist, während Pol in den letzten Rennen und auch in den Trainings ziemlich konstant war. Lüthi ist auch ein sehr schneller Fahrer und konstant, also wird es schwer werden, gegen sie zu kämpfen."

Valentino Rossi sagte, dass eine deiner besten Qualitäten sei, dass du in der Lage bist zu siegen, auch wenn du nicht der Schnellste bist. Stimmt das? Wie machst du das?
Marc Marquez: "Ja, manchmal ist das so. Es könnte daran liegen, dass man sich auf der Strecke mal nicht so wohl fühlt oder dass man an dem Wochenende nicht der Schnellste ist, aber in diesen Augenblicken musst du alles geben und deine Karten richtig ausspielen. Es gibt Rennstrecken, die mir besser liegen als andere und GPs in denen ich der Schnellste bin, aber man muss aus jeder Situation 100 Prozent herausholen."

Stell dir vor, du stehst neben Pedrosa, Lorenzo und Rossi in der Startaufstellung und die roten Lichter der Ampel gehen aus. Wie wird das für jemanden wie Marc Marquez sein?
Marc Marquez: [lächelt] "Jetzt noch nicht, aber nächstes Jahr. Wenn sich nichts ändert, wird das Realität werden."

Wenn du deine Augen schließt und dir vorstellst, dass du die gleiche Kombi wie Stoner und Pedrosa trägst, bekommst du dann Schmetterlinge im Bauch?
Marc Marquez: "Wenn ich ehrlich bin, fühle ich momentan gar nichts. Ich vermute, wenn wir das letzte Rennen in Valencia beendet haben und kurz vorm Test des Bikes stehen, dann wird es schon kribbeln, aber jetzt konzentriere ich mich auf die Moto2. Nächstes Jahr kommt früh genug."