Wenn ich mitfahre, möchte ich gewinnen. Das war meine Vorgabe für die Rückkehr in die Mini Challenge. In Hockenheim hat das sehr gut geklappt. Gewinnen ist das Schönste, wenn man Rennen fährt - da spielt die Rennserie keine Rolle. Noch schöner ist es, wenn man, wie ich in Hockenheim, überhaupt nicht damit rechnet. Schließlich war ich vor dem Rennwochenende überhaupt noch nicht mit dem neuen Mini gefahren. Der Sieg im Sonntagsrennen kam also ziemlich überraschend, war aber megageil.

Steffi fuhr beim Mini Challenge-Comeback ganz nach vorne., Foto: Steffi Halm
Steffi fuhr beim Mini Challenge-Comeback ganz nach vorne., Foto: Steffi Halm

Ganz besonders weil ich weiß: mit noch mehr Erfahrung mit dem Auto geht noch mehr, kann ich noch schneller fahren. Dafür brauchen wir allerdings noch ein bisschen mehr Zeit im Auto. Ich war zwar bei der Verlosung der neuen Autos in Hockenheim, musste aber am nächsten Tag zu einem Porsche-Test nach Oschersleben und konnte so nicht am offiziellen Mini-Test teilnehmen, bei dem alle anderen Fahrer und Teams dabei waren. Somit konnte ich am Donnerstag vor dem ersten Rennwochenende zum ersten Mal eine halbe Stunde mit dem neuen Auto fahren. Am Freitag kam noch mal eine halbe Stunde Freies Training dazu, dann ging es direkt ins Qualifying. Entsprechend war ich mit dem 5. Startplatz zufrieden.

Denn es gibt durchaus Unterschiede zwischen den Mini-Modellen; nicht umsonst sind wir mit dem neuen Auto in Hockenheim fünf Sekunden pro Runde schneller gefahren. Das Sperrdifferenzial macht schon einen Unterschied aus. Die Probleme sind aber noch die bekannten: es gibt noch immer Wheelspin an der Vorderachse. Aber nicht nur das Auto ist neu, auch die Reifenmischung ist härter. Am meisten behinderte uns jedoch die fehlende Abstimmungserfahrung. Wir mussten noch viel ausprobieren und hatten kein fertiges Setup in der Schublade. Im Trockenen hat das ganz gut funktioniert, im Regen haben wir uns leider ein bisschen vertan. Aber die größte Umstellung war für mich nicht die vom alten auf den neuen Mini, sondern die vom Porsche auf den Mini.

Mit dem Mini muss ich eine andere Linie fahren, die Geschwindigkeiten sind niedriger und die Bremspunkte komplett anders. Im Mini kann ich später bremsen als im Porsche. Das liegt zum einen daran, dass die Geschwindigkeiten geringer sind, zum anderen daran, dass der Mini ABS hat. Auch beim Schalten gibt es Unterschiede, allerdings nicht wegen der verschiedenen Getriebe, sondern weil ich im Porsche mit viel mehr Kraftaufwand schalten muss als im Mini. Wenn ich darin so viel Kraft aufwende, geht der Gang gar nicht rein. Als ich mich das erste Mal wieder in den Mini gesetzt habe, musste ich an viele Dinge denken, die ich anders als im Porsche machen musste. Dafür habe ich etwas Zeit benötigt, um mich darauf einzustellen. Dennoch hat alles gut funktioniert und ich darf mich über mein Wochenende definitiv nicht beschweren.

Am Start habe ich eine Position verloren, die ich aber schon beim Anbremsen der zweiten Kurve zurückgewinnen konnte. Danach hätte ich nie gedacht, dass sich so schnell ein Abstand zu meinen Verfolgern bilden würde. Vielmehr hatte ich mit einem sehr engen Rennen gerechnet. Gegen Rennende wurde es noch einmal eng, weil mein Teamkollege Daniel Haglöf stark aufholte. Er war das ganze Wochenende schnell und fuhr am Sonntag von Platz 8 auf 2 nach vorne. Allerdings musste ich meine Führung nicht auf Biegen und Brechen verteidigen. Wenn das Rennen noch länger gegangen wäre, hätte ich es sicher schwieriger gehabt.

Daran könnte sich Steffi gewöhnen: P1., Foto: Steffi Halm
Daran könnte sich Steffi gewöhnen: P1., Foto: Steffi Halm

Aber wie gesagt: wir können noch schneller fahren, wenn wir das Auto ein bisschen besser verstehen. Deshalb fahre ich optimistisch zum nächsten Rennen in Oschersleben. Die Strecke mag ich sehr, auch wenn sie mir nach dem Umbau nicht mehr ganz so gut gefällt. In den letzten drei Jahren, in denen ich dort im Alfa und Mini gefahren bin, habe ich jeweils einen Lauf gewonnen - so darf es gerne weitergehen. Die Voraussetzungen sind nach dem gelungenen Saisonstart gut, aber wir dürfen die Konkurrenz auf gar keinen Fall unterschätzen. Sie werden dort auch schnell sein. Trotzdem reise ich mit einem sehr guten Gefühl nach Oschersleben. Vor allem, da wir vorher wahrscheinlich noch die eine oder andere Möglichkeit haben werden, um aus Fahrer- und Teamsicht mehr Erfahrungen mit dem neuen Mini zu sammeln.

Bevor es aber mit der Mini Challenge weitergeht, steht der Saisonauftakt im Porsche Sports Cup Endurance an. Hier war die Saisonvorbereitung sehr ordentlich. Ich bin öfter mit dem Porsche gefahren, hatte Testtage am Nürburgring, in Hockenheim und in Oschersleben und bin guter Dinge für mein erstes Rennwochenende - obwohl ich noch überhaupt nicht weiß, wie ich mich einordnen soll. Es gibt noch keine Starterlisten und auch sonst gibt es einige Fragezeichen.

Bislang bin ich die Sprintrennen mit dem Porsche gewohnt, die Langstreckenrennen werden mit Tankstopps und Fahrerwechsel etwas Neues für mich sein. Bei den Tests haben Eve und ich aber schon einmal einen Wechsel geübt und das hat auf Anhieb funktioniert. Darüber mache ich mir also keine Gedanken. Die Saison kann kommen. Obwohl es meine erste Veranstaltung ist, möchte ich es nicht langsam angehen lassen. Es soll von Anfang an passen und ein Podiumsplatz ist mein Ziel für Hockenheim. Vielleicht klappt es mit dieser Vorgabe ja genauso gut wie bei der Mini Challenge.