Mit dem Sieg in Mugello hatte Karl Wendlinger im Vorfeld nicht unbedingt rechnen können - einen Podiumsplatz wie zuletzt in Dijon hatten er und sein Team, die österreichische Race Alliance, aber schon angepeilt. Der Supererfolg sollte jetzt auch die Verwirklichung der Zukunftspläne erleichtern. Denn die Finanzierung eines Teams in der FIA-GT-Serie ist schwierig, wie Wendlinger im Gespräch mit motorsport-magazin.com erklärte.

Der Sieg in Mugello ist jetzt die Krönung der bisherigen Saison - aber euer Aufwärtstrend hat sich ja abgezeichnet?
Karl Wendlinger: Ja, die letzten Rennen waren ja schon sehr gut, Le Castellet, Dijon vor allem, wo wir schon auf dem Podium waren. Wir haben eine gute Basis für das Auto gefunden, und dann geht es eben von Strecke zu Strecke um Details, die man dann noch finden muss, um eine optimale Abstimmung hinzukriegen.

Es war ja zu Saisonbeginn bei euch alles neu - außer den Fahrern?
Wendlinger: Ja, sicher habe ich zwei Jahre Erfahrung in einem GT-Auto gehabt, der Philipp auch, aber es braucht natürlich immer ein bisschen Zeit, bis in einem neuen Team mit einem neuen Auto alles zusammen passt. Wir hatten zwar einige Testfahrten, haben uns dabei am Anfang aber vielleicht auch ein bisschen auf die falschen Dinge konzentriert. Deswegen hat es ein bisschen gedauert, bis das ganze Paket richtig zusammen gekommen ist, bis wir auf die Geheimnisse des Autos draufgekommen sind. Jetzt wissen wir es ungefähr, und seitdem sind wir auch konstant vorn dabei.

Du spielst jetzt im Team sicher eine wichtigere Rolle als in deinen früheren GT-Zeiten. Ist das schon fast so wie ein eigenes Team?
Wendlinger: Ganz so weit geht es noch nicht. Aber ich bin die letzten zwei Jahre in der GT-Klasse in einem französischen Team gefahren, da hat man zwischen den Rennen natürlich nicht so den Kontakt und Einfluss gehabt. Schon durch die geographische Nähe ist die Zusammenarbeit viel enger. Und ich finde es im Moment wirklich super, wie das abläuft. Das macht natürlich auch noch viel mehr Spaß, wenn man stärker involviert ist.

Sitzt das Team jetzt auch schon in Österreich?
Wendlinger: Das Team sitzt in Wien, die Werkstatt ist aber immer noch am Nürburgring, denn in der kurzen Zeit, in der das Team aufgebaut wurde, konnte man das noch nicht alles ändern. Die meisten Leute, die bei uns arbeiten, stammen aus der Gegend um den Nürburgring, und außerdem standen in Wien so kurzfristig auch keine passenden Werkstatthallen zur Verfügung. Aber der Plan ist schon, das mittelfristig umzusiedeln.

Wie würdest Du die Entwicklung der FIA GT-Serie in den letzten Jahren allgemein einschätzen?
Wendlinger: Ich kenne diese neue GT-Serie jetzt wieder seit 2004. Ich glaube, da war sie stärker besetzt als noch ende der Neunziger Jahre, als ich noch auf der Chrysler Viper gefahren bin. Und jetzt, im dritten Jahr, ist das Niveau weiter kontinuierlich gestiegen. Es ist eine tolle Meisterschaft mit tollen Autos, aber ich glaube, es ist zu teuer. Wir haben jetzt zwar wieder 12 GT1-Autos, aber die kosten für die Teams sind sehr hoch. Das könnte das einzige Handicap für die Serie in der Zukunft sein.

Was kostet ein Auto ein Jahr in der GT1?
Wendlinger: Ganz genau weiß ich es auch nicht. Aber wenn man das Auto kauft, ist man schon fast mal bei einer Million Euro und dann muss man sicher noch mal eineinhalb Millionen Euro Einsatzkosten rechnen. Das Reglement schreibt private Teams vor, was ich an sich auch in Ordnung finde. Aber für private Teams ist es natürlich sehr schwierig, solche Budgets aufzustellen - vor allem, weil in einigen Ländern, gerade auch im deutschsprachigen Raum, ja die TV-Coverage noch sehr schlecht ist.

Wenn man den sportlichen Wert vergleicht - wie schneidet die GT-Serie da zum Beispiel im Vergleich zur DTM ab?
Wendlinger: Die DTM ist sportlich vielleicht schon noch ein bisschen wertvoller, man hat dort 20 Autos mit 20 wirklich guten Piloten, keine Gentlemen-Driver… Es ist alles noch enger, man muss aus einem DTM-Auto vielleicht auch im Detail noch mehr herausholen, um wirklich schnell zu sein. Aber auch in der GT-Serie haben wir viele schnelle Autos mit schnellen Piloten. Auch das ist guter Sport, den wir hier betreiben. Wir haben zehn Rennen auf attraktivern Strecken, neun Drei-Stunden-Rennen und die 24 Stunden von Spa. Sicher, die verschiedenen Klassen sind am Anfang vielleicht ein bisschen verwirrend, aber so schwierig ist das auch nicht. Und die Handicap-Regel über die Gewichte hat man meiner Meinung nach jetzt auch gut im Griff.

Was gibt diese Serie vom fahrerischen her einem ehemaligen Formel-1-Fahrer wie Dir?
Wendlinger: Ach, ich bin schon so lange ehemaliger Formel-1-Fahrer und bin danach immer noch gerne Autorennen gefahren. Es gibt mir auf jeden Fall noch was. Solche Autos wie unser Aston Martin sind sehr komplex, man muss sehr intensiv mit den Ingenieuren zusammen arbeiten, um das potenzial des Autos auszunutzen. Das ist schon mehr als nur hier her kommen und ein bisschen zum Spaß im Kreis rumfahren.

Wie sehen jetzt die Perspektiven für nächstes Jahr aus - Zielrichtung Meisterschaft?
Wendlinger: Jetzt schauen wir mal, dass wir nächstes Jahr überhaupt dabei sind. Natürlich ist der Plan, weiter zu machen. Aber die Finanzierung muss halt sichergestellt sein. Da laufen Gespräche. Wenn das alles klappt und wir dabei sind, dann werden wir sicher nächstes Jahr von Anfang an besser aufgestellt sein als 2006.

Noch eine Frage ganz am Rande: Du bist ja zu Beginn deiner Karriere zusammen mit Michael Schumacher bei Mercedes gefahren: Wie weit verfolgst Du die Formel 1 noch - und was sagst Du zu seinem Rücktritt in Monza?
Wendlinger: Ich war da ja sogar zum ersten Mal seit Jahren am Sonntag wieder im Fahrerlager in Monza, sonst habe ich es meistens nur im Fernsehen gesehen. Es war mal wieder ganz lustig, aber ehrlich gesagt, ob man zu Hause vor dem Fernseher sitzt oder an der Strecke in einer Hospitality, das ist auch schon kein großer Unterschied mehr. Michaels Rücktritt hat mich nicht wirklich überrascht, ich habe mir schon gedacht, dass er nicht so ein langes Geziehe machen würde, wenn er weitermachen würde. Er hat die Formel 1 15 Jahre lang so intensiv betrieben, nicht nur die Rennen, sondern auch das permanente Testen mit Ferrari, er war Vorreiter in Sachen Kondition und Fitness, und er hat soviel erreicht, dass da schon mal der Punkt kommen kann, wo man sagt, so, jetzt habe ich keine Lust mehr!

Hattest du in letzter Zeit noch Kontakt mit ihm?
Wendlinger: Nein, eigentlich nicht. Als er noch in Monaco war, was ja auch schon sehr lange her ist, da ist man sich ab und zu noch über den Weg gelaufen. Aber nachdem er dann weggezogen ist, nicht mehr. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen.