Am Ende des ersten Trainingstages für die diesjährigen Indy 500 hatte überraschend Neuling Josef Newgarden für Sarah Fisher Hartman Racing die Nase ganz vorne. Für 24 Fahrer stellte der erste Tag auf dem legendären Brickyard jedoch mehr oder weniger einen Shakedown dar - zu viel Aussagekraft wollte den Zeiten noch niemand beimessen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 220 Meilen pro Stunde konnte sich Newgardens Frühform aber dennoch sehen lassen. Seine Zeit knackte zum Auftakt keiner.

Hinter dem Überraschungsschnellsten an der Spitze, reihte sich mit JR Hildebrand der traurige Sensationsmann des Vorjahres. 2011 war der Panther-Pilot dem Sieg als Rookie in Indianapolis schon ganz nah, flog aber in der letzten Kurve der letzten Rennrunde doch noch ab und verschenkte den Triumph an Dan Wheldon, der nur wenige Monate später beim Saisonfinale auf so tragische Art und Weise sein Leben verlor. Das gute Ergebnis für die Sarah-Fisher-Truppe bei der Rückkehr in die Hauptstadt des amerikanischen Formelsports komplettierte am Samstag überdies Bryan Clauson - er stellte den Dallara-Honda auf Tagesrang drei.

Barrichello hinten aber nicht abgeschlagen

Newgarden war von der Pace des Autos derweil schwer beeindruckt. "Das Team hat es schon das ganze Jahr hinbekommen. Die Leute haben ja schon davor gesehen, dass sie gute Autos zusammenbauen können - warum sollte es also im Oval Probleme geben?", meinte der Tagesschnellste zufrieden. "Für mich haben sie ein wirklich gutes, verlässliches und angenehmes Rennauto gebaut und für Bryan machen sie das jetzt scheinbar genauso", so Newgarden, der erklärte: "Sie machen uns die Arbeit wirklich leicht und das sieht man dann anhand der Zeiten."

Mutiger Franzose: Jean Alesi will es noch einmal wissen, Foto: DPPI
Mutiger Franzose: Jean Alesi will es noch einmal wissen, Foto: DPPI

Zwar sei es keine große Sache, nun zu so einem frühen Zeitpunkt in der Vorbereitungsphase auf das wichtigste Rennen des Jahres schnell zu sein - für die professionelle Arbeit des Teams würden die ersten Zeiten aber dennoch sprechen. Mit bereits dreieinhalb Zehnteln Rückstand auf die Spitze, sortierten sich hinter dem Führungs-Trio Dale-Coyne-Pilot James Jakes und KV-Racing-Fahrer Tony Kanaan ein. Sein prominenter Teamkollege, F1-Rekordstarter Rubens Barrichello, musste sich vorerst mit dem 19. Rang zufrieden geben - der Brasilianer blieb aber immerhin als letzter Pilot innerhalb von einer Sekunde der Newgarden-Bestzeit.

Eine weitere Sekunde und vier Plätze weiter hinten sortierte sich im Zeitentableau USA-Neuankömmling Jean Alesi ein. Damit war der Franzose Vorletzter, nur HVM-Pilotin Simona de Silvestro war noch langsamer. Ihr Rückstand im neben Alesi einzig regulär verbliebenen Lotus-Auto betrug ganze vier Sekunden. Die Leistung des Motorenlieferanten dürfte damit einmal mehr infrage gestellt sein - bereits im Vorfeld des Indy 500 waren Lotus vier Aggregatspartner abgesprungen und hatten teilweise sogar auf hohen Schadensersatz geklagt.

Lotus am Ende

Ungeachtet der Schwierigkeiten seines Motorenpartners, durfte Alesi mit seinen ersten Schritten auf nordamerikanischem Ovalterrain aber zufrieden sein. Mit Fan Force United ist nach dem Ausfall von Newmann/Haas extra ein Team aus der Indy-Lights-Serie aufgestiegen, um seinen Einsatz doch noch zu ermöglichen. Bereits am Freitag hatte Alesi dann im eigens abgehaltenen Rookie-Programm zwei von drei angedachten Eingewöhnungsphasen absolviert - dieses muss er bis zum vollen Start der Indy-Trainingsphase in dieser Woche komplett absolviert haben, um später auch an der Qualifikation und dem Rennen teilnehmen zu dürfen.

"Durch die ersten zwei Phasen zu kommen, war für mich sehr wichtig, weil natürlich alles noch komplett neu ist", gab Alesi nach den Premierenausfahrten erstes Feedback. "Es ist schon eine Zeit lang her, seit ich das letzte Mal in einem Einsitzer gefahren bin", lachte der Franzose. "Mir hat es sehr gut gefallen und es lief auch sehr gut", beschrieb der Routinier die gesammelten Eindrücke. Auch habe er gute Rückmeldungen vom Team erhalten. "Ich habe viel gelernt und die Leute um mich herum sind sehr erfahren. Das hilft mir, denn die Jungs haben wirklich gute Ratschläge auf Lager."