Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

normalerweise habe ich ja vor allem mit Menschen aus dem Motorsport zu tun, aber am vergangenen Wochenende lernte ich einmal eine andere Seite kennen: das Show-Business. Habt ihr meinen Auftritt bei 'Wetten, dass..?' im Fernsehen gesehen? Das war eine richtig coole Aktion! Der Schweizer Jakob 'Koebi' Schwitter wettete, dass er ein Formel-3-Auto, in dem ich saß, nur mit der Kraft seiner Lunge mittels eines Blasebalgs innerhalb von 3:30 Minuten soweit in die Höhe bläst, damit mein Team einen Reifenwechsel vornehmen kann. Koebi gewann seine spektakuläre Wette und wir freuten uns mit ihm.

F3-Spuren im Wetten, dass..?-Studio, Foto: Facebook/Marvin Kirchhöfer
F3-Spuren im Wetten, dass..?-Studio, Foto: Facebook/Marvin Kirchhöfer

Im Vorfeld durfte ich natürlich nicht verraten, worum es sich bei dieser Wette handelt. Den genauen Ablauf erfuhr ich selbst erst am Freitag zuvor bei der Generalprobe, das war eine ziemlich spontane Angelegenheit. An diesem Abend hatte auch Miley Cyrus einen Auftritt im Studio. Nach der Sendung traf ich sie hinter den Kulissen, konnte ein paar Worte mit ihr wechseln und ein Foto machen. Das war gar nicht so einfach, Miley war ständig von drei Bodyguards umgeben - Superstars eben... Da war unsere Wettpatin Barbara Meier, Gewinnerin von Germany's next Topmodel 2007, schon wesentlich entspannter. Der Auftritt bei 'Wetten, dass..?' war wirklich eine schöne Abwechslung und das Feedback zu unserem Auftritt allgemein sehr positiv.

Foto: GP3
Foto: GP3

So, jetzt aber zum Sportlichen, da habe ich euch auch eine Menge zu erzählen. Vor einer Woche war ich in Abu Dhabi und konnte zum ersten Mal einen GP3-Boliden bei den offiziellen Testfahrten nach dem Formel-1-Wochenende ausprobieren. Drei Tage lang testete ich mit den beiden Teams MW Arden und Neueinsteiger RUSSIAN TIME. Zuvor schauten wir uns das Rennwochenende auf dem Yas Marina Circuit an, um einen genauen Einblick in die F1-Welt zu bekommen.

Ich kann euch sagen: Das war ganz schön spektakulär, auch abseits der Strecke! Wenn ich nur an die Yachten im Wert von hunderten Millionen Euro denke, die im Hafen neben der Strecke ankerten... Mir war der Test aber natürlich viel wichtiger und von Dienstag bis Donnerstag konnte ich mich erstmals mit dem GP3-Boliden vertraut machen. Das ist wirklich ein richtiges Rennauto mit fast doppelt so viel Leistung im Vergleich zu meinem bisherigen Formel 3 und einem tollen Sound. Es war schon ein besonderes Gefühl, die erste Runde auf dem Yas Marina Circuit zu drehen. Mit dem Verhalten des Autos kam ich schnell gut zurecht, ging die Sache aber nicht zu verbissen an, für Risiko bestand kein Grund.

Foto: GP3
Foto: GP3

Auf der langen Geraden des Kurses erreichte ich einen Topspeed von knapp 290 km/h und war erstaunt, dass ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr den Motor, sondern nur noch Windgeräusche vernahm. Ab etwa 260 km/h bekommt man im GP3 gar nicht mehr so viel vom Motor mit, der Wind war so laut, dass ich die ersten beiden Gänge beim Runterschalten gar nicht mehr hören konnte. Mit meiner Performance bei der GP3-Premiere war ich sehr zufrieden. Am zweiten Tag erzielte ich die fünftschnellste Tageszeit. Da wäre aber noch deutlich mehr drin gewesen, weil ich der einzige Pilot innerhalb der Top-8 war, der nachmittags mit gebrauchten Reifen fuhr. Der Zeitenunterschied von zwei, drei Zehnteln hätte wohl für einen Platz unter den besten Drei gereicht.

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, sorgte ich an diesem Tag für eine kurze Unterbrechung wegen roter Flaggen. Da war aber überhaupt nichts Schlimmes passiert, mir ging lediglich auf dem Weg in die Boxengasse der Sprit aus und ich blieb schlagartig stehen. Das Team hatte die Strategie kurzfristig geändert, mir aber etwas zu wenig Benzin mitgegeben. Nach zwei Tagen im MW Arden-Cockpit wechselte ich zum Abschluss zu RUSSIAN TIME. Das Team leistete ebenfalls tolle Arbeit, leider gab es am neuen Auto aber ein paar technische Aussetzer. Deshalb war es schwierig zu sagen, wo genau ich stand. Die Mannschaft trifft hier aber keine Schuld, im Auto habe ich mich sehr wohl gefühlt und die Balance stimmte.

Foto: GP3
Foto: GP3

Ein großer Unterschied zu meinen bisherigen Erfahrungen war der Umgang mit den Pirelli-Reifen. Wenn diese Reifen überhitzen, bauen sie extrem schnell ab und man verliert mehr als zwei Sekunden pro Runde - das kennt man ja aus der Formel 1. Ich kam mit dem Reifen-Management aber gut klar und erhielt auch Lob vom Team nach der Auswertung der Daten. Ich bin ein eher ruhigerer Fahrer am Lenkrad, während andere Piloten zum Übersteuern neigen und dadurch die Reifen stärker abnutzen. Ich legte zwar keine komplette Renndistanz zurück, bin da aber sehr zuversichtlich. In den Rennen wird es dann darauf ankommen, kühlen Kopf zu bewahren und die Reifen richtig zu nutzen.

Die drei Testtage in Abu Dhabi waren eine sehr wertvolle Erfahrung. GP3-Tests sind während der Saison arg limitiert, deshalb zählt jeder Kilometer. Ich bin froh, dass wir den Einsatz finanziell stemmen konnten. Deshalb verzichteten wir auch gern auf das Formel-3-Rennen in Macau Ende November, bei dem ich hätte teilnehmen können. Unterschrieben ist noch nichts, aber wir konzentrieren uns auf das GP3-Engagement und da waren die Tests wesentlich wichtiger. In den kommenden Wochen werden wir Gespräche führen und hoffentlich die beste Lösung finden. Ich bin zuversichtlich und wir halten es dabei wie bisher auf meinem Weg im Motorsport: Entweder man macht es richtig oder man lässt es direkt bleiben.

Drückt mir bitte weiter die Daumen, ich halte euch in meiner nächsten Kolumne bei Motorsport-Magazin.com natürlich auf dem Laufenden.