Die Zeit des Einheitsbreis ist vorbei, bei den Testfahrten der Formel E in Donington kam es zur Bewährungsprobe der neuen Antriebsstränge. Zwar lagen die Zeiten am ersten Tag noch eine Sekunde über denen des Vorjahres, was auf die Bedingungen zurückzuführen war: Das englische Wetter machte seinem Ruf alle Ehre und überflutete immer wieder die Strecke. Als es trocken war, schnappte sich Sebastien Buemi die Bestzeit in 1:32.095 Minuten und war damit etwas mehr als eine halbe Zehntelsekunde schneller als Lucas di Grassi (Ergebnisse und Zeiten s. unten).

Der Abt-Pilot, der im Vorjahr den Titel gegen Saisonende noch an Landsmann Nelson Piquet Jr. verlor, sieht in der neuen Technologie, die unter anderem im Renntrimm nun 170 Kilowatt (231 PS) statt deren 150 (203) erlaubt, einen großen Fortschritt. "Das Auto hat sich wirklich verbessert, wir können das sehen", sagte er gegenüber Motorsport.com. "Das macht uns zuversichtlich, dass wir einen fantastischen Job im Sommer gemacht haben. In Donington haben wir uns auf die Setuparbeit konzentriert, weil der - sagen wir - ‚Hardware-Teil‘ erledigt ist. Das Auto sollte jetzt fürs Rennen bereit sein."

Die starke Form des e.dams-Teams bestätigte Nicolas Prost mit Rang drei. Sam Bird folgte auf der vierten Position im Virgin-Boliden. Mit seiner Zeit von 1:32.523 Minuten lag er lange Zeit an der Spitze, fiel aber gegen Ende noch zurück. Nur wenige Tausendstel dahinter sortierte sich Salvador Duran im Virgin ein. Die restlichen Fahrer versuchten keinen Qualifying-Run und hatten daher drei Sekunden Rückstand. In dieser Abordnung zeigte sich das Mahindra-Team am schnellsten: Bruno Senna und Nick Heidfeld kamen auf die Plätze sechs und sieben; die Top-10 wurden komplettiert von Jerome D´Amrosio, Tom Dillmann und Stephane Sarrazin.

Eingewöhnung: Jaques Villeneuve saß erstmals im Cockpit, Foto: Formel E
Eingewöhnung: Jaques Villeneuve saß erstmals im Cockpit, Foto: Formel E

Fahrer erwarten anderes Bild durch freie Technologie

Noch hinter Jean-Eric Vergne und Loic Duval kam der Meister Nelson Piquet Jr. nur auf Rang 13. Durch den Regen ist dies aber noch nicht beunruhigend. Vorhersagen will er keine treffen, wie er ebenfalls gegenüber Motorsport.com verriet: "Es ist schwer zu sagen, wo jeder steht. Ich denke, dass in der zweiten Saison nicht viel zwischen den Team liegen wird. Erst in der dritten könnte man etwas mehr von einer Hierarchie sehen."

Immerhin lag er damit noch einen Platz vor Jaques Villeneuve, der als 14. letzter Fahrer in Wertung war, etwas mehr als eine Zehntel hinter Piquet. "Ich hatte Spaß, das Auto zu fahren", sagte der Altmeister, der sich für die Technik-Formel begeistern kann. "Es ist ziemlich komplex - schwierig, das Maximum aus ihm herauszuholen. Zu lernen, wie man die Energie am besten abfeuert, war ziemlich cool." Mit einem Seitenhieb fügte er hinzu: "Wenn man sich die meisten Rennserien anschaut, versuchen sie, die Autos jedes Jahr langsamer zu machen, hier ist es anders herum, was nicht schlecht ist." Ohne Zeit blieben an Tag 1 Jarno Trulli und Simona de Silvestro.

Seit dieser Saison ist nicht nur der Antriebsstrang freigegeben, sondern auch das Getriebegehäuse und die Hinterradaufhängung dürfen selbst konstruiert werden. Piquet erwartet daher größere Veränderungen an der Rangordnung von Strecke zu Strecke: "Letztes Jahr gab es zwei oder drei Mann, die sich an der Spitze davongefahren sind, jetzt werden es in erster Linie Teams sein, die sich absetzen." Di Grassi hingegen hofft, dass das enge Racing bestehen bleibt, aber auch auf noch mehr Resonanz: "Je mehr Hersteller wir haben, desto besser." Für die erste Saison wird es acht Technologie-Hersteller geben.

Nur Platz vier, aber weiterhin Favorit: Sam Bird im Virgin-Boliden, Foto: Formel E
Nur Platz vier, aber weiterhin Favorit: Sam Bird im Virgin-Boliden, Foto: Formel E

Ergebnis Tag 1 Donington Park

Sebastien Buemi, Renault e.dams, 1:32.095 Minuten
2. Lucas di Grassi, ABT Schaeffler Audi Sport, 1:32.158
3. Nicolas Prost, Renault e.dams, 1:32.286
4. Sam Bird, DS Virgin Racing, 1:32.523
5. Salvador Duran, Team Aguri, 1:32.549
6. Bruno Senna, Mahindra Racing, 1:35.653
7. Nick Heidfeld, Mahindra Racing, 1:35.700
8. Jerome D´Ambrosio, Dragon Racing, 1:36.324
9. Tom Dillmann, Team Aguri, 1:36.329
10. Stephane Sarrazin, Venturi, 1:36.361
11. Jean-Eric Vergne, DS Virgin Racing, 1:36.704
12. Loic Duval, Dragon Racing, 1:37.987
13. Nelson Piquet Jr, NEXTEV TCR, 1:38.052
14. Jacques Villeneuve, Venturi, 1:38.176
15. Jarno Trulli, Trulli, keine Zeit
16. Simona de Silvestro, Andretti, keine Zeit