Es hätte eigentlich ein ruhiger Nachmittag im Springfield Retirement Centre sein sollen, doch ein gewisser Grandpa Simpson hatte heimlich ein paar Dosen eines Energy-Drinks in die Räumlichkeiten der Seniorenresidenz geschmuggelt und dadurch ging es rund. Die Fetzen flogen, die Pfleger versteckten sich im Keller und die Rentner zogen aus, um der frechen Jugend das Fürchten zu lehren, die immer mit ihren schnellen Autos verbotene Rennen vor der Tür veranstaltete. "Matlock! Matlock!" war ihr Kampfruf und der machte Eindruck.
Sebastian war unter den Türmenden einer der Ersten, doch es dauerte nicht lange, da spürte er schon einen harten Stock in seinem Nacken. "Natürlich wäre ich lieber vorne gewesen, aber es hat heute nicht ganz gereicht", meinte er danach mit einem Eisbeutel auf einer netten Beule. Er fürchtete sich schon vor dem Sonntag, wenn die neue Tabletten-Lieferung im Springfield Retirement Centre eintreffen sollte, denn dann ging es normalerweise immer richtig wild zu. "Wir haben gesehen, was am Sonntag alles passieren kann", warnte er nur.
Ein wenig zu Unrecht verfolgt fühlte sich Michael, schließlich war er vor kurzem selbst noch Teil der Rentner gewesen. Zusammen mit seinem Kumpanen Nico wollte er ebenfalls Reißaus nehmen, stellte aber schnell fest: "Fakt ist, dass wir beide nicht schnell genug sind." Dem musste auch Nico alsbald zustimmen. "Dieses Wochenende ist ein Rückschlag für uns", merkte er an. Kurz darauf drehte er sich zu Michael auf die Seite und hörte die nahenden Schritte der erbosten Rentner immer lauter werden. "Ihre Pace ist sehr beeindruckend", brachte er noch raus und verschwand dann unter einem Stapel Geh-Hilfen, die auch Michael unter sich begrub.
Gleich gar nichts von dem Ansturm der erbosten Rentnerschaft mitbekommen hatte Adrian. Er war mit seinem hippen MP3-Player am Straßenrand gesessen und hatte sich Klaviermusik angehört, als plötzlich ein Schatten über ihm auftauchte. "Das hat nicht wirklich funktioniert", sagte er und versuchte, die böse drein blickenden Menschen vor sich mit seiner Musik zu beruhigen. Die fragten ihn, warum er das seinen Freunden nicht vorspiele, dann wären die sicher zahmer. "Das ist genau das, was ich dieses Wochenende schon ein paar Mal angesprochen habe", antwortete er, bevor er versuchte, die allgemeine Verwirrung für einen Ausreißversuch zu nutzen. Der gelang aber nicht, denn ein Zaun baute sich hoch vor ihm auf. "Da wird es aber schwierig", waren seine letzten Worte.
"Es ist nicht einfach, die anderen schlafen nicht und diesmal hat es nicht gepasst", meinte Hulk, als er zusammen mit Timo am Boden gefesselt lag und sich zur Strafe für die nächtlichen Rennen wieder und wieder die Titelmelodie von Matlock anhören durfte. "Das sind Lehrjahre, da muss man das Beste rausholen und darf sich nicht runterziehen lassen", versuchte er Timo Mut zuzusprechen. "Es ist im Moment ein bisschen schwierig", gab der zurück. "Wir müssen jetzt analysieren, woran es hängt", richtete er Hulk noch aus, bevor die Rentner den Dialog beendeten und beide knebelten, damit sie die schöne Musik nicht stören.
Sebastien fühlte sich aufgrund des Amoklaufs der etwas älteren Generation beinahe dazu bemüßigt zu fragen: "Wer hat's erfunden?" Er ließ es dann aber doch bleiben ließ die Bestrafung der aufgebrachten Menge über sich ergehen und durfte sich danach dann von den anderen Jungs anhören, warum er denn nicht fliehen wollte. Es hätte eh keinen Sinn gehabt, meinte er, nur um an seinen blauen Flecken festzustellen, dass so ein Rentner doch noch fest zuschlagen kann. "Generell bin ich also nicht sehr zufrieden mit meiner Leistung", musste er festhalten. Noch einmal sollte das nicht vorkommen, schworen sie sich und hatten in Zukunft immer selbst genug Energy-Drinks dabei. Die machten einfach zu schnell.
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