Nachdem ich es mit ein paar Umwegen über Dubai und Spanien am Ende doch geschafft hatte, von China wieder nach Monaco zurückzukommen, habe ich mich erst mal wieder verstärkt ins Training gestürzt - während der Überseetour kommt man nicht zu soviel. Vor allem Radkilometer muss ich wieder sammeln - ich habe dieses Jahr im Sommer noch eine größere Aktion vor, eine "Alpenetappe á la Tour de France" von Monaco nach Alpe d´Huez - vielleicht in der Sommerpause im August...

Jetzt steht aber erst einmal Barcelona auf dem Programm. An die Strecke habe ich sehr gute Erinnerungen, nicht nur, weil ich hier Ende 2008 meinen ersten Formel-1-Test im Honda gefahren bin. In der GP2 habe ich dort 2007 das Hauptrennen gewonnen, in meinem erst dritten GP2-Rennen überhaupt, und 2008 stand ich wieder auf dem Podium. Das Problem in diesem Jahr wird für uns sein, dass Barcelona natürlich eine Strecke ist, wo Downforce sehr, sehr wichtig ist - und das ist halt etwas, woran es bei HRT immer noch hapert.

Bruno Senna kommt immer besser zurecht., Foto: Sutton
Bruno Senna kommt immer besser zurecht., Foto: Sutton

Das Team hat zwar die Zeit seit China jetzt intensiv genutzt, wir werden auch einiges an neuen Teilen haben, vor allem im mechanischen Bereich, Dämpfer und solche Dinge, auch Verbesserungen am Getriebe... Wir konnten auch einiges durchtesten und dabei gewisse Basisabstimmungswerte erarbeiten - Sachen, die man unterwegs, bevor die Autos nach Europa zurück kamen, einfach nicht machen konnte. Und dann haben wir auch noch mal einen neuen Tank, weil die Version, die ich endlich in China hatte, zwar besser, aber immer noch nicht das Optimale war...

In der Aerodynamik wird es sicher noch eine Weile dauern, bevor richtig große Schritte kommen können - den Rückstand, den wir haben, weil es in den ersten Wochen keine Entwicklungsarbeit geben konnte, kann man nicht von heute auf morgen aufholen, das müssen wir akzeptieren - aber das Team tut alles, was möglich ist, damit wir vorwärtskommen. Wir müssen sehen, wo wir stehen - ich hoffe, wieder ein bisschen näher an den anderen dran...

Unser großes Ziel muss es erstmal sein, das Auto noch besser kontrollierbar, berechenbarer zu machen, dann kann ich noch konstantere Rennleistungen bringen, obwohl ich in China ab Samstag schon etwas zurecht gekommen bin - wenn wir mal das Qualifying ein bisschen ausnehmen, aber da hatten wir diesen Elektronikwurm in die Gaspedalsteuerung reingebracht, der natürlich das Gegenteil von Kontrollierbarkeit erzeugt hat. Neben der Stabilität beim Bremsen, wo wir jetzt auch dank intensiver Elektronikarbeit einiges gefunden haben, ist vor allem der fehlende Grip auf der Hinterachse ein Problem, das Auto hat dadurch die Tendenz, dass das Heck immer wieder ausbricht...

Senna stellte auch einige Fragen an seinen Teamkollegen Karun Chandhok., Foto: Sutton
Senna stellte auch einige Fragen an seinen Teamkollegen Karun Chandhok., Foto: Sutton

Das Rennen in China war deshalb nicht einfach, dazu kamen die Wetterbedingungen: Ich war das erste Mal richtig mit den Intermediates unterwegs, dann haben sich auch noch die Verhältnisse ständig geändert, jede Runde war irgendwie anders... Mit dem ersten Satz war ich anfangs vielleicht ein bisschen zu aggressiv, die haben sich vor allem vorne fast aufgelöst, dann war die Balance des Autos fürchterlich, erst, als die Reifen dann fast Slicks waren, wurde sie wieder deutlich besser.

Aber speziell nach dem letzten Boxenstopp kam ich dann deutlich besser zurecht, da hatte ich es wohl auch ganz gut raus, wie man mit den Reifen umgehen muss, damit sie besser halten, war am Anfang vorsichtiger, habe sie mehr im Nassen gehalten. Und obwohl ich in den letzten fünf Runden Sprit sparen musste, bin ich da im Vergleich zu vielen anderen doch ganz ordentliche Rundenzeiten gefahren - ein bisschen hat mir auch meine Erfahrung aus der Le Mans-Serie geholfen, doch noch ohne Probleme ins Ziel zu kommen.

In der Endphase, als ich wusste, jetzt wird das mit den Reifen gut gehen, habe ich wirklich noch mal etwas Druck gemacht, und es hat schon Spaß gemacht, zu sehen, wie dann die Rundenzeiten immer besser geworden sind. Aber aufpassen musste ich trotzdem - es war einfach tricky, ich denke, ich war in dem Rennen insgesamt bestimmt mehr als zehn Mal ganz leicht neben der Strecke - aber auch mit ein bisschen Glück konnte ich das immer so abfangen, dass es ohne Dreher oder größere Probleme abging.

Vor dem China GP durfte Bruno Kart fahren., Foto: Sutton
Vor dem China GP durfte Bruno Kart fahren., Foto: Sutton

Womit ich auch besser zurechtkam als noch in Malaysia, war das Überrundet werden, dabei habe ich diesmal deutlich weniger Zeit verloren, nachdem ich da nach Malaysia das alles noch mal genau analysiert habe. Und das, obwohl es im Nassen nicht gerade einfacher ist, von der Linie zu gehen - und auch die Anzeige mit den blauen Flaggen in China alles andere als optimal war. Über diesen Punkt werden wir Fahrer in Barcelona sicher noch mal mit Charlie Whiting reden...

Vorher hatte ich am China-Wochenende eine ganze Portion Spaß, nicht nur bei einem Kart-Event am Donnerstag, sondern auch bei einem "Doppelinterview" zwischen mir und meinem Teamkollegen Karun Chandhok, bei dem wir uns gegenseitig vorgegebene Fragen stellen mussten, die nicht immer mit dem Rennfahren an sich zu tun hatten, sondern um Dinge wie Lieblingsfilme, Träume oder unsere Schulleistungen gingen. Karun hat dabei zugegeben, dass es einige Leute gibt, die meinen, er würde zuviel Klatsch und Tratsch lieben - was er selbst aber "Information" nennt...

Dafür hat er mich gefragt, was ich in der letzten Nacht gemacht habe. Ich musste ihn leider enttäuschen: "Ich bin zeitig ins Bett gegangen, habe leider schlecht geschlafen." Und auch seine - nicht auf dem Zettel stehende - Nachfrage: "Mit welchem Mädchen?" ergab leider keinen neuen Klatsch für ihn: "Ganz allein" hat keinen echten Newswert, befürchte ich...