Der F-Kanal von McLaren ist in aller Munde. Fast alle Formel-1-Teams haben eine eigene Lösung in der Mache. Nur Renault möchte sich nicht von seinem restlichen Entwicklungsprogramm ablenken lassen. Alle anderen werkeln an einem eigenen System zum gezielten Strömungsabriss am Heckflügel. Mercedes GP möchte das System beim ersten Europarennen in Barcelona fertig haben, manche andere Teams wollen schon in China damit fahren.

Als erstes Team brachte Sauber seine Interpretation des F-Kanals - und das schon beim zweiten Rennen in Australien. Zumindest wurde die Sauber-Lösung durch das F-Duct-System inspiriert - denn die gleiche Variante wie bei McLaren kann kein Team ohne Weiteres einsetzen. "Das schwierige ist, McLaren hat das Chassis um das System entworfen, aber die Regeln untersagen eine Änderung des Chassis. Alles Neue muss in die aktuelle Struktur eingebettet werden", erklärt Adrian Newey.

Der Sauber F-Duct sitzt auf dem Seitenkasten., Foto: P. Filisetti
Der Sauber F-Duct sitzt auf dem Seitenkasten., Foto: P. Filisetti

Die Teams müssen also erfinderisch sein. So ist der kleine Kanal bei Sauber zum Beispiel an einer anderen Stelle als beim MP4-25 untergebracht. Bei Sauber befindet sich der F-Duct auf dem Seitenkasten, während es bei McLaren vor dem Cockpit positioniert ist.

Das Volumen der Luft, die damit bei Sauber aufgenommen werden kann, ist geringer als bei McLaren und der Luftfluss, der durch die Motorabdeckung fließt, ist direkt auf den Hauptteil des Heckflügels gerichtet, da die Luft durch einen mittig gesetzten Luftkanal entweicht und nicht wie bei McLaren auf den Flap.

Was macht McLaren?

So funktioniert das ominöse System der Silbernen: Ein Lufteinlass in Form eines Schnörkels oben auf dem Chassis, direkt vor dem Fahrercockpit, ermöglicht einen Luftfluss durch das Cockpit. Diese Lösung dient allerdings nicht nur der Belüftung des Innenraums und damit dem Fahrerkomfort. Tatsächlich wird die Luft durch das Monocoque geleitet und verlässt es am Heck über ein Luftloch am Ende der Motorabdeckung. Der Luftfluss kann von den Fahrern im Cockpit beeinflusst werden, indem sie das Einflussloch mit dem Ellbogen verschließen.

McLaren leitet die Luft aus einem Loch in der Motorabdeckung., Foto: P. Filisetti
McLaren leitet die Luft aus einem Loch in der Motorabdeckung., Foto: P. Filisetti

Auf diese Weise wird die Luft nicht mehr auf den Heckflügel weitergeleitet und es kommt zu einem Strömungsabriss, der zu weniger Luftwiderstand und Abtrieb führt. Das Auto gewinnt somit auf der Gerade rund 6 km/h an Höchstgeschwindigkeit. In der modernen Formel 1 ist dies kein zu verachtender Zugewinn, der zumindest dabei helfen sollte, die Position gegen angreifende Fahrzeuge zu verteidigen.

"Überholen ist gegen McLaren besonders schwierig. Sie können sehr nah dem vorderen Auto folgen und haben dann auch noch super Top-Speed", erklärt Nico Rosberg. "McLaren hat dieses System, mit dem sie den Flügel lahm legen können und dann geht's bei denen auf der Geraden ab. Wir müssen schauen, dass wir das System so schnell wie möglich auf unser Auto kriegen."

Mehr zur Funktionsweise des McLaren F-Kanals und der Ferrari-Radkappenlösung lesen Sie in der Technikrubrik des neuen Motorsport-Magazins. Die April-Ausgabe 4/10 ist im Handel erhältlich oder direkt im Vorzugs-Abo online zu bestellen: