Wie oft Red Bull Sportkoordinator Dr. Helmut Marko und auch Teamchef Christian Horner nach dem Doppelsieg von Malaysia betonten, dass nun der Druck weg sei, das war ein hörbares Anzeichen. Wie intensiv in der Red Bull-Box gefeiert wurde, ein sichtbares: Da wollte man gar nicht mehr aufhören zu jubeln, Siegerfotos mit Pokal und der ganzen Mannschaft zu machen, selbst die riesigen Horden der Fotografen und Kameraleute konnten sie dabei kaum stören: Sebastian Vettel, sein Teamkollege Mark Webber und die gesamte Red Bull-Tuppe feierten in Sepang so intensiv, als wäre es der erste Sieg für das Team überhaupt gewesen - oder vielleicht sogar ein WM-Titel.

Das sind alles Beweise dafür, wie groß der Stein war, der allen vom Herzen gefallen war, als es nach zwei Rennen, in denen technische Probleme Vettel einen Strich durch die Rechnung machten und sichere Siege kosteten, endlich klappte. "Das war schon fast ein Felsbrocken", lachte Sieger Vettel strahlend.

Zuversicht bei Red Bull

Red Bull fuhr in einer eigenen Welt., Foto: Red Bull/GEPA
Red Bull fuhr in einer eigenen Welt., Foto: Red Bull/GEPA

Wenn man nur ein einziges Ziel kennt, nämlich in dieser Saison den WM-Titel zu erobern, dann machen zwei durch Defekte verschenkte Siege in den ersten zwei Rennen einem Team schon gewaltig zu schaffen, setzt alle Beteiligten riesig unter Druck - auch wenn man öffentlich immer verkündet hat, sich keine wirklichen Sorgen zu machen.

Die Überlegenheit, mit der Red Bull und Vettel das Rennen vom Start bis ins Ziel beherrschten, müsste jetzt allerdings ziemlichen Druck auf die Konkurrenz machen. Denn eines war deutlich zu sehen: Ans wirkliche Limit mussten Vettel und Webber bei ihrem Durchmarsch nie gehen. "Die haben das ganz kontrolliert nach Hause gefahren, die hätten auch noch um einiges schneller fahren können", wusste Niki Lauda, "die fahren im Moment in einer eigenen Liga."

Zumindest im eigenen Haus scheint diese Überlegenheit auch schon Wirkung zu zeigen - im Sinne etwas größerer eigener Zuversicht. So macht sich Vettel auch inzwischen ein paar weniger Sorgen um die in den beiden ersten Rennen verlorenen Punkte: "Wenn man weiß, dass man ein wirklich schnelles Auto hat, dann kann man natürlich auch darauf vertrauen, dass man mal schneller was gut machen kann. Und hier hat man ja gesehen, dass die anderen auch Probleme haben."

Ferrari in Problemen

Wie wahr - gerade bei Ferrari häuften sie sich in Malaysia, vom selbst verzockten Qualifying, über das sich Teamchef Stefano Domenicali schon gewaltig ärgerte, bis zu den Getriebe- und Motorproblemen am Sonntag. Wobei vor allem letztere den Ferrari-Ingenieuren einige Sorgenfalten auf die Stirn treiben dürften und auch schon Anlass zu einer von Ferrari-Chef Luca di Montezemolo am Dienstag einberufenen Krisensitzung waren.

Bei Ferrari hielt die Technik zuletzt nicht., Foto: Sutton
Bei Ferrari hielt die Technik zuletzt nicht., Foto: Sutton

Wobei die allgemein am Sonntag Abend in Sepang geäußerte Hypothese, es habe sich nun wohl die Tendenz aus Bahrain bestätigt, dass Ferrari bei Hitze Motorenprobleme bekäme, dementiert wurde. Bei den beiden Sauber-Schäden sei der Auslöser letztlich in der Elektronik zu finden gewesen - die Steuerung der pneumatischen Ventile habe dadurch nicht mehr richtig funktioniert, der Alonso-Defekt sei möglicherweise eine Folge der Kupplungs- und Getriebeprobleme gewesen.

Ob das nun ein Trost ist, sei dahin gestellt - es ist nicht unbedingt leichter, ein paar verschiedene, zufällige Baustellen in den Griff zu bekommen als etwa eine systematische. Jedenfalls kann man bei Ferrari - trotz Doppelführung in Fahrer- und Konstrukteurs-WM, auch nicht ohne großen Druck nach Shanghai fahren. Noch einmal Pannen - und man hätte unter Garantie zumindest die italienischen Medien voll am Hals, wahrscheinlich auch die spanischen, die dann ihren Fernando Alonso vor der schon jetzt da und dort zur Sprache gekommenen "Ferrari-Nachlässigkeit" schützen müssten...

Bei den anderen Red-Bull-Verfolgern, McLaren und Mercedes, ist vielleicht noch bis Barcelona ein bisschen Schonfrist. Aber gerade was Mercedes angeht, ist auch klar: Sollte dort nicht ab dem Europaauftakt wirklich der immer wieder angekündigte große Sprung gelingen, dürfte es bald auch in der deutschen Medienlandschaft laut werden - und wer weiß, vielleicht auch in einigen Konzernbüros in Stuttgart....