Es war ein gigantisches Interesse, das Fernando Alonso am Mittwoch in Valencia verfolgte. Als der Spanier den Tag mit der Bestzeit beendet hatte, setzte sich das fort, denn die Traube an Medienvertretern, die auf ihn wartete, war riesig. Die Fans jubelten ihrem Idol zudem noch lautstark zu, der Test war mehr Volksfest als sonst etwas. Niemand konnte sich erinnern, bei Testfahrten jemals so etwas erlebt zu haben. Alonso selbst meinte dann, dass es für ihn durchaus ein wichtiger Tag gewesen war, sein erster in einem Ferrari. "Es war heute Morgen ein sehr emotionaler Tag, auch gestern Abend war es schon so. Ich denke, ich habe den Tag in punkto Runden und Streckenzeit voll ausgenutzt und ich fühle mich gut. Im Auto muss ich mich an viele Dinge gewöhnen, den Sitz, die Pedale, das Lenkrad, den Helm, da der für mich eine neue Marke ist."

Auch mit Bremsen von Brembo war der Spanier noch nie gefahren, er hatte also alle Hände voll zu tun, um sich einmal ordentlich einzufinden. Erleichtert sah er seine Bemühungen durch die Vorarbeit von Felipe Massa, dem er ein Dankeschön schickte. "Ich denke, das war eine wirklich, wirklich große Hilfe für mich, denn ich verlor keine Zeit mit dem Setup des Autos. Ich habe mich einfach auf mein Wohlgefühl im Auto konzentriert, denn Felipes Setup war gut genug, um am Morgen einfach weiterzufahren", berichtete Alonso.

Stolz auf die Unterstützung

Dass rund 36.000 Leute gekommen waren, um ihm bei seiner Arbeit zuzusehen, fand der Spanier erstaunlich, denn es war ein normaler Wochentag, kein Feiertag oder Wochenende. "Wie ich schon einmal meinte, das ist erst seit fünf oder sechs Jahren so in Spanien. Ich bin also sehr stolz auf die Unterstützung der Fans, ich hoffe, sie haben den Tag genossen und behalten diese Unterstützung bei, denn aus Fahrersicht ist das schön; der 3. Februar in Valencia, acht Stunden fahren, 113 Runden..." Doch nicht nur dank der Fans ging es ihm gut, auch bei Ferrari fühlt sich Alonso großartig, was seiner Meinung nach an der Atmosphäre und der Leidenschaft der Leute im Team liegt. "Es ist schön, in der Garage zu sein und Italienisch mit den Mechanikern zu sprechen. Sie haben einen ähnlichen Sinn für Humor wie die Spanier, also habe ich mich bislang sehr gut gefühlt."

Mit Jenson Button gab es schon ein kleines Duell, Foto: Sutton
Mit Jenson Button gab es schon ein kleines Duell, Foto: Sutton

Trotzdem konnte er nicht sagen, dass der Wechsel jetzt anders gewesen sei als damals jener zu McLaren. Die Motivation sei die gleiche, man wolle gut abschneiden und komme in ein großes Team. "Wir haben aber ehrlich gesagt nicht die gleiche Kultur oder den gleichen Charakter, also war es dort etwas unterkühlter. Sie waren aber auch sehr, sehr professionell. Auf gewisse Weise ist es so: solange das Auto schnell ist, fühlt man sich gut. Es gibt da zumindest für mich aber etwas mehr, das Ferrari besonders macht", meinte Alonso. Das wollte er auf der Strecke dann zwischendurch auch zeigen, als er sich ein paar Runden mit Weltmeister Jenson Button duellierte und am Ende vorne landete.

Mehr als das Maximum geht nicht

Alonso fand es aber generell gut, dass es dieses Jahr vier Weltmeister im Feld geben wird, da das die Saison spannend machen dürfte. "Auch für die Fans wird das interessant, denn es gibt da diese Kombinationen mit McLaren mit zwei Briten, Mercedes mit zwei Deutschen und Ferrari mit zwei Latinos, wodurch es für die Fans noch besser wird." Für die spanischen Fans zählt derweil nur Alonso und er weiß, dass die Erwartungen hoch sind, vor allem weil er jetzt bei Ferrari ist. "Wir können aber nicht mehr tun, als unser Maximum geben, Konkurrenzfähigkeit anstreben, professionell sein und versuchen, schnell zu sein. Wenn wir das schaffen, dann werden die Leute glücklich sein. Wenn wir leider nicht gewinnen, dann wird es nicht daran liegen, dass wir nicht 100 Prozent geben. Es wird daran liegen, dass jemand Anderes einen besseren Job gemacht hat."

Bislang sah es bei den Testfahrten allerdings so aus, als habe Ferrari den besten Job gemacht, Alonso wollte das aber noch nicht so sehen. Es sei für ihn der erste Tag gewesen und er wollte sich einfach nur einmal wohl fühlen. Er habe noch viel zu entdecken und zu lernen, meinte der Bestzeithalter. "Ich denke, dass wir die drei Tage vorne gelegen sind, wird an den Benzinladungen oder was anderem liegen; vielleicht stimmt es aber auch, dass wir stark sind. Bevor wir aber wirklich konkurrenzfähig sind, müssen wir viele Runden fahren und sicherstellen, dass das Auto stark ist und alle Grands Prix beenden kann. Wir sind jetzt in dieser Phase der Wintertests. Wir müssen das Auto sehr, sehr stark machen und bis Barcelona oder zum letzten Test in Jerez werden wir nicht auf Leistung schauen."

Trügerische Gefühle

Dennoch konnte er sagen, dass das erste Gefühl gut war, wobei er einschränkend anmerkte, dass das immer so sei - auch voriges Jahr sei es so gewesen und er sei dann nicht oft in Q3 gekommen. "Deswegen bin ich sehr, sehr vorsichtig. Es war ein guter erster Tag, was aber auch daran lag, dass das Auto einfach zu fahren war, weil Felipe die ersten beiden Tage fuhr und ich diese Informationen von ihm weiterverwenden konnte, was half. Wäre ich Tag eins und zwei gefahren, wäre es vielleicht schwieriger für mich gewesen", sagte Alonso.