Ich bin schon seit Montag in Suzuka, bin ja gleich von Singapur hierher gekommen, um mich besser an die Zeitumstellung zu gewöhnen. Am Anfang war ich auch ein bisschen müde, hatte ein paar Probleme mit dem Jet-Lag, bin dann erstmal hauptsächlich im Hotel geblieben. Aber ich war auch jeden Tag laufen, am Mittwoch eine Runde auf der Strecke in knapp unter 30 Minuten - das ist ein ganz lockerer Schnitt von 11 bis 12 km/h. Und dann bin ich gestern mal mit meinem Ingenieur langsam rumgegangen, habe mir alles angeschaut. Es ist wirklich eine tolle Strecke, ich freue mich richtig auf's Fahren, hoffentlich dann auch noch im Trockenen.

Ich bin ja zum ersten Mal überhaupt in Suzuka, bin nur vor zwei Wochen auf dem Simulator gefahren, aber in natura ist es das erste Mal. Ich finde die Strecke so vom Anschauen her wirklich geil, ich glaube auch richtig schnell, das könnte auf jeden Fall eine meiner Lieblingsstrecken werden - obwohl man natürlich erst mal abwarten muss, bis man richtig im Trockenen gefahren ist.

Die Strecke ist auch durch ihre Tradition schon etwas ganz Besonderes, man kann sie mit kaum einer anderen vergleichen, mit Fuji oder den ganzen neuen Strecken. Es sieht hier aus wie in einem Stadion, man sieht die Fans, die ganz nah sind, auch ganz anders als in den anderen Ländern, die kennen alles und jeden, wissen alles über die Formel 1. Ich finde das super, das ist wirklich cool, und dann kommt eben die ganze Geschichte hier dazu, vor allem die der WM-Finals.

Legendäre WM-Finals

Das fängt in der Senna-Prost Zeit an, 1988, 1989 - auch wenn ich damals natürlich noch zu klein war, um das live zu sehen, da war ich ja noch ein Baby. Aber später habe mich mir das schon alles auf Video angeschaut, das war wirklich toll. Und dann gab es ja noch viele Titelentscheidungen hier, auch deshalb, weil es natürlich oft das vorletzte oder letzte Rennen war. Von den späteren habe ich einige live gesehen, Schumachers Titel vor allem, schon mit Benetton, dann aber auch seine Duelle mit Häkkinen, aber auch das letzte Rennen hier, 2006, da kann ich mich gut dran erinnern.

Sebastien Buemi möchte ins Q2 kommen., Foto: Sutton
Sebastien Buemi möchte ins Q2 kommen., Foto: Sutton

Das hat mich auch ziemlich beeindruckt, als Schumacher so viel schneller war als alle anderen, dann aber einen Motorschaden hatte, so wie das Rennen vorher in Shanghai Alonso passiert war, wo alle schon gedacht haben, jetzt ist Schumacher Weltmeister und dann hat sich das hier alles noch mal umgedreht... Das zeigt, dass man wirklich immer bis zur letzten Runde oder letzten Kurve warten muss, weil sich alles ändern kann.

Q2 ist Pflicht

Ich hoffe natürlich, dass wir hier jetzt auch ein gutes Rennen fahren können, wir haben viel Neues am Auto, neuen Diffusor und neue Frontflügel. Das ist für uns ein ziemlich großer Schritt, und ich hoffe natürlich, dass uns das um einiges schneller machen wird. Was das dann natürlich in Positionen bringt, ist schwierig zu sagen, weil in Singapur die Strecke ganz anders war, mit maximalem Abtrieb gefahren wurde, hier sind alle mit viel weniger Abtrieb unterwegs und da sind Teams wie Force India und auch Ferrari zum Beispiel in Spa deutlich schneller unterwegs gewesen.

Allerdings - mit so wenig Downforce wie in Spa wird hier nicht gefahren, es ist eher so wie in Valencia, deshalb muss man einfach mal abwarten. Wenn die Kräfteverhältnisse genauso wären wie in Singapur und wir würden dann drei oder vier Zehntel gewinnen, dann wäre das natürlich super - aber davon kann man nun mal nicht ausgehen. Q2 ist allerdings auf jeden Fall Pflicht für uns - das ist das Minimalziel. Wir haben hier sicher auch den kleinen Nachteil, dass keiner von uns beiden Toro-Rosso-Fahrern die Strecke kennt, die ja nicht ganz einfach zu lernen ist, aber das kann man nicht ändern - wir tun unser Bestes und wirklich Sorgen mache ich mir eigentlich keine darüber.