Nach den Regelbeschlüssen des World Motor Sport Council am Dienstag ließ die Antwort der Teamvereinigung FOTA nicht lange auf sich warten. Enttäuscht und besorgt zeigte sich Vorstand Luca di Montezemolo über die Entscheidungen des FIA-Gremiums. Vor allem der kurze Zeitrahmen, in dem das neue Paket zusammengezimmert wurde, störte ihn und er verlangte danach, dass die Situation genau unter die Lupe genommen und alles getan wird, damit es in Zukunft stabile Rahmenbedingungen zur Regelerstellung gibt. Ansonsten riskiere es die FIA, dass es ständig Umwälzungen gibt, die für alle Beteiligten verwirrend seien.

Max Mosley gestand ein, dass die neuen Regeln recht schnell durchgeboxt wurden, betonte aber auch, dass dies notwendig gewesen war. "Wir dürfen nicht warten, denn die Teams, die 2010 an der Weltmeisterschaft teilnehmen wollen, müssen sofort mit der Arbeit beginnen." Der FIA-Präsident hofft, dass aufgrund der freiwilligen Budgetgrenze von 30 Millionen Pfund - mit gleichzeitig größeren technischen Freiheiten - einige neue Teams in die Formel 1 kommen wollen und er will beim Weltrat deswegen auch anfragen, ob sich die Startplätze für die Formel 1 erweitern lassen. Dafür muss allerdings sichergestellt sein, dass dies nicht auf Kosten der Sicherheit geht, weswegen die Sicherheitskommission prüfen muss, ob die aktuellen Strecken auch tauglich für mehr Fahrzeuge sind.

Genaues Regelwerk in den kommenden Tagen

Neue Teams werden außerdem schnell nachweisen müssen, dass sie bereits Lieferanten für Motoren und Getriebe haben. In den kommenden Tagen soll das Regelwerk für das freiwillige Budgetlimit genau ausgearbeitet vorliegen, dann beginnt auch die Anmeldung für eine Teilnahme. Für Mosley war der eingeschlagene Weg, der einzig richtige. "Niemand kann voraussehen, ob sich die Situation in den kommenden Monaten noch verschärft. Dann könnten wir noch mehr Hersteller oder Privatteams verlieren."

Bernie Ecclestone erwartet Zuspruch für die Budgetgrenze, Foto: Ferrari Press Office
Bernie Ecclestone erwartet Zuspruch für die Budgetgrenze, Foto: Ferrari Press Office

Was allerdings für ein wenig Raunen bei den bereits bestehenden Teams sorgen könnte, ist das Vorhaben, dass die Teams, die unter der Budgetgrenze antreten, die gleichen Geld-Ausschüttungen erhalten sollen wie Teams, die weiterhin mit freiem Budget, dafür aber strengeren technischen Restriktionen arbeiten. Wie auto motor und sport berichtet, will Formel-1-Vermarkter FOM zudem zehn Millionen Dollar für ein etwaiges elftes und zwölftes Team bereitstellen.

Vorsichtige Zustimmung

Wie die Times berichtet, soll die freiwillige Budgetgrenze von einigen Teams aber vorsichtig begrüßt worden sein - zumindest Teams, die nicht Ferrari und McLaren heißen. Weiters meinte das Blatt, dass Mosley und Bernie Ecclestone die neuen Beschlüsse nutzen wollen, um die FOTA zu spalten. Die Financial Times schrieb diesbezüglich bereits von einer gefährlichen Spaltung. Ecclestone sagte: "Welches Team kann es sich nicht leisten, den neuen [Budget] Vorschlag zu akzeptieren."

Besonders viel Kritik gab es aber für die Umgestaltung des Punktesystems. So werden ab dieser Saison die meisten Rennsiege darüber entscheiden, wer Weltmeister wird. Sollten zwei oder mehr Fahrer gleich viele Siege haben, wird die WM nach dem bisherigen Punktesystem vergeben. Die FOTA hatte vorgeschlagen, den Punkteunterschied zwischen Sieger und Zweitplatziertem von zwei auf drei Punkte zu erhöhen und damit die Wertigkeit eines Grand-Prix-Sieges anzuheben.

Punktesystem wirft Fragen auf

Bei den britischen Kollegen stieß das beschlossene Punktesystem auf wenig Gegenliebe. "Es wäre eine Schande - während die Fahrer dazu ermutigt werden, das zu tun, wofür sie gut bezahlt werden: Rennen gewinnen -, wenn die FIA sein eigenes, fehlerhaftes System nur deswegen gewählt hätte, um die Teams auszustechen und sie auf Linie zu halten", hieß es im Guardian. Dazu wurde wieder einmal die Tatsache angeführt, dass Felipe Massa nach dem neuen System 2008 Weltmeister geworden wäre und nicht Lewis Hamilton, wobei der Brasilianer selbst bereits erklärt hat, dass damals alle nach den alten Regeln fuhren und sich eben daran orientierten.

Für die Daily Mail zählte das weniger. "Sind die Grand-Prix-Bosse hinter Hamilton her?", fragte das Blatt. Martin Brundle meinte diesbezüglich gegenüber dem Daily Telegraph: "Was wir haben könnten, sind aufregendere Rennen, aber ob man dadurch einen verdienteren Weltmeister bekommt, muss man erst sehen." Für die Rechenkünstler steht jedenfalls die Tatsache vorne an, dass 13 Weltmeisterschaften nach der neuen Regelung anders ausgegangen wären - wobei dazu eben wieder festzustellen ist, dass sich die Fahrer früher nicht an dem neuen System orientiert haben. Ecclestone scheint mit dem durch Siege erkorenen Weltmeister zufrieden zu sein. "Das ist das, was ich vorgeschlagen habe, nur ohne Preise für Platz zwei und drei. Dadurch werden die Fahrer sehr wohl auf den Sieg losgehen, anstatt sich mit Platz zwei zufrieden zu geben. Es wird echtes Racing. Das ist gut für die Fans und den Sport", sagte der Formel-1-Boss.