Torbulente Tage liegen hinter Jenson Button und dem Nachfolgeteam von Honda, Brawn GP. Erst die Teamvorstellung am vergangenem Freitag, ein Shakedown und gleich darauf die ersten Testfahrten. Die erwiesen sich auf den ersten Blick als vielversprechend, denn Button fuhr am Morgen Bestzeit und war am Abend Vierter.

Vielleicht ist ein Teil der Schnelligkeit auch der Erleichterung von Jenson Button zuzuschreiben, denn der 29-jährige zeigte sich ehrlich froh vor der versammelten Weltpresse in Barcelona. "Der Shakedown war eine sehr emotionale Angelegenheit für uns. Es war schön zu sehen, dass fast das gesamte Team da war." Fünf Monate lang hatte Jenson Button auf diese Runden warten müssen.

"Alle haben hart gearbeitet um, unter so schwierigen Bedingungen, ein Auto für diese Saison fertig zu bekommen. Ich denke dadurch sind wir näher zusammengerückt."

Erst nach der offiziellen Bekanntgabe am vergangenem Freitag kam für Button auch wirklich die Erleichterung und 100 prozentige Gewissheit, dass er fahren könne. "Einen Tag vor dem Shakedown waren wir alle in einem Raum versammelt und Ross hielt eine Rede und sagte, dass wir fahren würden. Alle applaudierten und jubelten."

Jenson Button hatte zuvor alle Angebote aus anderen Serien abgelehnt. Umso größer seine Erleichterung, dass es keine Notwendigkeit für einen Pan B gab. Wäre Brawn GP nicht zustande gekommen, hätte das mindestens ein Jahr Rennpause bedeutet. "Ich wollte 2009 für dieses Team fahren, daher habe ich alle anderen Möglichkeiten ausgeschlagen. Das hier ist mit Sicherheit die beste Wahl für mich."

Über den Winter besuchte Jenson Button oft die Fabrik, um im Rennsimulator seine Runden virtuell zu drehen, obwohl er kein Fan von Rennsimulatoren sei. Hinzu kam das obligatorische Fitnesstraining, das vor allem der Ablenkung diente, um nicht zu viel darüber nachzudenken, das man nicht fährt. Wobei Button allerdings versicherte, dass er schon noch ein Leben außerhalb des Rennsports habe. "Man ist zuhause und denkt 'wow irgendwie ging das alles ziemlich schnell den Bach runter' - und man versucht zu verstehen, dass man vielleicht gar nicht fahren wird."

Die ersten Testfahrten mit dem BGP 001, waren mehr als Routine., Foto: Sutton
Die ersten Testfahrten mit dem BGP 001, waren mehr als Routine., Foto: Sutton

Aber Jenson Button darf 2009 fahren und hat damit sein Nahziel schon einmal erreicht. Aspekte wie die eigene Gehaltskürzung sind für ihn daher lediglich ein kleiner Beitrag für das Wohl des Teams. "Ich denke es ist einfach notwendig für jeden von uns, ein kleines Opfer zu bringen. Ich möchte einfach nur fahren und ich bin froh, dass das Team als Brawn GP an den Start gehen kann. Ich bin hier, um zu fahren. Ich liebe den Rennsport und hier ist der beste Platz um ihn zu betreiben."

Zudem will der Engländer sich selbst und der Rennsportwelt beweisen, dass er es besser kann, als seine Leistungen 2008 aufzeigten. "Ich bin 29 Jahre, aber in meinen Augen immer noch ein Kind. Ich muss in der Formel 1 noch einiges beweisen. In fünf oder sechs Jahren werde ich dann vielleicht gehen und etwas anderes machen. Aber jetzt will ich beweisen, dass ich mit Brawn GP Rennen gewinnen kann."

Der neue Wagen

Während Beobachter der Formel 1 sich eher überrascht über die Leistungen des BGP 001 an seinem ersten Testtag zeigten, meinte Jenson Button, das Team hätte "einen guten Tag" gehabt. Allerdings nicht ganz problemfrei, denn am Nachmittag liefen die Tests nicht reibungslos. "Wir sind hier, um möglichst viele Kilometer abzuspulen. 82 Runden ist für den ersten Tag nicht schlecht."

Auf diesen 82 Runden soll aufgebaut werden, denn der Weg ist noch weit für Brawn GP und der Testvorsprung der anderen Teams nicht unerheblich. Aber das Gesamtpacket, mit dem Chassis und dem Mercedes-Motor würde stimmen und gibt Anlass zum Optimismus. Zudem wäre die Kurvenfahrt des BGP 001 sehr gut. Der Hauptfokus für das Team liegt nun darauf, die Dinge die nicht funktionieren auszusortieren, denn ursprünglich wurde das neue Auto nicht für einen Mercedes-Motor geplant.

"Manche Dinge sind noch nicht so gut, wie bei anderen Teams. Aber wir haben dieses Auto sehr zeitig geplant und wir haben ein gutes zustande gebracht. Wir haben einiges ausprobiert, was auch die anderen Teams haben, aber es hat einfach nicht gepasst. Deshalb haben wir uns um andere Lösungen bemüht und das scheint funktioniert zu haben. Es ist ein schönes Auto - auch wenn das mit diesen Flügeln keine einfache Aussage ist. Trotzdem es ist schön."

Ein weiterer Punkt der schnellstens geändert werden müsse, ist das Brawn GP zur Zeit nur ein Auto zur Verfügung hat. Bis zum ersten Rennen in Melbourne soll das zweite natürlich fertig sein, was den Arbeitsplan noch einmal strafft. Bis dahin heißt es Unfälle vermeiden und das Auto nirgendwo anzuschlagen.

Jenson Button sieht die Geschehnisse des Winters als Möglichkeit für einen Neustart. Die vergangenen Jahre verliefen weder für den Engländer noch für den Formel 1-Zirkus, wie man es sich von ihm vorgestellt hatte. "Es ist aufregend. Es fühlt sich an wie damals im Jahr 2000. Ich denke unser Auto ist wettbewerbsfähig und sehr anders als die letzten zwei Autos die wir hatten." Zudem behagen Button die Regeländerungen offenbar, denn die Art der neuen Autos gefallen ihm besser. Und solange es schnell ist und das Team genügend Geld hat um die Saison durchzustehen, schert es Button auch nicht weiter, dass er jetzt für ein Privatteam fährt.

"Bei einem Privatteam fühlt es sich familiärer an. Natürlich ist es toll eine große Fabrik hinter dem Team zu haben, denn man hat mehr Ressourcen. Aber ich denke der familiäre Charakter kann uns in dieser Saison nur helfen. Wenn du eine so lange Pause hattest und Zeit dir vorzustellen 'vielleicht fahre ich gar nicht', dann ist das ein ziemlich effektiver Weckruf."