Die vielen Strafen vom letzten Wochenende in Fuji sind auch in Shanghai im Fahrerlager noch ein großes Thema. Glücklich ist damit kaum jemand - und diesmal sind es nicht nur die alten Haudegen, die sich ja schon bei der Bestrafung von Lewis Hamilton in Spa auch öffentlich sehr kritisch geäußert hatten. Auch die aktiven Piloten sind fast einhellig einer Meinung: Im Moment werden einfach viel zu viele Strafen ausgesprochen.

Von den drei Urteilen in Japan ist für die meisten nur eines einigermaßen nachvollziehbar: Die Strafe gegen Felipe Massa für den "Umdreher" gegen Lewis Hamilton. Die beiden anderen aber, gegen Hamilton am Start und vor allem die gegen Bourdais, stoßen allgemein auf blankes Unverständnis: "Nicht nachvollziehbar, das waren ganz normale Rennzwischenfälle", sagt etwa Nick Heidfeld, Nico Rosberg stellt sogar die Massa-Strafe in Frage, sieht da auch eine gewisse Mitschuld von Hamilton, "der hätte mehr Platz lassen können".

Weniger Strafen heiße jetzt nicht, dass man unfaire Fahrweise tolerieren solle, es gehe nur darum, klare und nachvollziehbare Trennlinien zu schaffen, zwischen "normalen" Rennzwischenfällen und absichtlich unfairen Aktionen. Nur für letztere seien dann auch Strafen angebracht, nicht aber für jede Berührung, die vielleicht aus einem Fehler resultiere. Nötig sind mehr Strafen auch nicht, gerade die erfahrenen Piloten sehen keine Zunahme der Unfairness in den letzten Jahren, es werde nur alles immer kritischer beurteilt - gerade in dieser Saison.

Für die Fahrer war nur diese Situation strittig, wenn überhaupt., Foto: Sutton
Für die Fahrer war nur diese Situation strittig, wenn überhaupt., Foto: Sutton

Dass die Strafenflut nicht im Interesse der Formel 1 sein kann, ist klar: Erstens führt sie auf die Dauer garantiert dazu, dass die Rennen noch eintöniger werden, weil sich überhaupt niemand mehr traut, noch ein Überholmanöver zu starten, aus Angst, sich beim Misslingen auch noch eine Durchfahrtsstrafe einzufangen. Außerdem vergiften umstrittene Strafen - gerade in einem WM-Finale - auch unnötig die Atmosphäre, am Beispiel McLaren-Mercedes und Ferrari gerade wieder einmal wunderschön zu beobachten. Und drittens wird immer der Verdacht im Raume stehen bleiben, dass solche nicht eindeutigen und schwer nachvollziehbaren Strafen in erster Linie ein politisches Instrument sind - Manipulationsvorwürfe inbegriffen.

Der Lösungsvorschlag, den jetzt einige Piloten, darunter Fernando Alonso, Mark Webber, Jarno Trulli und Nick Heidfeld, brachten, ist nicht neu: Erstens einmal möchte man zurück zu mindestens einem permanenten Sportkommissar, um eine gewisse Konstanz zu gewährleisten. Das System funktionierte ja mit Tony Scott-Andrews zwei Jahre lang recht gut, warum es dann wieder geändert wurde, dafür gab es eigentlich sowieso nie eine wirkliche Erklärung von Seiten der FIA. Zweitens sollte in der "Jury" auch mindestens ein ehemaliger aktiver Fahrer sitzen, der Zwischenfälle aus der Cockpit-Perspektive beurteilen kann, aus der ja vieles anders aussieht. Einen Versuch wäre es sicher auf jeden Fall wert - so ziemlich alles dürfte besser sein als das gegenwärtige System!