Die Lehre vom Kalender

Vor dem Japan GP endete Nick Heidfelds Leidenszeit. Endlich wurde er einmal nicht nur über seinen Vertrag befragt. Kann er also jetzt nach dem Saisonfinale in Brasilien aufatmen und das Jahr abhaken? "Nein, ich würde gerne so lange weiterfahren, bis ich noch ein paar Fahrer in der WM überholt habe..." Rennfahrer können eben nie genug bekommen.

Die Lehre vom Überholen

Das gilt auch für Heidfelds Testteamkollegen Christian Klien. Der fuhr zwischen den Rennen in Singapur und Fuji in der American Le Mans Series ein Langstreckenrennen. "Im Schnitt überholst du dort cirka 5 Autos pro Runde, insgesamt hatte ich wohl 500 bis 700 Überholvorgänge im gesamten Rennen", berichtete er. "So viele hatte ich in meiner gesamten Rennkarriere noch nicht." So viele erwartete er auch nicht für den Japan GP. "Wenn man in der Formel 1 auf zehn Überholmanöver im Jahr kommt, ist es eh schon viel."

Die Lehre vom Fernsehen

Adrian Sutil hat ein Jahr lang in Japan gelebt. Seine Erinnerungen an das Jahr in der japanischen Formel 3 sind bestens. Sogar einige Brocken Japanisch sind noch übrig geblieben, so kann er ohne Probleme das Auto volltanken lassen und dafür bar bezahlen sowie einer hübschen Dame Komplimente machen.

Adrian Sutil machte sich einige Freunde unter den Tankstellenbesitzern..., Foto: Sutton
Adrian Sutil machte sich einige Freunde unter den Tankstellenbesitzern..., Foto: Sutton

Nur an das Fernsehprogramme konnte er sich in Japan nie gewöhnen: "Manchmal wollte ich mich nur aufs Sofa legen und Fernsehen schauen, aber nach einer Woche habe ich mir nur noch DVDs gekauft, weil das Programm kannst du dir ja nicht anschauen!" Die ständig lustigen japanischen Schauspieler und Sendungen waren nicht nach seinem Geschmack. "Das gesamte Programm ist wie für Sechsjährige. Es ist ja schön, dass die Leute so lustig sind, aber für uns ist das zu ungewohnt."

Die Lehre vom Mauerkontakt

Auch zwei Wochen nach Singapur waren manche Verschwörungstheoretiker im Paddock noch immer dem großen Piquet-Skandal auf der Spur. So sah sich Nico Rosberg auch in Fuji der Frage gegenüber, ob Nelsinho Piquet seinen Renault absichtlich in die Mauer gelenkt haben könnte, um so Fernando Alonso zum Sieg und sich zu einem neuen Vertrag zu verhelfen. "Ja", lächelte der Williams-Pilot. "Mein Vater hat gemeint, dass der Funkspruch kam: Go into the wall for the new contract."

Die Lehre vom Speed

Die Toyota-Fahrer hielten sich von den Mauern fern und waren auf diese Weise erstaunlich schnell bei ihrem Heimspiel. Das musste sogar Honda-Testfahrer Alexander Wurz gestehen: "Ja, sie sind sehr schnell", sagte er uns und fügte schmunzelnd hinzu: "Das muss illegal sein!"

Die Lehre von der Umwelt

Grüne Rillen in den Reifen sollten das Umweltbewusstsein der Formel 1 zum Ausdruck bringen. Zumindest passten sie farblich perfekt zum weiß-grünen Honda-Boliden, die Botschaft an sich war eher fragwürdig, da die Reifen nach dem Gebrauch bekanntlich alle weggeschmissen wurden.

Heikki hat einen eigenen Bunker für seine Drums., Foto: Sutton
Heikki hat einen eigenen Bunker für seine Drums., Foto: Sutton

Trotzdem sind einige Aspekte der Formel 1 grün, auch außerhalb des Honda-Motorhomes. "Ich hätte kein Problem damit, einen Smart zu fahren, wenn mein Team mich dazu auffordern würde", sagte Heikki Kovalainen, der schon jetzt dem Image des typischen F1-Piloten widerspricht. "Ich fahre einen gebrauchten Mercedes, den mir Norbert [Haug] gegeben hat. Aber ich beklage mich nicht, ich bin damit zufrieden."

Die Lehre vom Wetter

Wenn es schon mit dem Speed des Autos nicht klappt, liegt Honda wenigstens bei den Wetterfröschen vorne. "Die Wettervorhersage kündigt Regen für Freitagnacht an, also erwarten wir, dass das 3. Training am Samstagvormittag nass sein wird. Danach soll es das ganze Wochenende trocken bleiben", teilte Honda-Ingenieur Steve Clark am Freitagnachmittag mit. Damit traf er genau ins Schwarze. Zu Fröschen hat Honda als umweltbewusstes Team eben einen guten Draht...

Die Lehre von der dunklen Seite

In jedem Fahrer steckt etwas Dunkles, Geheimnisvolles, Mysteriöses. Die dunkle Seite der Macht. Heikki Kovalainen stand schon immer auf Rockmusik und Heavy Metal. Er hat seine Lieblingsband Nightwish sogar zum Brasilien GP eingeladen. "Ich habe eine Art Atombunker in meinem Haus", verrät er. "Wenn ich die Tür abschließe, kann mich niemand hören. Dann setze ich mein Headset auf, höre Musik und spiele Schlagzeug." Zuletzt übte er zusammen mit Lewis Hamilton und dessen Bruder Nicolas. "Sein Bruder ist echt gut, er hat uns einige gute Sachen beigebracht."

Die Lehre von den Gerüchteköchen

So schnell wird Fernando Alonso die Spekulationen um seine Zukunft nicht los, auch zwei Siege helfen nichts gegen die unermüdlichen Gerüchteköche. "Es gibt da eine Übereinkunft zwischen mir und Fernando", versuchte Flavio Briatore abermals die unvermeidlichen Fragen abzuwehren. "Beim ersten Rennen haben mich die Leute schon gefragt, ob er zu Ferrari geht. Danach war es BMW, wieder danach war es Toyota. Eigentlich hat mich niemand nach der GP2 gefragt; ich bin mir sicher, irgendwer hat auch an die GP2 gedacht." Wenn nicht, dann holen wir das schnell nach: Alonso wechselt 2009 in die GP2! Wetten, dass das jemand ernst nimmt...? Top die Wette gilt.