Die Lehre von der Teamorder

Normalerweise ist eine offizielle FIA-Pressekonferenz eher eine trockene und vor allem inhaltlich wenig erhellende Veranstaltung. Das beste Beispiel war die Freitagsausgabe mit einem Quartett aus Technischen Direktoren, die sich reihum nicht trauten, mehr als Alltagsblabla zum Thema KERS von sich zu geben. Ganz anders am Donnerstag, als vier Fahrer Platz nahmen und über ihren Urlaub sprachen: "Momentan sieht es so aus, als ob ich für ein paar Tage Urlaub in der Schweiz machen werde", enthüllte Fernando Alonso. "Ich weiß es noch nicht, meine Frau wird das entscheiden..."

Keine Chance Fernando, Raquel entscheidet, wo es im Urlaub hingeht., Foto: Sutton
Keine Chance Fernando, Raquel entscheidet, wo es im Urlaub hingeht., Foto: Sutton

Damit wissen wir ja, wer im Hause Alonso die Hosen an hat. Heikki Kovalainen geht in den Norden Finnlands, will dort in den Wald, ein paar Fische fangen und vielleicht sogar Rentiere und Bären beobachten. "Ich meiner Familie treffe ich die Entscheidungen, ich weiß nicht was meine Freundin macht, aber das ist mein Urlaub", sagte der Finne grinsend. "Warte noch zwei Jahre!", fiel ihm Alonso ins Wort. "Das ist eine Teamorder und dieses Mal bin ich in der starken Position." Dieses Mal, Heikki? War das in Hockenheim etwa anders? Egal, Teamorder scheint bei Heikki und Catherine an der Tagesordnung zu stehen: "Ich werde viel Zeit mit Olympia im Fernsehen verbringen, auch da werde ich vielleicht eine Teamorder brauchen, weil meine Freundin wahrscheinlich etwas anderes sehen möchte."

Die Lehre vom Straßenverkehr

Ohne Teamorder kommt Nico Rosberg durch den Straßenverkehr. Dabei ist er sicher, dass ihm seine Rennfahrerreflexe viel helfen. "Es hilft wahnsinnig auf der Straße, F1-Fahrer zu sein", glaubt er. So habe er schon mindestens zwei Unfälle vermieden. Die Herleitung eines davon klingt irgendwie bekannt: "Ich habe geträumt und nicht gesehen, dass alle vor mir stehen geblieben sind", plauderte Nico aus dem Nähkästchen. Also genauso wie in Montreal? "Nein, in Montreal war das ganz anders, hier habe ich wirklich geträumt." Vielleicht ist das nicht die beste Fahrweise, auch mit F1-Reflexen.

So spannend war das Freitagstraining schon lange nicht mehr., Foto: Bumstead/Sutton
So spannend war das Freitagstraining schon lange nicht mehr., Foto: Bumstead/Sutton

Die Lehre von der Hitze

Die Hitze war ein großes Thema im Paddock. Um die Motoren machte sich Mario Theissen keine Sorgen, sie bekamen größere Kühllufteinlässe spendiert und schon gab es keine Überhitzungsprobleme. "Die Motoren merken den Unterschied nicht." Ganz anders die Menschen. "Die Techniker und Mechaniker sollten sich vielleicht Eisbeutel auf den Kopf legen." Am Sonntag legten sie sich möglicherweise ein paar davon auf die Augen, denn Theissen hatte das Gefühl, "dass wir im Rennen gar nicht da gewesen sind".

Die Lehre von der Spannung

Schon am Freitag bot Budapest eines der spannendsten Rennen der F1-Geschichte: auf breiter Front schossen vier Teilnehmer nebeneinander auf das Ziel zu, einer fiel leicht ab, zwei kämpften bis zur Ziellinie mit allen Mitteln um den Sieg - erst das Zielfoto entschied um Haaresbreite. Leider fand das Rennen nicht auf dem Hungaroring, sondern auf der Riesenwasserrutsche gegenüber statt. So gab es im Freien Training wenigstens etwas Unterhaltung.

Die Lehre vom Stau

Noch bevor die Prozession begann, kam es am Samstagmorgen zum Stau: ein Van mit Mitgliedern eines GP2-Teams war eine Böschung hinuntergerauscht, der Verkehr auf der Autobahn kam zum Erliegen. Plötzlich tauchten zwei Ferrari-Mopeds auf und die Fahrer fragten sich durch: hatte jemand Kimi oder Felipe gesehen? Die Mission: die Fahrer rechtzeitig zum 3. Training an die Strecke zu bringen. Räikkönen war schon am Donnerstag zu spät der FIA-Pk gekommen, eine Verspätung pro Wochenende war für den Finnen wohl genug.

Die Lehre von der Langsamkeit

Bei Sebastians Antworten muss man auf alles gefasst sein., Foto: GEPA
Bei Sebastians Antworten muss man auf alles gefasst sein., Foto: GEPA

Nicht viel schneller als im Stau ging es für Fernando Alonso und Nelsinho Piquet im 3. Training vorwärts. Lange Zeit blieben beide Renault über 25 Sekunden hinter der Bestzeit zurück. Was war los, Fernando? "Wir haben nicht die richtige Balance gefunden", sagte der Weltmeister. Oder fuhren sie doch nur Reifen an?

Die Lehre vom Banalen

Sebastian Vettel ist nie um einen Spruch verlegen, nicht umsonst war er in seiner Schulklasse der Klassenclown. In der F1 erntete er für seine Spaßantworten schon vom einen oder anderen Journalisten einen Rüffel, doch Vettel scheint es Spaß zu machen - uns auch, schließlich wird er so zum Stammgast in den "Lehren des WM-Laufs".

Zum Beispiel so: Wie ähnlich sind Toro Rosso und Red Bull? "Am nächsten sind wir uns, wenn wir hier in der Hospitality im selben Geschoss speisen."
Was sind die Unterschiede zwischen einem kleinen Privatteam und einem Hersteller wie BMW? "Ganz banal: die Farbe. Dort ist alles weiß, hier dunkelblau."
Seine Streckenbesichtigung dauerte rund eine Stunde, warum macht er das eigentlich? "Es ist gesund."
Und einen haben wir noch - ein österreichischer Kollege fragte: "Deinem Teamkollegen Bourdais geht es nicht so gut, nicht so gut wie dir..." - "Ist er krank?"

Die Lehre vom Namen

Die Fans hatten ihren Spaß., Foto: Sutton
Die Fans hatten ihren Spaß., Foto: Sutton

Auch Timo Glock kosteten die immer gleichen Fragen nach seinem Unfall in Hockenheim (wer die Gelegenheit dazu bekommen sollte, bitte sprechen Sie Timo in den nächsten fünf Jahren nicht auf dieses Thema an, er wird es Ihnen danken) und dem ersten Podium viel Kraft und Energie. Zur echt fragte ihn die Journalistenschar: Weiß du überhaupt, was auf dich zukommt, wenn du um die WM mitfährst? "Das kann schon sein. Aber Kimi fährt vorne mit und spricht nicht so viel. Ich mache vielleicht den Fehler, dass ich zu viel rede..." So schnell wurde Timo wahrscheinlich noch nie von einer Meute erschrockener Journalisten aufgefordert, dass er ja nicht wie Kimi werden solle. Aber eine Frage, die ihm garantiert noch nie gestellt wurde, brachte ihn dann doch aus dem Konzept: "Woher kommt eigentlich der Name Timo?"

Die Lehre vom Feiern

Timo Glock war das gesamte Rennen auf der Suche, aber nicht unbedingt nach seinem ersten Podestplatz. "Wenn ich etwas getrunken habe, habe ich sofort nach einer Toilette Ausschau gehalten, aber die kam halt nirgends." Einen Vorteil scheint sein Leiden gehabt zu haben: wer schon vorher Magenbeschwerden hat, hält beim Feiern umso länger durch. Wen stört es dann schon, wenn das Flugticket vor dem Abflug am Montag, nach einer langen Nacht, kurzzeitig Reißaus nimmt?