So besonders fit war Timo Glock nicht, Montag früh um kurz nach neun auf dem Flughafen in Budapest: "Lange Nacht und kurzer Schlaf, ich weiß gar nicht so genau, wann wir eigentlich nach Hause gekommen sind - muss so gegen vier Uhr gewesen sein," grinste er, die dunkle Sonnenbrille an der Sicherheitskontrolle doch einmal kurz abnehmend, als es galt, ein ins Förderband gefallenes Ticket wieder ans Tageslicht zu befördern, was am Ende auch gelang.

Geschafft: Jubel bei Glock und Toyota. Der Start in eine lange Nacht..., Foto: Sutton
Geschafft: Jubel bei Glock und Toyota. Der Start in eine lange Nacht..., Foto: Sutton

Mit ein paar Freunden war er schließlich doch noch auf der traditionellen Red Bull-Party gewesen - am Sonntag Abend im Fahrerlager hatte er ja von Feiern erst einmal gar nicht viel hören wollen, glaubte, eigentlich viel zu kaputt dazu zu sein. Aber dann sickerte wohl doch allmählich durch, was er da geschafft hatte, und damit auch der Wunsch, diesen Tag und die Freude doch noch ein bisschen weiter zu genießen.

Die Sache mit dem Magen

Schließlich hatte Timo seinen sensationellen zweiten Platz beim Ungarn-GP unter zusätzlich erschwerten Bedingungen herausgefahren. Magenprobleme - die Nachwirkungen einer Magenverstimmung aus der Jerez-Testwoche - machten ihm zu schaffen, trotz der großen Hitze konnte er deshalb im Cockpit kaum trinken, "und da merkt man dann ab einem gewissen Punkt natürlich schon, dass der Körper nicht mehr optimal funktioniert, dann wird es auch immer schwieriger, die Konzentration zu behalten und keine Fehler zu machen..."

Was er aber trotzdem schaffte, das bisher beste Formel-1-Wochenende seiner Karriere hinlegte und damit Experten von Niki Lauda über Keke Rosberg und Marc Surer bis hin zu Teamchefs wie Dr. Mario Theissen und Norbert Haug zu Lobeshymnen hinriss.

Die Sache mit dem Kampfdackel

Was ihm dabei sicher half: Seine Kämpferqualitäten, die ihn im Laufe seiner Karriere immer wieder weiterbrachten, auch wenn die Umstände gegen ihm waren. Nach dem relativ frühen Formel-1-Debüt im Jordan 2004 dann trotz guter Leistungen wieder aus der Königsklasse ausgemustert, musste er den mühsamen Umweg über die USA und die GP2-Serie, in der er 2007 den Meistertitel gewann, gehen, um sich wieder einen Platz zu sichern.

"Das ist eine seiner größten Stärken, er gibt nie auf, kämpft immer bis zum letzten", sagt auch sein Manager Hans-Bernd Kamps, "und ich glaube, dass es sogar ein Teil des Erfolgsgeheimnisses in der Formel 1 ist, auch durch Tiefen gegangen zu sein. Nur wer auch Rückschläge erlebt und sie überwunden hat, wird es dauerhaft bis ganz nach oben schaffen."

Die Sache mit dem Untersteuern

Der erste F1-Pokal, bestimmt nicht der letzte., Foto: Sutton
Der erste F1-Pokal, bestimmt nicht der letzte., Foto: Sutton

Nach einem halben Jahr in der Formel 1 bei Toyota ist Glock jetzt auf dem besten Weg dort hin. In relativ kurzer Zeit schaffte er es, das Team hinter sich zu bringen, sehr viel Sympathie und Unterstützung zu gewinnen - und vor allem, das Auto seinem Fahrstil anzupassen und damit womöglich auch insgesamt besser und schneller zu machen, zum Vorteil des gesamten Teams.

Über Jahre hatte der Toyota eine permanente Tendenz zum Untersteuern, eine Charakteristik, an der Ralf Schumacher oft nahezu verzweifelte, mit der Jarno Trulli aber immer recht gut zurecht kam. Schon damals gab es unter Experten allerdings Vermutungen, dass genau dieses Verhalten des Autos dazu beitragen könnte, dass es Toyota nie gelang wirklich konstant weiter nach vorne zu kommen.

Die jetzigen Eindrücke scheinen das zu untermauern. Denn seitdem Timo Glock es mit hartnäckiger Arbeit geschafft hat, das Auto auf ein neutraleres Fahrverhalten abzustimmen, bekommt er den hoch gelobten Trulli immer besser in den Griff, sogar im Qualifying, der absoluten Stärke des Italieners. Schon vor zwei Wochen in Hockenheim war er bis zu seinem Crash wegen des Aufhängungsdefekts auf dem sicheren Weg zu Platz fünf oder sechs gewesen.

Die Sache mit dem Crash

Ein Crash, den er übrigens genauso schnell wegsteckte wie andere Rückschläge auch: "Für mich war das ganze Thema am Sonntag Abend dort abgehakt, den Wirbel drum haben nur andere veranstaltet." Dass der Defekt vermeidbar gewesen wäre, man bei Toyota einen Vorschaden übersehen hatte, brachte ihn auch nicht aus dem Konzept: "So etwas passiert im Motorsport einfach mal. Die einzige Konsequenz, die man aus so was ziehen muss, ist, die Kontrollmechanismen zu verbessern. Das hat das Team getan, da habe ich vollstes Vertrauen, alles kein Problem."

Als er vor ein paar Wochen sagte, sein Ziel sei es, 2010 mit Toyota Weltmeister zu werden, wurde der Wersauer von einigen als Träumer belächelt. Davon abgesehen, dass man in der Formel 1 ohne große Ziele nicht wirklich weiterkommt: Wenn die Entwicklung so weitergeht - beim Team genauso wie seine eigene - dann ist einiges möglich. Sollte es tatsächlich einmal so weit sein, dann fällt die Feier sicher noch ein bisschen wilder und länger aus als die jetzt in Budapest....