Monaco und die Formel 1, das ist vieles: Glitzer, Glamour, Spannung, Show. Aber Monaco ist vor allem auch immer wieder ein Platz für Emotionen, für Achterbahnfahrten der Gefühle, für Tränen der Freude oder der Enttäuschung. In einem dramatischen Rennen wie dem vom Sonntag ist sogar schon mal der ein oder andere Teampressesprecher am Ende "völlig mit den Nerven fertig", wie Wolfgang Schattling von Mercedes direkt nach dem Rennen zugab. Vom Schrecken am Start mit dem Pech von Heikki Kovalainen und dem Reifenschaden von Lewis Hamilton, "als schon alles verloren schien" bis zum erneuten großen Triumph der Silbernen mit Hamilton am Schluss - solche zwei Stunden gehen bei den meisten direkt Beteiligten ganz schön an die Substanz.

Ein schwieriger Tag für Adrian Sutil., Foto: Sutton
Ein schwieriger Tag für Adrian Sutil., Foto: Sutton

Umso ausgelassener wurde dann ganz hinten am Ende des Fahrerlagers gefeiert: Party war angesagt im McLaren-Motorhome, Champagner überall, selbst Hamilton mal ausnahmsweise mit einem Gläschen in der Hand, den anderen Arm um Sängerin Nicole Scherzinger von den Pussycat Dolls gelegt, die aber angeblich nur "eine gute Freundin" ist - so genoss der Engländer seinen ersten Monaco-Triumph, "meinen bisher schönsten Sieg, der vielleicht schönste Tag in meinem Leben."

Schließlich war es Hamiltons Kindheitstraum, wenigstens einmal in Monaco zu gewinnen, seit den Tagen, in denen er damals sein großes Idol Ayrton Senna immer wieder in der Straßen des Fürstentums dominieren sah: "Und in den letzten Runden habe ich im Auto auch an Senna gedacht, an seine Siege hier, und wie toll es wäre, wenn ich es jetzt auch schaffen könnte. Aber ich habe dann auch sofort wieder versucht, mich ja nicht zu früh zu freuen, nur konzentriert zu Ende zu fahren, hier kann so schnell so viel passieren."

Was für ein Gegensatz zu den McLaren-Nachbarn, zu Force India. Dort, nur eine Tür weiter musste Adrian Sutil erst einmal irgendwie verkraften, dass der Tag, der auch der größte in seiner bisherigen Karriere hätte werden können, in bitteren Tränen endete. Buchstäblich - die Riesenenttäuschung, dass ihn Kimi Räikkönen durch einen dummen Fehler wenige Runden vor Schluss um einen vierten Platz und damit einen sensationellen Erfolg gebracht hatte, ließen den 24-Jährigen schon gleich nach dem Aussteigen in der Box erst einmal weinen - und es gab wohl kaum einen im Fahrerlager, der nicht mit ihm gelitten hätte.

Dass Kimi Räikkönen persönlich vorbeikam, um sich zu entschuldigen, half Sutil auch nicht viel - aber er zeigte Größe: keine Vorwürfe, keine Beschimpfungen an den Finnen, nur die Feststellung, "dass Fehler eben passieren können." Wie schön es gewesen wäre, zusammen mit seinem alten Kumpel aus Formel-3-Tagen, Lewis Hamilton den bisher größten Tag der beiden in der Formel 1 gemeinsam feiern zu können, das durfte sich Adrian Sutil gar nicht ausmalen, es wäre dann wohl noch schwieriger geworden, das ganze zu verarbeiten...

Zieh: Sebastian Vettel lässt der Freude ihren Lauf., Foto: GEPA
Zieh: Sebastian Vettel lässt der Freude ihren Lauf., Foto: GEPA

Gerhard Berger dagegen strahlte nach dem fünften Platz von Sebastian Vettel wie schon lange nicht mehr - auch für ihn war das Wochenende eine Achterbahnfahrt gewesen. So hatte es doch zunächst mit dem neuen Auto für Toro Rosso alles andere als gut ausgesehen - und dann auf einmal gelang der große Sprung nach vorn. Was den Österreicher schon einmal veranlasste, "sich zumindest das Träumen von weiteren Erfolgen" zu erlauben... Und Vettel setzte sogar noch zu einem weiteren Freudensprung an: nach Platz 5 sprang er mit nacktem Oberkörper ins Hafenbecken von Monaco. Emotionen überall.

Schon am Freitag hatte sich Berger sehr über den Sieg von Bruno Senna im GP2-Rennen gefreut, der im Fahrerlager zum ersten Mal an diesem Wochenende überall Emotionen ausgelöst hatte, gerade bei all denen, die eben damals schon die großen Senna-Siege miterlebt hatten. So eben auch bei Berger, der für die Konkurrenten mit breitem Grinsen schon einmal düstere Prognosen abgab: "Das hat mir wirklich gefallen - ich hab mir gedacht, schon wieder ein Senna, der hier die Trophäen abräumt, da wird bald für die anderen wieder nichts mehr übrig bleiben."