Arbeiten von zuhause aus ist für Formel 1-Piloten eigentlich nie möglich. In Monaco kommt es für viele dem aber immerhin nahe. Da die Fahrerdichte im Fürstentum etwas höher ist als an anderen Orten, kommt es dann schon auch dazu, dass man sich am Morgen auf dem Weg zur Arbeit über den Weg läuft oder fährt. "Ich bin heute Morgen mit dem Scooter gefahren und kam durch den Tunnel, weil ich da durch muss. Vor mir war da einer mit dem Fahrrad. Ich kam näher und dachte, dass der doch sehr bekannt aussieht. Als ich vorbeikam, war es David Coulthard", erzählte etwa Nico Rosberg am Mittwoch.

Das nahmen die zwei Herren dann auch gleich zum Anlass, um ein wenig zu plaudern und Rosberg findet solche Erlebnisse schön. Doch nicht nur deswegen ist das Heimrennen für ihn etwas Besonderes. "Ich habe auch alle meine Freunde am Wochenende hier und es ist für mich einfach schön, wenn man ein Formel 1-Rennen hier hat", sagte er. Der Trubel rund um das Wochenende macht dem Williams-Piloten ebenso Spaß wie die Strecke. Doch die Strecke ist nicht nur Spaß, sondern auch mit Vorsicht zu genießen, wie Rosberg weiß. "Es wird sehr viel Risiko-Management am Wochenende betrieben. Wie viel kann ich attackieren und wie früh?", fragte er in die Runde.

Denn nach seiner Ansicht hat es wenig Sinn, am Donnerstag gleich 100 Prozent zu geben. Es sei viel besser, sich langsam zu steigern, da die Strecke im Laufe des Wochenendes ständig besser werde und sich dadurch komplett ändere. "Da muss man sich langsam hinein steigern und aufpassen, dass man nicht in die Barriere fährt. Wenn dir das passiert, dann verlierst du den ganzen Donnerstag und bist nur noch am Hinterherfahren", erklärte er. Mut verlange die Strecke aber nicht, denn die Fahrer seien so an ihre Autos gewöhnt, dass es da keinen Mut brauche. Respekt aber schon. "Es ist aber wie auf anderen Strecken auch das Ziel, nicht von der Strecke zu rutschen. Deswegen ändert sich da auch nicht so viel."

Der Tunnel war und ist doch etwas Anderes, Foto: Sutton
Der Tunnel war und ist doch etwas Anderes, Foto: Sutton

Ein wenig anders scheint das Gefühl im Leitplanken-Dschungel aber doch zu sein. Denn Rosberg hatte noch eine sehr genaue Erinnerung an seine erste Tunneldurchfahrt im Rennauto. "Ich weiß noch, als ich in der GP2 das erste Mal durchgefahren bin. Ich habe im Helm geschrieen, ich habe gebrüllt. Denn es ist einfach ein Wahnsinnsgefühl, mit 300 blind durch diese Kurve zu fahren. Man gewöhnt sich aber daran", sagte er zu dem Erlebnis, dass er als gigantisch bezeichnete.

Mittlerweile kennt sich Rosberg auf der Strecke von Monaco aber schon bestens aus und weiß, dass er ein gutes Qualifying brauchen wird, um im Rennen gut abzuschneiden. "Das habe ich voriges Jahr gesehen. Nick war nach dem Start vor mir mit seiner Ein-Stopp-Strategie und das hat mir mein Rennen total ruiniert." In diesem Jahr lässt der Wetterbericht aber vermuten, dass neben einem guten Startplatz auch ein gutes Regen-Setup notwendig werden könnte. "Das könnte die Sache interessant machen", meinte der Deutsche. Denn aufgrund des Wegfalls der elektronischen Fahrhilfen rechnet auch Rosberg, dass es sehr schwierig werden könnte.

"Wir werden dann sicher ein paar Schwierigkeiten sehen. Wir sind aber schon ein bisschen daran gewöhnt. Im Trockenen macht es gar keinen Unterschied", erklärte er, musste aber darauf verweisen, dass er für diese Saison erst zwei oder drei Testtage im Regen hatte. Doch nicht der Umstand, dass die Fahrer vielleicht ohne elektronische Fahrhilfen Probleme haben könnten, machte ihm die meisten Sorgen. Denn er erinnerte sich noch an die Runden im Regen im Vorjahr. "Da haben die Reifen nicht richtig funktioniert. Sie waren nicht im richtigen Fenster. Wenn das ohne Traktionskontrolle passiert, dann wird es richtig interessant."

Doch bei seinem Heimrennen will er sich davon nicht stören lassen, denn er traut sich und auch Williams einiges zu. "Williams ist hier immer stark gewesen und ich fühle mich wohl. Ich traue mir hier sehr viel zu. Mit ein bisschen Glück, könnte es sehr weit nach vorne gehen", sagte Rosberg. Den Sieg hatte er allerdings nicht im Blick, sondern mit viel Glück vielleicht ein Podest. Wobei der Sieg in Monaco doch einen besonderen Stellenwert für ihn hätte. "Hier in Monaco zu gewinnen, ist fast wie eine WM zu gewinnen. Vom Stellenwert ist die WM das Höchste, dann kommt der Sieg in Monaco."

Diese Zuneigung zu seiner Hausstrecke wurde natürlich schon lange gefördert. Von 1989 oder 1990 seien seine ältesten Erinnerungen an die Veranstaltung, wie er erklärte. Und ein Fahrer stach damals besonders hervor. "Sehr gut kann ich mich an Senna im McLaren erinnern; wie der gelbe Helm da ankam. Wir waren meist in der Schikane unten auf dem Schiff von Bekannten. Besonders im Warm-up am Sonntagmorgen damals noch, war es toll. Ich habe öfter auf dem Dach geschlafen und da kamen die angerauscht, die Sonne hat gebrutzelt und das ist schon eine tolle Erinnerung." Jetzt rauscht er halt selbst durch seine Heimatstadt.