Nach der Hitze von Malaysia war es angenehm, nach Bahrain zu kommen, denn es war nicht so warm und auch nicht so feucht. Und die Organisatoren des Rennens sind auch sehr engagiert. Es ist unglaublich, denn in Bahrain können die Leute nur schwer für das Rennen motiviert werden. Die Formel 1-Kultur ist dort nicht so vorhanden wie in England, Deutschland oder anderswo in Europa. Damit die Leute also für die Formel 1, deren Atmosphäre, das Racing und auch die Fahrer interessiert werden, stellt man rund um die Strecke diese großen Werbetafeln auf. In der Nähe unseres Hotels war eine direkt neben einer Moschee, was ein interessantes Motiv ergab. Da war auf der einen Seite die Religion und direkt daneben die Formel 1-Autos.

Kimi und Lewis waren überlebensgroß, Foto: Sutton
Kimi und Lewis waren überlebensgroß, Foto: Sutton

Außerdem schienen sie Verträge mit jenen Firmen zu haben, die diese ganzen neuen Hochhäuser errichten. Es sah toll aus, wie auf den Häusern im Rohbau die riesigen Köpfe der Fahrer hingen. Eines zeigte Beispielsweise Kimi und Lewis. Auf dem Weg zur Strecke war das für alle zu sehen, was für eine interessante Stimmung sorgte.

In Bahrain gehen sie eben wirklich auf die Leute zu, damit sie Teil der Formel 1-Szene sein wollen. So überreden die Veranstalter die Fahrer dazu, sich an einem Nachmittag auf ein typisches einheimisches Boot zu begeben - das aber eigentlich gar nicht im Wasser, sondern auf blau angemaltem Boden stand -, wo sie Autogramme gaben. Die Atmosphäre bei dieser Veranstaltung war wirklich gut. Die Leute bekamen ihre T-Shirts unterschrieben oder es wurden Poster mit Autogrammen verteilt.

Es ist aber nicht nur das. An der Strecke gibt es jenseits der Tribüne auch so viel Unterhaltung, damit die Leute auch Spaß haben, wenn sie nicht dem Rennen zuschauen - obwohl natürlich gehofft wird, dass sie auf das Rennen schauen. Die Menschen sollen aber einfach ihren Tag am Bahrain International Circuit genießen. Egal, ob sie eine Wasserpfeife rauchen oder etwas Anderes machen, es gehört alles zum Erlebnis und kostet nichts. Es geht nur um Unterhaltung, also sind auch Leute auf Stelzen unterwegs oder es werden Flaggen ausgeteilt und natürlich gibt es auch die ganzen Merchandising-Stände der Teams. Dort können alle Leute die Teamlogos auf ihre Gesichert gemalt bekommen - egal ob Ferrari oder Force India.

Die Schulkinder wurden auch zu Flaggenträgern, Foto: Sutton
Die Schulkinder wurden auch zu Flaggenträgern, Foto: Sutton

Das muss alles gemacht werden, da die Einheimischen nicht sehr interessiert sind. So versucht man, dass sie Teil der Formel 1-Szene sein wollen. Denn die meisten Leute, die zum Rennen kommen, sind ausgewanderte Europäer, die in Bahrain arbeiten und die Strecke wird von ihnen belagert. Die Einheimischen kommen nur zögerlich. Am Donnerstag waren die ganzen Schulkinder da, weil sie gratis kommen durften. Damit versucht man, die zukünftigen Formel 1-Fans zu begeistern. Die örtlichen Schulkinder wurden auch in Projekte eingebunden. Bei einem zeichneten sie Bilder auf ein Blatt und diese Zeichnungen wurden dann in jenem Tunnel verewigt, durch den wir jeden Morgen zur Strecke gingen. Wir gingen dort also immer vorbei, nachdem wir unser Auto geparkt hatten und einige der Bilder waren echt brillant. Sie haben es wirklich gut geschafft, auszudrücken, wie sie die Formel 1 vor ihrem persönlichen und religiösen Hintergrund sehen.

Am Donnerstagabend wollten die Organisatoren dann auch die Teams alle einbinden und machten eine Paddock-Party, wo alle eingeladen werden - Teams und Presse. Es gab Entertainment, der Paddock Club lieferte die Drinks und Kanapees. Sie gaben sich wirklich Mühe und ich dachte, es sei wichtig, das auch einmal zu erwähnen.

Bernie musste gratulieren, Foto: Sutton
Bernie musste gratulieren, Foto: Sutton

Das Rennwochenende selbst lieferte aber auch gute Werbung für die Formel 1. Es war toll, dass Robert Kubica seine erste Pole Position und die erste für BMW Sauber holte. Die Stimmung im Paddock war danach wirklich toll und alle schienen etwas aufgedreht zu sein - die Fotografen, das Team und so weiter. Wir machten dann die ganzen Bilder und überlegten, was wir als Titel auf die Seite stellen sollten und ich dachte, da Kubica Pole ist, wäre es doch nett, "Pole on Pole" als Titel auf der Seite zu haben. Das kann man natürlich nur einmal machen und irgendwie tauchte der Titel beinahe überall auf.

Als wir dann mit Mario Theissen, Willy Rampf und Robert das Jubelbild gemacht haben, kam auch noch Bernie Ecclestone vorbei, um zu gratulieren. Es war schön, dass Bernie das machte, denn Polen ist jetzt nicht das wichtigste Land für die Formel 1, doch Robert ist einfach der größte Star, den sie dort aktuell haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass ganz Polen da vor dem Fernseher war und gejubelt hat, als er die Pole Position herausfuhr. Ich denke, es war ein schöner Moment für die Formel 1. Außerdem ist es gut, dass BMW mit McLaren und Ferrari kämpft und sie etwas antreibt.

Da geht's lang, Foto: Sutton
Da geht's lang, Foto: Sutton

Ich selbst hatte am Donnerstag etwas Glück. Lewis hatte gerade seine Pressekonferenz gehabt und ging danach zu einer kleineren Runde mit ein paar britischen Journalisten. In Bahrain haben sie es dafür recht nett eingerichtet, da es außerhalb des Teambereichs einen Sitzbereich gibt, wo man sich entspannen kann. Lewis erzählte, was er nach Malaysia und in Bahrain so gemacht hatte und da das Licht so gut war, haben wir zwei, drei Fotografen, die dort waren, vor uns hin fotografiert. Irgendwann hat er gesagt: "Ich muss jetzt weg und meine Streckenbegehung machen."

Das haben nur ein paar von uns gehört, aber wir sind gleich durch die Boxen auf die Strecke und haben auf ihn gewartet - immerhin hatten wir da ja die Insiderinfo. Es kamen dann auch ein paar schöne Bilder heraus, als er über die Strecke marschierte und den Ingenieuren erklärte, auf was da und dort geachtet werden muss. Und da waren nur zwei Fotografen dabei, also war die Arbeit sehr einfach. Oft hat man bei solchen Anlässen 20 oder 30 Fotografen dabei und da ist es schwer, ein gutes Bild zu kriegen, aber diesmal konnten wir nahe hingehen und auch einmal im Weitwinkel Bilder machen.

Der lange Weg zurück, Foto: Sutton
Der lange Weg zurück, Foto: Sutton

Lewis' Unfall am Freitag war dafür recht eigenartig. Denn es passierte in einer schnellen Kurve und er schlug heftig ein. Auf einigen Strecken ist es so, dass man die Reifenstapel offen lässt und sieht, wie in Spanien und Silverstone, während man sie in Bahrain mit irgendeinem Netz überdeckte. Das kann für das Auto etwas heftiger sein und mehr Schaden verursachen, es ist aber schwer zu erklären, was da wirklich den Unterschied macht. Der Unfall hat auf jeden Fall viel Schaden verursacht, der Fahrer kam aber recht ungeschoren davon.

Ich wusste jedenfalls, dass Lewis abgeflogen war und wir hatten einen Fotografen an der Strecke, also wusste ich, dass wir diese Bilder hatten. Doch ich wusste auch, dass Lewis irgendwann zurückkommen muss. Auf einem Bildschirm habe ich dann gesehen, dass er auf einem Motorrad zurückgebracht wird. Man muss immer schauen, was so passiert, was die Fahrer so vorhaben und was auf den Monitoren so zu sehen ist. Lewis wurde direkt vor dem Paddock abgesetzt und ich bekam ein echt schönes Bild von Lewis, der auf mich zukam, seinen Helm noch auf hatte und rechts von ihm war dieses rote Banner. Ich bin ihm den ganzen Weg gefolgt. Er traf sich mit seinem Trainer, zeigte einigen Leuten den Daumen nach oben und ging dann an die Box. Manchmal muss man einfach wissen, was passiert und am Geschehen dran sein und in den Fall war ich das.

Es wurde lange gearbeitet, Foto: Sutton
Es wurde lange gearbeitet, Foto: Sutton

Was sich in Bahrain auch ganz toll machen lässt, sind Bilder am Abend. Es wird dort meist sehr dunkel und dann rücke ich mit meinem Stativ aus und mache Bilder der Boxen, der Lichter und von anderen Dingen - sie beleuchten auch die Bäume und Gebäude. Die Boxen sind sowieso gut beleuchtet, weil die Mechaniker so lange arbeiten. Es ist tatsächlich eines der ersten Rennen des Jahres, wo man diese Bilder bekommt. Diese Aufnahmen von den Mechanikern, die bei Nacht arbeiten, fangen gut ein, wie lange gearbeitet wird. Denn die Mechaniker sind wirklich sehr lange beschäftigt und es ist schön, wenn man das mit Bildern zeigen kann.

Am Sonntag waren dann natürlich auch wieder einige Berühmtheiten da. Da war Eric Clapton, den wir mit Jackie Stewart fotografierten und in der Startaufstellung warteten wir auf die Fahrer, als vorne plötzlich diese ganzen bekannten Leute auftauchten. Da war Clapton, da war Frankie Dettorie, Macy Gray war da und George Lucas ebenfalls und Akon trieb sich auch herum. Und Bernie Ecclestone war mit seiner ganzen Familie da. Überall waren Berühmtheiten, das war unglaublich. Dann bekamen wir auch noch dieses tolle Foto von dem Flugzeug, das so tief über die Strecke flog, weil Sponsor Gulf Air sich auch zeigen wollte. Man musste seine Augen überall haben.

Akon bekam sein Treffen, Foto: Sutton
Akon bekam sein Treffen, Foto: Sutton

Am nettesten fand ich aber, dass Akon geduldig gewartet hat, bis er Lewis endlich treffen konnte. Er hat da wirklich 15 oder 20 Minuten ausgeharrt und darauf gewartet, dass Lewis Zeit hat. Doch der verschwand dann Richtung Toilette und ich dachte mir, ich fotografiere dann die anderen Berühmtheiten weiter. Doch Lewis kam wieder und dann begrüßte er auch Akon und ich bekam ein paar nette Bilder, als sie sich High Fives gaben und scherzten. Es war ein schöner Moment, das auf Film zu bannen.

Bei den Boxenstopps hatte ich dann auch wieder das Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Ich war diesmal dafür zuständig, die Boxen zu fotografieren und nach Möglichkeit von allen Teams die Boxenstopps zu erwischen. Da man das von der Boxenmauer aus macht, von wo man alle Winkel der Stopps erwischen möchte, war ich beim Zieleinlauf natürlich gut postiert und bekam ein schönes Bild, als Felipe über die Linie kam und vor ihm die Flagge geschwenkt wurde.

Ich war dann auch sehr schnell beim Parc Fermé, wo weitergefeiert wurde und da waren auch alle Mechaniker, die ihre Fahnen schwenkten. Plötzlich kam Fernando zurück und über ihn und Ferrari hat es in der Vergangenheit ja so einige Spekulationen gegeben. Als er also vorbeiging, hielt ich einfach drauf und dabei kam dieses nette Foto heraus, auf dem er direkt unter der Ferrari-Fahne zu gehen scheint. Sollte er in Zukunft also vielleicht doch einmal bei Ferrari unterschreiben, dann passt das Bild. Es passt aber auch zu all den Gerüchten, die so um ihn kursieren.