Ab nun wird bei Honda mit Ruhe gearbeitet, keine Panik wird mehr ausbrechen und das alles, weil Ross Brawn mit an Bord ist. Davon ist zumindest Rubens Barrichello überzeugt, der Brawn bereits länger kennt und deswegen auch behaupten konnte: "Das Leben ist viel einfacher, denn ich habe gleich einen Bezug zu ihm." Für Nick Fry gibt es seit der Ankunft von Brawn beim Team ein gewisses Selbstvertrauen. "Vor einem Jahr haben wir gehofft, dass wir vorankommen könnten und irgendwann in der Zukunft Weltmeister sein würden. Jetzt, mit Ross, hoffen wir nicht mehr, wir wissen, dass wir das tun können. Es gibt eine führende Hand und das ist der Unterschied", meinte er.

Für Brawn selbst ist die Situation, zu einem nicht besonders erfolgreichen Team zu kommen und Aufbauarbeit leisten zu müssen, jedenfalls nichts Neues. "So lief es bei Ferrari. Wir begannen mit Rory [Byrne] und mir und haben das beste Formel 1-Auto gebaut, das wir bauen konnten. Danach haben wir die Organisation aufgebaut, um noch viel weiter zu kommen. Und das müssen wir hier machen. Falls nicht, dann wird das ein kurzes Stottern und das war es", sagte der Teamchef bei der Präsentation des RA108.

Sein Ziel ist es, die gleiche Konstanz wie bei Ferrari zu erreichen, wo das deswegen nach wie vor funktioniert, weil die richtigen Methoden und Philosophien vorhanden sind. Darauf ist Brawn nach wie vor stolz und will das unbedingt bei Honda auch erreichen. "Es ist nicht gut, wenn ich nur komme und sage: 'Drehe diesen Schalter, ziehe das Ding und es geht uns besser.' Das könnte sein, aber...wichtiger ist die Methode."

Ross Brawn hatte ein einzigartiges Verhältnis zu Michael Schumacher, Foto: Sutton
Ross Brawn hatte ein einzigartiges Verhältnis zu Michael Schumacher, Foto: Sutton

Um das zu erreichen, sähe es Brawn gerne, wenn er zu einem Fahrer so eine enge Beziehung aufbauen könnte, wie das mit Michael Schumacher der Fall war, den er als außergewöhnlich bezeichnete. "Ich hätte es gerne, wenn ich in Zukunft so eine Beziehung mit Fahrern - oder einem Fahrer - haben könne. Es war aber ziemlich einzigartig und so etwas passiert nicht oft", meinte der Teamchef. Doch auch wenn sich keine so enge Bindung einstellen sollte, sieht er keinen Grund, warum seine Pläne nicht in die Tat umzusetzen sein sollten.

Für ihn geht es einfach um Vertrauen innerhalb des Teams. "Mit Michael hatte ich vorbehaltloses Vertrauen. Wenn er eine Meinung über etwas hatte oder meinte, dass etwas auf bestimmte Weise getan werden müsste, dann vertraute er, dass ich das tun könnte. Genauso vertraute ich ihm auch beim Auto", sagte Brawn. Er glaubt, dass er mit Jenson Button eine ähnliche Beziehung aufbauen kann und mit Barrichello hat er bereits ein gutes Verhältnis, weswegen er eine gute Basis als gegeben sieht.

Von Button erwartet Brawn sogar besonders viel, denn er traut dem Briten einiges zu, sobald er ein vernünftiges Auto hat. "Wenn Leute nicht das passende Equipment haben, sieht man oft Blitze von Leistung in Bereichen, wo normalerweise Ausgeglichenheit herrscht - Regenrennen, schwierige Rennen. Er [Button] hat in diesen Situationen oft geglänzt", erklärte Brawn. Für ihn gibt es Fahrer, die Rennen gewinnen, die man eigentlich nicht gewinnen sollte. Michael Schumacher war für ihn so ein Fall. "Ich weiß nicht, auf welchem Niveau Jenson ist, aber ich habe keinen Grund, zu glauben, dass er nicht auf diesem Niveau sein kann."