Die letzten Wochen waren ziemlich hart. Ich habe zweieinhalb Monate in der Sportklinik in Bad Nauheim trainiert, war zwischendrin in der Toyota-Fabrik und bei den Tests in Jerez. Nur über den Jahreswechsel habe ich ein paar Tage Urlaub gemacht. Jetzt geht es nach dem Launch des neuen Toyota TF108 richtig los. Das viele Training war wichtig, denn in der Formel 1 muss man fitter sein als in der GP2 - schon allein deswegen, weil die Rennen länger sind. Das beste Training ist und bleibt aber das Fahren.

Deshalb freue ich mich auf meine erste Ausfahrt im neuen Auto. Erst danach werden wir wissen, wie gut es wirklich ist. Bei meiner ersten Ausfahrt für iSport in der GP2 wusste ich schon nach der ersten Kurve, dass das Auto gut ist. In der Formel 1 sollten wir nach der ersten Testwoche ein erstes Fazit ziehen können. Denn wenn das Auto schön aussieht, bedeutet das nicht automatisch, dass es auf der Strecke schnell ist. Das werden wir jedoch bald herausfinden. Davon abgesehen freue ich mich auf den Saisonauftakt in Australien und Highlights wie die Rennen in Monaco, Valencia, Shanghai und natürlich das Heimspiel in Hockenheim. In China bin ich 2004 schon gefahren und ich habe gute Erinnerungen daran - ich mag die Strecke sehr, sie ist für den Fahrer sehr anspruchsvoll.

Die Integration bei Toyota fiel mir nicht schwer. Viele der Mechaniker und Teammitglieder sind Deutsche, das macht es einfacher, aber auch mit allen anderen komme ich gut zurecht. Es war für mich nicht schwierig, ein gutes Verhältnis zum Team aufzubauen und mich an alle zu gewöhnen. Wir haben schon beim ersten Test gut zusammengearbeitet und in den Tagen vor dem Launch hatten wir viel Spaß zusammen - das ist ein gutes Zeichen.

Timo fühlt sich wohl in seinem neuen Team., Foto: Sutton
Timo fühlt sich wohl in seinem neuen Team., Foto: Sutton

Nur mit den Namen tue ich mir noch etwas schwer. Ich habe mir vom Team eine Liste ausdrücken lassen, auf der ganz groß alle Namen und Gesichter vom Renn- und Testteam abgebildet sind. Die versuche ich mir einzutrichtern. Dummerweise gibt es so eine Art Resetknopf: Immer wenn ich in die Fabrik gehe, läuft mir jemand Neues über den Weg. Dann stelle ich mich vor, bekomme einen neuen Namen und vergesse dafür einen von der Liste. Wenn ich dann wieder gehe, kenne ich keinen mehr. Aber Spaß beiseite: ich gebe mein Bestes, es hinzubekommen.

Vor einiger Zeit bekam ich abends um elf eine Kompletttour durch die gesamte Fabrik. Wenn man dann um zwölf oder halb eins durch die leeren Räume geht und einem noch jemand über den Weg läuft, schaut der gleich zweimal hin und fragt sich: Was macht der denn noch hier? Aber das habe ich angekündigt: Wenn ich den Schlüssel für meine Wohnung verlieren sollte, schlafe ich eben bei Toyota in der Werkstatt. Das waren kein PR-Gag und keine blöden Sprüche. Ich habe hier eine Aufgabe und die werde ich mit voller Kraft verfolgen.

Ich werde 100% für das Team und die Mechaniker geben, um Toyota über das Jahr nach vorne zu bringen. Mein Ziel ist es, konstant in die Punkte zu fahren. Wenn das Auto den Schritt gemacht hat, den wir uns erhoffen, wollen wir auch öfter in die Top-5 kommen. Wichtig ist, das Auto über das Jahr konstant weiterzuentwickeln, damit wir am Ende des Jahres vielleicht ein kleines Überraschungsergebnis einfahren und die Top-Teams ärgern können.

Japanisch habe ich noch nicht gelernt, aber ich bin sowieso zu allen Kollegen wie Timo Glock eben ist. Bei mir wird sich in der Formel 1 nichts ändern. Wenn du herkommst und dich verstellst, funktioniert es nicht. Wenn ich meinem Ingenieur etwas erkläre, bringe ich das so rüber, wie ich das immer mache - mit Hand und Fuß. Der einzige Unterschied ist, dass in der F1 nicht mehr so viel Zeit bleibt, alles in einem kürzeren Zeitraum besprochen werden muss. Deswegen ist es auch die Königsklasse.