Das Heimwochenende ist vorbei und damit liegt auch eine der schlimmsten Strecken für Ferrari im Kalender in der Vergangenheit. Es mag zwar komisch klingen, aber Jean Todt nannte den Kurs von Monza neben Monaco, Kanada und Budapest, wo es im Qualifying nicht gut lief, als den schlimmsten in diesem Jahr. Immerhin kann er aber mit Zuversicht voraus schauen, da er keine Anzeichen sieht, warum es in Spa, Shanghai oder Brasilien schlecht laufen sollte. "Es gibt ein Fragezeichen bei Fuji, weil wir noch nie dort waren", meinte der Ferrari-Teamchef in seinem Debriefing.

Wie es in den letzten vier Rennen mit der relativen Form gegenüber McLaren aussehen wird, konnte Todt aber nicht so genau beantworten. "Manchmal sind wir langsamer als sie, wie heute und manchmal sind wir schneller. Hier waren sie seit Beginn des Wochenendes stärker - und zuverlässiger", erklärte er. In Punkto Zuverlässigkeit konnte er auch ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Die kaputte Aufhängung bei Felipe Massa soll genau untersucht werden. "Wir haben verstanden, wo das Problem lag, jetzt werden wir das Teil ganz auseinander nehmen, damit wir die genaue Ursache finden. Es war das erste Mal, dass wir dieses Problem hatten", betonte Todt. Teamintern hat Felipe Massas Ausfall an der Strategie aber nichts geändert - zumindest offiziell. Beide Fahrer werden weiterhin voll racen, erklärte der Teamchef.

Da der Donnerstag der Spionage-Entscheidung immer näher rückt, musste auch Todt zu den bevorstehenden Ereignissen wieder einmal Stellung nehmen. Eine Einigung mit McLaren bevor das Verfahren beginnt, ist nicht möglich, da die Anhörung vor dem World Council ausgetragen wird und nicht dem Berufungsgericht. "Eigentlich hätte es vor dem Berufungsgericht stattfinden sollen. Dann hat die FIA entschieden, aufgrund neuer Beweise nicht vor das Berufungsgericht zu gehen und wieder den Council einzuschalten. Das ist das Problem", meinte er.

Bald wird Todt wieder den Anzug überstreifen, Foto: Sutton
Bald wird Todt wieder den Anzug überstreifen, Foto: Sutton

Über ein mögliches Ergebnis wollte sich Todt auch nicht auslassen, da es seiner Ansicht nach keine Speisekarte gibt, wo draufsteht, was man denn gerne haben wolle. "Ich will die Wahrheit. Die FIA und der World Council müssen nach den vorliegenden Beweisen entscheiden. Es liegt in unserer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass der World Council genügend Beweise vorliegen hat, damit er versteht, was passiert ist." Was dann herauskommen könnte, wollte er nicht vorwegnehmen. Er betonte nur, dass der Fall auf jeden Fall zu wichtig sei, als dass er einen Freispruch einfach so hinnehmen werde. "Wir würden in Italien weitermachen", meinte er einerseits, "und wir werden unsere Zivilklage in Großbritannien vorantreiben", sagte er andererseits.

Und das will er tun, obwohl er sich bewusst ist, dass die ganze Angelegenheit dem Sport schadet. Das bestätigte er nämlich selbst. "Es schadet dem Sport jedes Mal, wenn es eine unschöne Kontroverse gibt. Es ist bei den Leichtathleten passiert, es ist bei Goldmedaillengewinnern passiert, es ist im Radsport passiert, es ist im Fußball passiert und jetzt passiert es in der Formel 1. Es tut uns leid, dass es in der F1 passiert. Wir sind in einer Position, wo wir die Wahrheit ans Licht kommen sehen wollen. Das ist alles, was wir wollen und daran arbeiten wir", meinte Todt.

Und aus diesem Grund hatte Ferrari auch die Entscheidung im Juli nicht akzeptiert, da man laut Todt Beweise hatte, dass diese nicht angemessen war und damit nicht der Wahrheit entsprach. "Wenn man sich dann den Wortlaut der Entscheidung ansieht - im Fall von neuen Beweisen, werden die Dinge anders sein. Wir haben neue Beweise, ich meine, wir werden neue vorlegen können." Damit bestätigte er auch schon indirekt, was er zum Abschluss auch noch einmal in einen Satz kleidete. "Wir werden unseren Fall vorbringen können", sagte Todt. Sein nächster Auftritt wird dann wohl in Paris sein.