Mit der stärksten Saison seit langem macht das deutsch-britische Team seit Saisonstart regelmäßig auf sich aufmerksam und sorgt so gemeinsam mit Kontrahent Ferrari für einen spannenden Zweikampf an der Spitze. Dass der Abstand beider Titelrivalen zueinander mehr als eng ist, verdeutlichen die Resultate. Um bei diesem Kopf-an-Kopf Rennen bei jedem Grand Prix das Maximum aus dem Fahrzeug herauszuholen und gleichzeitig mit der Entwicklungsgeschwindigkeit der Konkurrenz mitzuhalten, ist ein kontinuierliches Entwicklungsprogramm Pflicht.

Der Doppeldeckerflügel sorgte für einen Aufschrei im Paddock., Foto: Sutton
Der Doppeldeckerflügel sorgte für einen Aufschrei im Paddock., Foto: Sutton

Als Resultat der Wintertestfahrten setzte man schon beim ersten Rennen in Melbourne neue Anbauteile ein - so genannte "Cockpit Ears", welche beidseitig am vorderen Ende des Cockpits montiert werden. Sie beeinflussen die Strömung um das Cockpit sowie die Anströmung der Seitenkästen.

Auch beim zweiten Rennen in Malaysia sorgte ein neuer Zusatzflügel im Bereich der hinteren sehr flach verlaufenden Motorabdeckung für eine verbesserte Strömung um die Anschlagpunkte der Hinterradaufhängung sowie eine optimierte Anströmung des Heckflügels.

Die wohl auffälligste Neuerung der bisherigen Saison war bei McLaren die Einführung des so genannten "Bridge-Wings" in Barcelona. Dabei handelt es sich um ein zusätzliches Flächenelement am Frontflügel, welches an den Endplatten befestigt wird und über die gesamte Spannweite des Frontflügels und somit über die tief nach unten gezogene Nase verläuft. Dass neben dem neuen Frontflügel auch der Heckbereich, um die Auspuffendrohre sowie die Endplatten der vor den Hinterreifen verlaufenden "Flip-Ups", überarbeitet wurde, blieb in Anbetracht des polarisierenden neuen Frontflügels fast unbemerkt.

Der MP4-22: Vier Spiegel und ein Satz Ohren., Foto: Sutton
Der MP4-22: Vier Spiegel und ein Satz Ohren., Foto: Sutton

Speziell für die Low-Downforce-Anforderungen des Kanada Grand Prix legte man einen völlig neu entwickelten Heckflügel nach. Das nun komplett gerade verlaufende Hauptprofil des neuen Heckflügels wird mittig durch zwei vertikale Stützflächen stabilisiert, deren unteres Ende sehr viel weiter vorne im Bereich der Motorabdeckung platziert wurde. Die neue Geometrie dieser Stützelemente soll einer Verformung der Flügelprofile in horizontaler Belastungsrichtung, also nach hinten, entgegenwirken.

Neuartige Schlitze erhielten die seitlich an den äußeren Seitenkästen montierten Sidepods. Diese Maßnahme soll helfen, die an der Innenseite der Sidepods vor den äußeren Seitenkästen gestaute Luft besser abzuleiten und somit die Luftführung entlang der Seitenkästen zu verbessern.

Beim Großen Preis der USA wurden die in Australien eingeführten "Cockpit Ears" durch neue, größere Flügelelemente ersetzt. Diese dienen wie schon ihre Vorgänger zur Optimierung der Strömung im Cockpitbereich sowie der Anströmung der Seitenkästen.

Neben leichten Modifikationen am neuen Heckflügel wurde für den Großen Preis von Europa am Nürburgring der untere Bereich der Bargeboards überarbeitet um den Anforderungen der aufeinanderfolgenden kurzen Geraden und mittelschnellen Kurven besser gerecht zu werden.

McLaren in Ungarn: neuer Heckflügel, aber keine Hörner mehr., Foto: Sutton
McLaren in Ungarn: neuer Heckflügel, aber keine Hörner mehr., Foto: Sutton

Während der MP4-22 in Barcelona mit dem Bridge Wing ein weiteres charakteristisches Element gewonnen hat, verlor er zuletzt eines seiner bisher wichtigsten Erkennungsmerkmale. Die schon berühmten und mittlerweile von BMW Sauber kopierten Wikingerhörner suchte man während der letzten beiden Rennwochenenden in Budapest und am Nürburgring vergeblich. Anscheinend sind die auffälligen Hörner an der Airbox des McLaren, welche die Anströmung des Heckflügels verbessern sollen, in Verbindung mit dem neuen Heckflügel und der modifizierten Motorabdeckung überflüssig geworden. Ob diese nun bei allen kommenden Rennen im McLaren-Aerodynamikpaket fehlen werden oder ob es sich nur um eine streckenspezifische Modifikation handelte, wird die Zukunft zeigen.

Letztendlich wird es für McLaren der Schlüssel zum Erfolg sein die momentane Entwicklungsgeschwindigkeit bis zum letzten Rennen durchzuhalten, denn die Konkurrenz aus Maranello schläft nicht. Mann kann also davon ausgehen, das beide Spitzenteams bis zum Saisonende noch einige Pfeile im Köcher parat haben werden.