"Man muss in diesem Beruf nicht unbedingt schnell sein, aber es hilft." So oder ähnlich dämlich könnte sich einer dieser 08/15 Bürosprüche für Formel 1-Fahrer anhören. Der wird dann schön auf die Mitte des Lenkrades geklebt und damit hat jeder, der das Auto genauer betrachtet, ordentlich was zu lachen - oder auch nicht. Da das in der Formel aber meist die gleichen Leute sind und andere, die dem Lenkrad unberechtigterweise zu nahe kommen, mit einem freundlichen aber heftigen Rauswurf oder auch juristischen Konsequenzen rechnen dürfen, hat der Spruch auf dem Lenkrad nicht viel Sinn. Außerdem wäre es langweilig, wenn alle 22 Piloten der Formel 1 den gleichen dabei hätten. Deswegen sollen zumindest einmal fünf Deutsche und ein Österreicher einen dämlichen Spruch fürs Büro bekommen.

Also bei Nick Heidfeld ist die Aufgabe nicht besonders schwer. Bei ihm wäre ein Aufkleber mit "man muss in diesem Beruf nicht unbedingt zweifacher Vater sein, aber es hilft" sicher nicht unangebracht. Den auf den Heckflügel geklebt und alle wollen hinterher fahren, um ihn sich wieder und wieder rein zu ziehen. Angesichts des Namens seines neuen Kindes wäre "möge die Macht mit dir sein" allerdings auch eine Variante. Bleibt die Frage, was denn mit dem Aufkleber im Qualifying möglich gewesen wäre. "Mit P4 bin ich zufrieden. Es war eine gute Runde, aber man ärgert sich immer, wenn man sieht, dass mit einem Zehntel mehr P2 möglich gewesen wäre." Und so tolle Aufkleber mit so tollen Sprüchen bringen doch locker eine Zehntel.

Ralf Schumacher glaubt vielleicht nicht daran, allerdings könnte er auch durchaus darüber nachdenken, sich den Spruch "man muss in diesem Sport nicht unbedingt ein hohes Budget haben, aber vielleicht hilft es irgendwann" mit einem Brenneisen auf seinem Helm verewigen zu lassen. Im Moment scheint diese Budget-Sache aber zu funktionieren, denn im Qualifying reichte es für Platz neun. "Von diesem Platz aus können wir in die Punkte fahren, auch wenn es von außen schwierig aussieht. Wir sind sehr zufrieden, beide Autos in den Top Ten zu haben", sagte Schumacher. Was er aber noch nicht versprechen konnte war ein Sieg. Nach einem Blick auf Schumachers bisherige sieglose Zeit bei Toyota, ließe sich deswegen vielleicht auch noch ein anderer Spruch machen: "Man muss in diesem Beruf kein Sieger sein, aber es hilft." Passt aber vielleicht nicht zur Helmfarbe.

Man muss in diesem Beruf nicht unbedingt eine Kappe tragen, aber es hilft - glauben wir halt, Foto: Sutton
Man muss in diesem Beruf nicht unbedingt eine Kappe tragen, aber es hilft - glauben wir halt, Foto: Sutton

Damit wären wir beim Williams Duo, das sich nicht ganz entscheiden konnte, welcher Spruch sich denn nun besser für beide eignen würde. Nico Rosberg brachte den Vorschlag: "Man muss in diesem Beruf nicht unbedingt jung sein, aber es hilft." Alex Wurz meinte hingegen: "Man muss in diesem Beruf nicht unbedingt Erfahrung haben, aber es hilft." Irgendwann kam dann einfach Frank Williams dazwischen und sagte: "Man muss in diesem Team nicht unbedingt Chef sein, aber es hilft." Danach waren die beiden ruhig und fuhren ein anständiges Qualifying, das zwar nicht in die Top Ten führte, aber dafür auf die besten Plätze außerhalb davon. "Ich habe heute alles herausgeholt, eine Top10-Position wäre aber drin gewesen. Andererseits ist 11. besser als 10., da wir jetzt die Strategie frei wählen können", meinte Rosberg danach.

Bevor wir jetzt aber auf den Spruch kommen "man muss in diesem Beruf nicht unbedingt eine Strategie haben, aber es hilft", sollten wir vielleicht daran denken, dass Wurz der wohl schon in Montreal durch den Kopf gegangen ist. Auf dem Nürburgring war seine Qualifying-Strategie einfach: so weit wie möglich nach vorne kommen. Platz acht wäre seiner Meinung nach möglich gewesen, Platz zwölf ist es geworden. "Deshalb bin ich enttäuscht. Wir sind konkurrenzfähig und hätten besser abschneiden sollen", erklärte Wurz danach. Denn eine Weisheit haben sich ganz unkreative Bürohengste ausgedacht: "Man muss in diesem Beruf nicht weit vorne starten, aber es hilft, denn man muss in diesem Beruf nicht unbedingt überholen können, weil es eh nicht geht." Ja, die Sesselfurzer haben tatsächlich den ersten Blödspruch-Double-Header geschaffen.

Jenseits dieser allgemein bekannten und banalen Weisheiten gibt es aber noch Spyker. Dort ist schon auf jedem Vertrag in einem Comic-Strip zu lesen: "Man muss in diesem Beruf nicht unbedingt reich sein, aber es hilft." Ja das hilft, vor allem dem Team, das sich damit weiter finanziell über Wasser halten kann. Und was bleibt den Fahrern? Das steht im Kleingedruckten: "Man muss in diesem Beruf nicht unbedingt leidensfähig sein, aber es hilft." Denn Adrian Sutil und Markus Winkelhock haben es an diesem Wochenende wahrlich nicht einfach. "Ich habe wohl kein leichtes Los gezogen. Adrian meinte: das Auto war dieses Jahr noch nie so schwierig zu fahren wie hier", sagte uns Winkelhock nach dem Qualifying.

Sutil selbst beschrieb die Schwierigkeiten folgendermaßen: "Wir verlieren beim Einlenken Grip an der Vorderachse und haben Probleme beim Bremsen. Die Vorderräder blockieren, was man im Qualifying nicht gebrauchen kann." Dazu rutschte ihm auch fast der perfekte 08/15-Spruch raus, der allerdings schon in zu vielen Gebieten des menschlichen Lebens verwendet wird. "Wenn wir die Probleme nicht beheben können, müssen wir eben damit leben", meinte Sutil. Und Winkelhock? Der haderte mit dem Schicksal, denn erhofft hatte er sich ein wenig mehr. "Ich bin nicht richtig glücklich, aber letztlich stand eh fest, dass ich in der letzten Reihe stehen würde." Nun will er einfach das Rennen zu Ende fahren, wobei man ihm eine der wichtigsten aller 08/15-Weisheiten auf die Iris tätowieren sollte. "Man muss in diesem Beruf nicht unbedingt fehlerfrei sein, aber es hilft." Außerdem werden es die Mechaniker danken.